Harz Harz: Englische Gestaltung geht zurück auf die Zeit um 1900
WIESERODE/ERMSLEBEN/MZ. - "Das Wegesystem besteht mit relativer Sicherheit mit ganz geringen oder keinen Veränderungen seit der Zeit um 1900. Die englische Gartengestaltung ist auf die Zeit um 1900 zu datieren", nannte Uwe Merz vom gleichnamigen Landschaftsarchitekturbüro eines der Ergebnisse, welche sich aus der Bestandserfassung für den Landschaftspark Degenershausen ergeben haben. Diese Bestandserfassung ist ein erster Schritt für die denkmalpflegerische Rahmenzielstellung, die derzeit für den in der Gemarkung Wieserode gelegenen, zu den "Gartenträumen" gehörenden Park erarbeitet wird. Die Rahmenzielstellung wird dann ein Handlungsleitfaden, eine Handlungshilfe für die Kommune und den Förderverein bei der weiteren Entwicklung des Parkes sein, dessen Attraktivität erhöht werden soll.
Bislang wurde davon ausgegangen, dass der Park sein Bild im Stil eines englischen Landschaftsgartens in der Zeit um 1924 im Auftrag von Hans-Wilke von Bodenhausen-Degener erhalten hat. Doch ein Plan aus dem Jahr 1903 zeigt schon das Wegesystem, wie es bis heute erhalten ist, erläuterte Uwe Merz, der die ersten Arbeitsergebnisse im Rathaus in Ermsleben Vertretern der Stadt Falkenstein Harz, des Fördervereins für den Landschaftspark, der Unteren Naturschutzbehörde sowie des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie vorstellte. Das bedeutet, so der Landschaftsarchitekt, "die grundsätzliche Architektur des Gartens ist älter".
Wie er weiter berichtete, war bei der Auswertung der Quellen auffällig, dass es viele Angaben aus der Zeit von Hans-Eberhard von Bodenhausen-Degener gibt, der in Degenershausen von 1914 bis 1918 wirkte, aber nur ganz wenige aus der Zeit von Hans-Wilke von Bodenhausen-Degener, der die Anlage danach in vierter Generation verwaltete und über den berichtet wird, dass er viele fremdländische Gehölze von seinen Reisen mitgebracht hat. Uwe Merz war sich mit Heike Mortell von Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie darin einig, dass Eberhard von Bodenhausen-Degener eine sehr große Rolle bei der Gestaltung der Parkanlage gespielt hat. Einig waren sich beide Experten auch darin, dass der "Leitzustand" für den Park jener aus der Zeit um 1920 sein sollte. "Das heißt aber nicht, dass man spätere Ergänzungen nicht akzeptiert", so Heike Mortell.
Gezeigt hat sich ebenso, dass auch im so genannten inneren Bereich des Landschaftsparkes weitere Bestandsanalysen notwendig sind: Hier gibt es Differenzen zwischen der Erfassung des Baumbestandes durch Studenten im Jahr 2004 und der jetzt erfolgten Vermessung, die weitaus mehr, bislang nicht genauer erfasste Bäume zeigt. "Der Umgang mit den Bäumen ist an vielen Stellen von entscheidender Bedeutung", so Uwe Merz.
Das wurde auch anhand des umfangreichen Bildmaterials deutlich, welches zum Beispiel alte Blickbeziehungen zwischen Teich und ehemaligem Herrenhaus zeigte oder eine kulissenhafte Randbepflanzung, wie sie vom Herrenhaus erlebbar war. Die alten Fotos und das alte Kartenmaterial haben aber auch bislang nicht beantwortete Fragen aufgeworfen. Dazu gehören zum Beispiel jener Bogenweg, der auf altem Kartenmaterial noch zu sehen ist und die Teichanlage in zwei Teiche teilte, oder die Frage, wie viel von jenen Pflanzungen, die bis 1918 erfolgten, heute tatsächlich noch da ist. Oder jene alte Ansichtskarte, die einen Blick auf Degenershausen von "Dora's Ruh" zeigt - nur: Wo ist "Dora's Ruh"?
Die offenen Fragen sollen nun unter anderem durch weitere Recherchen, erneute Begehungen im Park gemeinsam mit Vereinsmitgliedern sowie Gespräche mit sachkundigen Wieserödern geklärt werden. Wenn die denkmalpflegerische Rahmenkonzeption vorliegt, welche auch einen Maßnahmenplan mit vorgeschlagenen Arbeiten enthalten wird, soll diese dann auch öffentlich vorgestellt werden.