Harz Harz: Kulinarisches aus dem Harz
HALBERSTADT/MZ. - In der Küche des Restaurants "Am Sommerbad" in Halberstadt geht es, wortwörtlich, heiß her. Wo sich normalerweise vier Köche um das leibliche Wohl ihrer Gäste kümmern, drängeln sich nun die Teilnehmer des Wettstreits und braten, überbacken und schneiden, was das Zeug hält. Unter dem Thema "Eine kulinarische Entdeckungsreise durch den Harz" war es ihre Aufgabe, sich ein kreatives viergängiges Festmenü zu überlegen und vor Ort zu kochen. Mitten im Getümmel die Stimme von Gabriele Kunth: "Denkt dran, in zehn Minuten muss die Vorspeise angerichtet sein!" Was klingt wie ein rauer Arbeitsbefehl, ist in Wahrheit eine große Hilfe für die Koch-Azubis. Neben dem Vor- und Zubereiten ihrer Speisen haben sie kaum Muße, noch auf die Uhr zu achten. "In der Küche herrscht von der ersten bis zur letzten Minute Druck" berichtet die sympathische Berufsschullehrerin, die weiß, wovon sie spricht. Seit vielen Jahren organisiert sie, gemeinsam mit ihrem Mann Kristof Kunth, die Regionalmeisterschaft und hat dabei schon einiges erlebt. "Letztes Jahr ist uns sogar jemand zusammengebrochen! Die Anforderungen sind wirklich sehr hoch, und manche halten dem Druck nicht stand." Als gute Seele des Wettbewerbs läuft sie in der Küche umher und versucht, ab und zu mit ein paar Anregungen hilfreich zur Seite zu stehen. Besonders, so berichtet die quirlige Frau, freue sie sich, dass Gerhard Dammert, mehrfacher Olympia- und Weltmeister der Nationalmannschaft der Köche, einmal mehr den Weg in den Harz gefunden hat. Vor drei Jahren befand sich der Meisterkoch das erste Mal unter den Juroren und beurteilte auch jetzt wieder die Leistung der Teilnehmer. Doch nicht nur in der Küche herrscht reger Betrieb, auch die Restaurant- und Hotelfachleute haben alle Hände voll zu tun. Wunderschöne Blumengestecke und hier und da eine lustig dreinblickende Harzhexe sind auf den Tischen zu finden - auf einer der Speisekarten ist sogar die Harzer Schmalspurbahn verewigt. " Die Tischdekoration muss dem Thema entsprechen, es darf allerdings nicht zu überladen sein" erklärt Kristof Kunth, Vieles muss beachtet werden, möchte man einen ansprechenden und stilvollen Tisch gestalten. Der Abstand der Gläser, die Anordnung des Bestecks - was auf den Tischen so makellos daher kommt, haben die Azubis in langer und mühevoller Arbeit gelernt. Sich etwas von der Leistung der anderen abzugucken ist, wenn auch nicht beim Wettbewerb, so doch für die zukünftige Arbeit erlaubt. "Ich finde es spannend zu sehen, wie die anderen Häuser arbeiten. Das ist wirklich eine hilfreiche Erfahrung" erzählt Nicole Wild, angehende Hotelfachfrau im "Gothischen Haus" in Wernigerode.
Die Resonanz auf den Wettbewerb, der sich über zwei Tage erstreckt, war in diesem Jahr besonders groß: 44 Auszubildende aus dem zweiten und dritten Lehrjahr hatten sich angemeldet. Am ersten Tag galt es den theoretischen Teil des Wettbewerbs zu durchlaufen. Die Köche mussten eine Warenerkennung schreiben, die Hotelfachleute eine Bankett-Vereinbarung. Aufgabe der Restaurantfachleute war es, ein Fünf-Gänge-Menü mit passenden Getränken zu erstellen. Anschließend wurden die Leistungen bewertet, die sechs Besten aus jedem Berufszweig qualifizierten sich für das Finale.
"Ich war zwar letztes Jahr auch schon dabei, aber es ist trotzdem wieder super aufregend!" sagt Tina Fengefisch. Die 21-Jährige absolviert gerade ihre Ausbildung zur Restaurantfachfrau im "Weißen Hirsch" in Wernigerode. Sie ist bereits im dritten Lehrjahr, der diesjährige Wettbewerb ist somit ihre letzte Chance zur Teilnahme. Dies verstärke ihre Anspannung noch, doch, so betont sie, die Atmosphäre sei nett und außerdem würde man viel dazulernen. "Es ist eine tolle Trockenübung für die Abschlussprüfung!"
In 20 Minuten soll die Vorspeise serviert werden, der große Gastraum hat sich bereits mit vielen Gästen gefüllt, die das Festmenü verkosten werden. Die Tür zur Küche ist mittlerweile geschlossen, von der Hektik, welche dahinter herrscht, bekommt keiner der fröhlich plaudernden Besucher etwas mit. Genau so soll es sein, denn der Betrieb müsse weitergehen, egal was im hinteren Teil des Restaurants passiert, so Kristof Kunth. Der Gast soll die Gaststätte verlassen und sich in der entspannten Atmosphäre rundum wohl gefühlt haben. Das tun die Eingeladenen sichtlich, was nicht zuletzt am gelungenen Ambiente und der freundlichen Bedienung liegt. Denn neben dem Wettbewerb haben alle Teilnehmer ein gemeinsames Ziel: die volle Zufriedenheit des Gastes.