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Harz Harz: Ein anderes Gefühl

Von UWE KRAUS 26.10.2011, 13:41

HALBERSTADT/MZ. - Kay Metzger, sechs Jahre Oberspielleiter und Intendant des Nordharzer Städtebundtheaters, kehrt, wie er selber sagt, "an den Tatort zurück". Der Abstand sei nun groß genug, seit er das Haus verlassen hat und Intendant in Detmold wurde. "Und trotzdem spüre ich, hier steckt noch ein Teil von mir drin. Die Zeit vergisst man nicht. Es ist definitiv ein anderes Gastspielgefühl."

Metzger verabschiedete sich in Halberstadt mit "Der Fliegende Holländer" von Richard Wagner. In der Premiere gellte damals der unterdessen legendäre Ruf: "Herr Metzger, Sie kriegen den Wagner nicht tot!" Nein, die Fachpresse bescheinigte ihm sogar, dass er einen sehr lebendigen Wagner auf die Bühne gebracht habe.

Der 51-Jährige steht zu seiner persönlichen Affinität zu Wagner. Hatte er doch in Halberstadt schon dessen "Tannhäuser" inszeniert und sich an seiner neuen Wirkungsstätte mit dem "Ring" einen Namen gemacht. Nun bringt er ab 29. Oktober in Halberstadt und Quedlinburg "Lohengrin" auf die Bühnenbretter. Eine Wagner-Oper, mit der sich viel für ihn verbindet. "Es war mein zündendes Theatererlebnis, ich sah mit meiner Großmutter am Nationaltheater Mannheim Lohengrin. Da war ich so 16." Wagner sei ein wunderbarer Bühnenkomponist, ob man nun jede seiner weltanschaulichen Positionen teile oder nicht. Aber die Psychologie der Figurenführung und die Virtuosität seiner Dramatik, die loben selbst seine Gegner.

Der Nachnachfolger als Intendant, Johannes Rieger, fand heraus, dass das Werk in Halberstadt 1926 letztmalig auf dem Spielplan stand. "Da wird es mal wieder Zeit", sagt er. Mit Regisseur Kay Metzger arbeitete Rieger schon bei dessen beiden vorherigen Wagner-Inszenierungen zusammen. "Beim Tannhäuser hat er die Wiederaufnahme dirigiert, den Holländer haben wir ja gemeinsam rausgebracht", erzählt Metzger. Der findet es toll, dass "der Johannes" nun mal wieder die Muskeln spielen lässt. "Es wird zu erleben sein, was für ein potentes Theater Halberstadt hier hat. Und das seit 200 Jahren! Die haben die 8. Sinfonie von Mahler gestemmt. Ich bin gern und voller Freude hierher zurückgekommen."

Die Zeit für sein altes Haus in Halberstadt hat er sich genommen, obwohl es in Detmold laufen muss und er gerade in Hof "Tosca" inszeniert. "Ich bringe übrigens mit Petra Mollérus eine alte Bekannte mit, die ja hier Ausstattungsleiterin war und nun bei mir am Haus wirkt. So konnten wir vorarbeiten, ohne durch die Welt zu reisen. Es wird jedenfalls eher aufwendig ausgestattet." Richtig glücklich ist das Inszenierungsteam, dass die Nordharzer Werkstätten und die Kostümabteilung ihm "viele Steine aus dem Weg geräumt haben".

Klaus-Uwe Rein, der ebenso wie Katharina Warken und Gerlind Schröder schon zur Besetzung des "Fliegenden Holländers" zählte, haben Metzger gesagt, es sei, als ob der nie weg gewesen sei. Mit Blick auf den Opernchor hat Kay Metzger festgestellt: "Bis auf einen Tenor sind es die Sänger, mit denen ich schon zweimal erfolgreich Wagner auf die Bühnenbretter brachte."

Er weiß, "Lohengrin" wird wieder ein Kraftakt für den durch die freien Gäste von "coruso" verstärkten Chor. "Schwaninger besingt den Schwan", freut sich Kay Metzger mit Blick auf Wolfgang Schwaninger, der alternierend mit Ünüsan Kuloglu, der vor drei Jahren für eine Spielzeit in Halberstadt engagiert war, die Titelrolle singt. Den bei München Lebenden habe die Rolle gelockt und er gibt in Halberstadt als Gast sein Rollen-Debüt.

Ob es wieder Rufe aus dem Zuschauerraum geben wird? Kay Metzger hat die Historien-Oper mit den Traditionsstrichen auf vier Stunden und zwei Pausen gekürzt. "Es wird einen Schwan geben, romantisch wird es, nicht mittelalterlich, aber so im Biedermeier-Ambiente." Wenn dann Presse und Publikum dem Gast-Regisseur wieder bescheinigen, eine lebendige Inszenierung produziert zu haben, dann wird er auch mit Buhs leben können.