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Halberstadt Halberstadt: Massengrab auf Baugebiet entdeckt

29.05.2013, 08:38
Archäologen sichern das Massengrab aus der Jungsteinzeit.
Archäologen sichern das Massengrab aus der Jungsteinzeit. Huch Lizenz

Halberstadt/MZ - Seit mehreren Jahren wird im Halberstädter Wohnbaugebiet „Sonntagsfeld“ unter archäologischer Aufsicht gegraben, und immer wieder treten bedeutende Funde zutage. „Kürzlich wurde im Zuge dieser Untersuchungen in etwa 90 Zentimeter Grabungstiefe ein Massengrab aus der Jungsteinzeit freigelegt, genau da, wo später eine Wohngebietsstraße entlangführen wird“, sagt Stadtsprecherin Ute Huch.

Die Archäologin Anke Herrmann, die seit Anfang April im „Sonntagsfeld“ tätig ist, spricht von einem herausragenden Fund, bei dem es sich um Körper- und Brandbestattungen handelt. Grabbeigaben wie kleine Gefäße können auf 5 500 bis 5 000 vor Christus, die Zeit der Linienbandkeramik, datiert werden. Aber auch Funde aus der rund 500 Jahre später einsetzenden Stichbandkeramik sind geborgen worden.

In dem Massengrab mit elf Skeletten befand sich ein großes Vorratsgefäß, 40 Zentimeter hoch und 60 Zentimeter im Durchmesser. „Darin wurde vermutlich ein Säugling oder ein Kleinkind bestattet“, sagt die Archäologin. Bei dem Massengrab könne es sich um eine Epidemie oder einen Überfall gehandelt haben, aber das sei spekulativ. Sie geht davon aus, dass noch weitere Skelette gefunden werden.

Das Team wurde auf zwölf Grabungshelfer aufgestockt. Geplant ist der Abschluss der Grabungen bis zum bis 30. Juni. Doch „das wird nicht reichen“, schätzt Herrmann ein, die beim Anhaltischen Förderverein für Naturkunde und Geschichte Gölzau angestellt ist und unter der fachlichen Begleitung des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt arbeitet. „Insgesamt haben wir bereits 220 Funde bei diesem Grabungseinsatz geborgen. Das ist sehr viel für die Kürze der Zeit“, sagt die Archäologin. Teile der Funde werden direkt an das Landesamt gegeben, anderes wird sorgfältig dokumentiert, bevor der Bereich für den Bau der Straße im Wohngebiet vorbereitet wird.