Gezerre um Friedrichsbrunn
FRIEDRICHSBRUNN/MZ. - Der zum Moderator auserkorene Mediziner Schmidt wünsche sich vor allem aber "Zukunftsperspektiven in Friedrichsbrunn, auch für meine Kinder und Enkel."
Doch dies sei eben auch abhängig von der künftigen Zuordnung. Stecklenbergs Gemeindeoberhaupt Rainer Krause bestätigte aus eigener Erfahrung: "Es herrscht Krieg um die Gemeinden, statt die Bürger frei entscheiden zu lassen." Die Bürgerinitiative "Pro Friedrichsbrunn" hatte aus diesem Grund zu einer Fragestunde geladen, um auf die Sorgen der Einwohner zur Gemeindegebietsreform einzugehen. Das Interesse war groß - und der Inhalt eindeutig.
Bereits die auf den Tischen liegenden gelben Blätter verkündeten die Richtung - "einen Zusammenschluss mit der Stadt Thale". Für die etwa 200 Besucher, von denen sich ein großer Teil bereits mit ihrer Unterschrift zu den Zielen der Initiative bekannte, reichte der Platz kaum aus. Neben Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski waren auch weitere Verfechter der Einheitsgemeinde aus Thale und dem Bodetal zur Unterstützung erschienen. "Aus Sorge um den Ort" sei die Initiative entstanden, erläuterte Herbert Eisenhuth die spontane Gründung, weil "die Räte über die Zukunft entscheiden, ohne die Bürger einfach mal zu fragen."
Nach zunächst 270 Unterschriften gegen einen mehrheitlich gefassten Ratsbeschluss, aus denen wegen einer Beanstandung der Kommunalaufsicht 246 wurden, sollte ein Bürgerbegehren eingeleitet werden. Das lehnte der Rat samt Bürgermeister Albrecht Loeffler allerdings ab, weil Fristen nicht eingehalten worden wären (die MZ berichtete). Nun laufen Verfahren beim Verwaltungsgericht.
Doch die Ängste der Bürger waren andere. Unter dem Motto "Was bringt uns Thale?" wurde zuerst nach dem Bestand des Jugendclubs gefragt, dem sich die Senioren mit ihrer Einrichtung gleich anschlossen. Auch die Zukunft der Schule wurde angesprochen. Dies alles könne im Gebietsänderungsvertrag festgeschrieben werden, ebenso Steuern und Abgaben, erklärte Balcerowski. "Es sei denn, der Rat entscheidet anders", schränkte er allerdings ein. "Ignorieren die Räte die Bürgermeinung?", fragte sich neben Eisenhuth auch Einwohner Ralf Eickermann. Mit seiner Aussage: "Ich halte den aktuellen Gemeinderat nicht für geeignet, unseren Ort in eine vernünftige Zukunft zu führen", fällte er ein pauschales Urteil über das, was derzeit in der kleinen Harzgemeinde abläuft. Seine wie die Hoffnung der Initiative liegen nun in der Kommunalwahl 2009. "Ich bin nicht da, um gegen Gernrode zu wettern", erklärte Balcerowski vor der fast vollständig versammelten Führungsriege der Verwaltungsgemeinschaft, die sich an diesem Abend allerdings ausschwieg. Zwar versprach Balcerowski auch "keine blühenden Landschaften", dafür die Erlebnisregion Bodetal mit touristischer Perspektive auch für Friedrichsbrunn. "Dies ist nun mal die mögliche Richtung für den Ort, welche auch Arbeitsplätze schafft", reagierte er auf eine weitere Anfrage. Auch die Satzung zum Straßenausbau, ob einmalig wie derzeit im Ort, oder wiederkehrend wie in Thale, wurde erläutert: "Es gilt Bestandsschutz, Änderungen werden erst mit neuen Beschlüssen gültig."
Viele Fragen blieben. Wichtig wären "zukunftsfähige Strukturen, die auch die demografische Entwicklung berücksichtigen", hofft Hotelier Heiner Fichtner: "Der Ort sollte deshalb das Richtige tun." Doch was ist das?