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Harz Harz: Im Zeichen des Obelisken

Von UWE KRAUS 31.07.2011, 16:53

MÄGDESPRUNG/MZ. - Heinz Mente zeigt auf den hölzernen Verschlag in der Maschinenfabrik Carlswerk Mägdesprung. "Das war die Meisterbude. Da habe ich 1950 an die Tür geklopft und gesagt, ich will Dreher werden. Da war ich 14." Eine Drehbank war aber nicht frei. "Nach einem Anruf oben im Werk stellte sich heraus, dass da eine Hobelbank unbesetzt war. So begann mein Weg als Modell-Tischler."

Ehemalige Mitarbeiter wie Heinz Mente bildeten am regnerischen Sonnabend den Großteil der Besucher des 9. Hüttentages, der unter dem Motto "Metallgestaltung - Kunst & Handwerk & Tradition" aber auch Touristen, Metallgestalter und Freunde der Eisenhütte anzog. Der traditionelle Hüttentag in dem technischen Denkmal im Selketal stand ganz im Zeichen des Wiederaufbaus des Obelisken von Mägdesprung.

199 Jahre liegt die Einweihung des Obelisken zurück. Die metallene Nadel sollte an Fürst Friedrich Albrecht erinnern. Mit dem Bau schrieb man im Selketal Technikgeschichte. Gossen die Arbeiter die vier 12,4 Meter langen gusseisernen Platten doch aus einem neuen Hochofen und entstand dafür eine neue Gießhalle. 164 Jahre lang galt der Obelisk als Wahrzeichen von Mägdesprung, dann musste er der Zeit und dem Wetter Tribut zollen. Wo die vier Platten zusammengefügt waren, zerfraß Rost das Denkmal. Heute sieht man davon nur noch einen Stumpf und das Rondell.

Jürgen Wisnewski vom Eisenhüttenverein Mägdesprung Carl Bischof ist sich ziemlich sicher, dass in einem Jahr die Obeliskennadel als Zeugnis der industriellen Leistung des Hüttenwesens und Eisengusses wieder in metallener Schönheit strahlen wird. Dass dies im Jubiläumsjahr "800 Jahre Anhalt" geschehe, sei ein besonderes Ereignis.

Am Sonnabend besuchte auch Ortsbürgermeister Horst Schöne das Carlswerk und die Mitglieder des Eisenhüttenvereins. "Der Ortschaftsrat hat beschlossen, 1400 Euro aus dem Topf der Vereinsförderung für die Arbeiten am Obelisken zur Verfügung zu stellen", sagte er bei der Übergabe eines entsprechenden Schecks an Jürgen Wisnewski. Schöne selbst, von Hause aus Diplomhochbauingenieur, will den Enthusiasten vom Verein ebenso begleitend zur Seite stehen wie zwei Quedlinburger Ingenieurbüros, die sich unentgeltlich an der Berechnung der Statik beteiligen. Eins dürfte dagegen klar sein: Die vier einst gegossenen Platten werden künftig durch Stahlkonstruktionen ersetzt, schon aus Finanzgründen könne man sich so einen Guss nicht leisten.

Viele der älteren Gäste erinnerten sich noch an die technische Ausstattung des Carlswerkes, die in vielen Teilen noch erhalten ist. Otto Hempel kam im November 1945 hier in die Lehre. Er wurde Maschinenschlosser, vertrat später den kranken Meister, setzte sich auf die Schulbank und wurde selbst Meister und Techniker. Im Carlswerk selbst wirkte er bis 1966, um dann im Werk andere Aufgaben zu übernehmen. Er fachsimpelte mit Gerfried Mallisch aus Harzgerode darüber, wie das größte jemals hier gefertigte Zahnrad entstand. "Das muss 1948 / 1949 gewesen sein. Es hatte so drei Meter Durchmesser und lief dann hier bei uns im Getrieberaum, um das Wasserrad für die Gießerei mit anzutreiben." Sie erinnern sich noch an die Zeiten, als um 11 Uhr Wasser aus einem nahen Stollen abgelassen wurde, um über einen Abzweig am Stahlhammer dann das Wasserrad der Tischlerei zu erreichen. Erst kürzlich habe man das Gewölbe entdeckt, durch das das Wasser für die Antriebe bei den Ziseleuren und Tischlern lief.

Heinz Mente erzählt vom Wasserrad, von dem aus über ein Seil und eine Welle die Maschinen im Carlshaus zum Laufen gebracht wurden. Das klappte bis 1955. "1956 kam die große Eisfahrt. Die hat das Wehr zerdrückt. Die Selke hatte 60 Zentimeter Eis, das lag dann auf der Lattenwiese." Seither hatten die Maschinen im Carlswerk Einzelantriebe, erinnert sich Mente. Elke Schindler von der Stadtinformation Harzgerode verweist auf die Unterstützung heimischer Firmen beim nunmehr 9. Hüttentag. Die Firma Systec in Harzgerode fertigte eine limitierte Anzahl Anhänger mit der eingravierten Schutzmarke "Obelisk". Der Carlswerk-Gedenktaler zeigt ebenfalls das alte und künftig wieder erstrahlende Wahrzeichen. Die Talerpresse dafür bauten Harzgeröder Auszubildende der Trimet Aluminium AG.