Harz Harz: Im Clinch mit der Koba
Blankenburg/MZ. - Genau 4 902 so genannte Integrationen auf den Arbeitsmarkt oder in eine Ausbildung konnte die Kommunale Beschäftigungsagentur Koba Jobcenter Harz im vergangenen Jahr verzeichnen. Soll heißen, sie konnten in eine Beschäftigung vermittelt werden. Eine beeindruckende Bilanz, die Koba-Chef Dirk Michelmann vor Medienvertretern ziehen konnte. In diesem Jahr will die Koba dieses Ergebnis sogar um sechs Prozent steigern. Doch im Hause Michelmann läuft offenbar nicht alles so glatt, wie es nach außen dargestellt wird.
Falko König kann ein Lied davon singen. Mit 27 Jahren zählt er zu den Koba-Kunden, die schon schlechte Erfahrungen mit dem kommunalen Eigenbetrieb gemacht haben. Eher unfreiwillig sei er in die Situation geschlittert. Nach seiner Lehre als Maschinenmechaniker arbeitete er in einer Goslarer Firma. Durch die schlechte Auftragslage wurde ihm, der noch bei seinen Großeltern in Blankenburg zur Miete wohnt, gekündigt. Danach erfolgte eine Umschulung. Er machte seinen Schweißerschein. Für wenige Monate gab es einen Job in Thale.
Es folgte ein Jahr Arbeitslosigkeit. König fand in dieser Zeit keine Arbeit. Grund dafür mag wohl auch seine schwere Hörbehinderung von 70 Prozent sein. Er meldete sich noch während der Arbeitslosigkeit im Frühjahr vergangenen Jahres bei der Koba, um Hilfe zum Lebensunterhalt zu bekommen. Da begann das Dilemma. Auch seine Großeltern mussten ihre Finanzlage offen legen. Immer wieder wurden von der zuständigen Bearbeiterin angeblich fehlende Unterlagen angefordert. "Wir hatten aber alle zum Kopieren der Koba vorgelegt", versicherte König. Drei Monate gab es kein Geld. "Ich war froh, dass ich wenigsten an den Kühlschrank von Oma und Opa durfte, um etwas zu essen zu haben", blickt der junge Mann zurück. Selbst die Krankenkasse wurde ungeduldig. Die Großeltern bezahlten die ausstehenden Beiträge von rund 350 Euro. Am 28. Mai war endlich die lange Zeit des Wartens vorbei. Er konnte an eine Wernigeröder Zeitarbeitsfirma vermittelt werden. Sein Antrag auf Hartz IV wurde später abgelehnt. Falko König wandte sich verzweifelt an die IG Metall in Halberstadt. Die nahm sich des Falls an. Daraufhin wurde die Beihilfe für März und April bewilligt.
Für den Monat Mai wurde erneut Mitte Oktober ein Folgeantrag mit Gewerkschaftshilfe gestellt. Alle erforderlichen Unterlagen mussten erneut kopiert und eingereicht werden. Im November kam die Ablehnung. Die Lohnbescheinigung für Mai fehlte. Da platzte selbst der IG Metall der Kragen. "Es ist mir schleierhaft, weshalb Sie Lohnnachweise für Mai einfordern, die es aufgrund der Arbeitslosigkeit nicht gibt", schrieb Gewerkschaftssekretär Andre Voß am 31. Januar. Er ersuchte die zuständige Koba-Mitarbeiterin, "dringend den rechtswidrigen Bescheid" bis zum Ende der Arbeitslosigkeit abzuändern. Er drohte mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde - wegen schleppender Bearbeitung und fehlerhaften Bescheid. Die Koba regierte prompt. Es seien plötzlich alle Unterlagen da, hieß es einen Tag später. Der Bescheid werde bis Mitte Februar diesen Jahres geändert. Doch das ist nicht das einzige Problem. Insgesamt drei Einstellungszusagen von Firmen hatte Falko König der Koba vorgelegt, mit der Bitte um eine Weiterbildung. Zwei Schreiben seien spurlos verschwunden. Die jüngste Garantie zur Mitarbeitereinstellung nach Schweißerprüfung gab eine Blankenburger Firma ab. Sie wolle dem jungen Mann eine Festeinstellung geben, wenn er sich zum Schweißfachmann qualifiziert und fehlende Pässe noch erlangt. Der Lehrgang hat bereits am 6. Februar begonnen. Doch die Koba lehnte die Kostenübernahme für die Weiterbildung ab. Er habe Schweißernachweise und könnte wieder in eine Zeitarbeitsfirma vermittelt werden. Doch das lehnte Falko König ab. Die schlechte Erfahrung mit der letzten Zeitarbeitsfirma steckt ihm noch in den Knochen. "Da ist man wieder sechs Monate auf Probe und nach weiteren sechs Monaten wird man auf die Straße gesetzt, um sich neue Leute zu holen", berichtet er. Auch hier fand der Gewerkschafter deutliche Worte: "Ich ersuche Sie dringend, sowohl den Vorgang Mai 2011 als auch die Lehrgangskosten zeitnah zu genehmigen, andernfalls werde ich gerichtliche Schritte einleiten." König hat inzwischen Anzeige wegen Unterschlagung von Dokumenten erstattet.
Die Drohung der IG Metall zeigte offenbar Wirkung. "Herr König kann sofort in der Firma anfangen", teilte die zuständige Leiterin vom Koba-Arbeitgeberservice, Babara Ühre, auf Anfrage der Mitteldeutschen Zeitung mit. Was die Beihilfe betrifft, könne sie keine Auskunft geben, weil es nicht ihr Bereich ist. Die Blankenburger Firma hätte ihr zugesichert, dass Herr König sofort anfangen könne. Der Lehrgang soll dann über mit einem Zuschuss aus einem Landesförderprogramm finanziert werden, das extra für die Qualifizierung und Einstellung von Menschen mit Behinderungen aufgelegt wurde. Am Dienstag hat Falko König einen Termin bei der Firma. Er hofft nun, dass die ganze Odyssee ein glückliches Ende findet.