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Harz Harz: Faszinierende Gesichter an Felsen und in Bäumen

Von ANDREAS BÜRKNER 15.02.2011, 18:19

THALE/MZ. - "Das Krokodil ist doch eindeutig zu erkennen", versuchte die Besucherin der neuen Ausstellung im Hüttenmuseum Thale dem Partner ihre Sicht auf eine der Fotografien zu zeigen. Doch gerade eindeutig ist nichts bei den "Baum- und Steingesichtern", wie Ingrid Neufert aus Neinstedt ihre Sammlung von Schnappschüssen aus der Natur nennt. "Ich habe ganz bewusst auf Titel für die Bilder verzichtet, um die Phantasie nicht einzuschränken", überlässt sie lieber den Besuchern die Entdeckung. "Alle Fotos sind original und nicht bearbeitet", betont sie. "Angeregt zu diesem Thema wurde ich durch ein Steingesicht", berichtete Neufert, "welches ich einst unterhalb des Goethefelsens entdeckte."

Nicht nur die Gegend, "die meisten der Steingesichter stammen aus dem Bodetal", sondern auch der deutsche Dichterfürst scheinen es ihr angetan zu haben. Denn der Spruch Goethes: "Das Höchste, wozu der Mensch gelangen kann, ist das Erstaunen", könnte zugleich als ihr Arbeitsmotto gelten. Mit einem geschulten Auge und fotografischem Blick meint sie zwischen Felsformationen und an ausgewaschenem Gestein Gesichter zu entdecken.

Zumindest die Umsetzung dürfte ihr keine Probleme bereiten - kein Wunder, hatte die 1938 im thüringischen Erfurt geborene Ingrid Neufert doch vor ihrer späteren Anstellung als technische Assistentin zunächst eine Fotografie-Lehre absolviert. Lange schlummerten diese einst angeeigneten Fähigkeiten vor sich hin, standen eher berufliche und familiäre Aufgaben im Vordergrund oder die musikalischen Veranlagungen. Sie singt im Chor oder musiziert auf Instrumenten, nicht erst, seit sie 1987 nach Neinstedt umzog.

Erst 2000 fand sie den Mut zu ersten Ausstellungen, doch inzwischen hat sie sich längst einen Ruf in der Galerieszene erworben. Hüttenmuseumsleiterin Ute Tichatschke konnte deshalb angesichts des großen Andrangs und der anerkennenden Besucherblicke feststellen: "Sie ist schon eine gute Bekannte im Museum." Bezogen auf die präsentierten Aufnahmen bestätigte sie das Credo der Künstlerin: "Sie regen ganz stark die Phantasie an." Dabei gestalte sich vor allem das Festhalten der Baumgesichter schwierig, bekannte Ingrid Neufert, "weil sich die Eindrücke binnen kurzer Zeit ändern können." Leider habe sie nicht immer die Kamera dabei gehabt und wollte die Schnappschüsse deshalb später nachholen, doch dann sei manches schon gar nicht mehr zu entdecken gewesen. "Das geschah einerseits durch äußere Einflüsse, beispielsweise einen Sturm, der Äste abbricht", beschrieb sie die Gründe, "aber auch durch einen geänderten Lichteinfall." Nicht umsonst beschrieb sie es deshalb mit "Sehen ist Augenblick". Das persönliche Empfinden sei vom Sonnenstand, dem Blickwinkel oder der Helligkeit abhängig, beweist die Hobbyfotografin auch mit einer Serie des selben Motivs, dem Gesicht unterhalb des Goethefelsens. Die Eindrücke sind jedes Mal anders, behauptet sie, in deren Arbeit auch sonst Landschaft und Natur im Mittelpunkt stehen.

"Ich bin vor allem von der Ausstrahlung der Bäume, des Wassers und der Steine fasziniert", bekennt Neufert auch in ihrer Biografie. Die Nahaufnahmen der Baumgesichter entstanden meist beim Spaziergang durch Parks, wobei sie die nach englischem Vorbild bevorzugte. "Immer wieder konnte ich die 'Augen der Bäume' sehen, die im schön gewachsenen, aber knorrigen Holz zu entdecken sind", verwies sie auf den Gang durch die Natur mit wachem Blick. Nur einiges war davon zur Eröffnung aufgrund des großen Andrangs im kleinen Raum zu entdecken, die Besucher verstellten oft den Blick auf die Fotografien, aber auch die Baumwurzeln und Holzstücke zur Dekoration. Sind es nun wirklich Ochse, Krokodil und Kranich oder doch nur die Abbildungen von Bäumen sowie Felsen und Steinen?

Jeder kann sich davon sein eigenes Bild machen. "Beim Blick darauf sind immer wieder neue Details zu entdecken", stellte Ute Tichatschke jedenfalls schon beim Aufbau fest und versprach, dass "sich ein längeres Verweilen oder gar ein erneuter Besuch der Schau" durchaus lohnen würden.

Die Sonderausstellung im Hüttenmuseum Thale kann noch bis zum 20. März dienstags bis sonntags von 9 und 17 Uhr angeschaut werden.