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Gewerbegebiet Gernrode Gewerbegebiet Gernrode: Räte lehnen höhere Grundstückspreise ab

Von Andreas Bürkner 17.08.2016, 16:26
Die Stadt Quedlinburg will die Preise für Gewerbeflächen vereinheitlichen. Die Gernröder Räte sind dagegen. Denn damit würde es für Firmen, die sich ansiedeln wollen, teurer werden. Ein Problem sehen sie auch in der räumlichen Nähe zum Gewerbegebiet Rieder, das rechts im Bild zu sehen ist.
Die Stadt Quedlinburg will die Preise für Gewerbeflächen vereinheitlichen. Die Gernröder Räte sind dagegen. Denn damit würde es für Firmen, die sich ansiedeln wollen, teurer werden. Ein Problem sehen sie auch in der räumlichen Nähe zum Gewerbegebiet Rieder, das rechts im Bild zu sehen ist. Chris Wohlfeld

Gernrode - „Nicht die Preise erhöhen, sondern senken - nur so locken wir Interessenten an“, sagte Lars Kollmann (FDP). Das Mitglied des Ortschaftsrates Gernrode reagierte damit auf Absichten der Quedlinburger Stadtverwaltung, die Preise für Gewerbeflächen in der Stadt zu vereinheitlichen.

Während es durch die Pläne für die Gebiete Magdeburger Straße (bisher zwischen zehn und 17,42 Euro pro Quadratmeter) und Bicklingsbach (bei 33 bis 34 Euro) am Rand der Kernstadt künftig mit elf Euro meist zu günstigeren Kosten für Investoren kommt, würden sie für die Flächen an den Steinen im Ortsteil Gernrode noch steigen.

Hintergrund des Widerstandes ist vor allem der direkte Vergleich zum Gewerbegebiet Rieder. „Die Konkurrenz lauert auf der anderen Straßenseite“, weiß Kollmann. Während Gernrodes meist brachliegende Flächen auf der einen Seite nach bisher 8,70 Euro pro Quadratmeter künftig neun Euro kosten sollen, haben die Nachbarn ein paar Meter weiter ihr Gewerbegebiet weitgehend ausgelastet. Eines der Argumente war ein deutlich geringerer Kaufpreis.

Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU) verteidigt die Pläne: „Wir wollen unsere verbleibenden Gewerbeflächen in der Welterbestadt erfolgreich vermarkten. Durch die Einführung transparenter und nachvollziehbarer Flächenpreise für Investoren auf Basis einer einheitlichen Grundlage werden das Vertrauen sowie die Attraktivität in den Wirtschaftsstandort Quedlinburg erhöht.“

Der Wirtschafts-, Vergabe- und Liegenschaftsausschuss   hat die  Beschlussvorlage zur Neureglung der Gewerbeflächenpreise einstimmig befürwortet. Abschließend wird dazu der Stadtrat Quedlinburg entscheiden.

Ziel ist es,  eine „flexiblere Regelung zu finden“ für einen Verkauf von Gewerbeflächen, erinnerte Ausschussvorsitzender Ulrich Thomas (CDU). Mit der Neuregelung  solle die Verwaltung „ein Stück weit  ermächtigt“ werden, Angebote zu unterbreiten, ohne dass der Ausschuss zuvor darüber beraten müsse.   

So soll mit dem Beschlussvorschlag  festgelegt werden, dass die verfügbaren Flächen in den derzeit bestehenden Gewerbegebieten in der Kernstadt und in Gernrode mindestens zum jeweils aktuellen Bodenrichtwert veräußert werden.  „Es geht darum, dass wir als Verwaltung ein Preisangebot verhandeln können“,   ergänzte Thomas Malnati, Fachbereichsleiter Bauen und Stadtentwicklung.  

Bezüglich der Entscheidung über einen  Verkauf von Grundstücken  seien die Grenzen durch die Hauptsatzung geregelt: Bis zu einem Umfang von 50 000 Euro entscheidet der Oberbürgermeister, von 50 000 bis 250 000 Euro der Wirtschaftsausschuss und ab 250 000 Euro der Stadtrat, so der Fachbereichsleiter mit Blick auf die Festlegungen in der Hauptsatzung. Zuvor hatte Christian Amling  (BfQ) darum gebeten, dass der Wirtschaftsausschuss bei besonderen Flächen  oder  Vorhaben „doch in Kenntnis gesetzt“ wird.

Der Beschlussvorschlag zur Neuregelung der Gewerbeflächenpreise  wird dem  Stadtrat Quedlinburg in der Sitzung am  Donnerstag, 25. August, zur Entscheidung vorgelegt (mz)

Bodenrichtwerte als Basis

Als einheitliche Basis sollen Bodenrichtwerte dienen. Damit ist auch der Unterschied zwischen der Kernstadt und dem Ortsteil zu erklären. Ruch: „Auch wenn rechnerisch insgesamt die Erlöse sinken werden, dürfte sich die Einnahmesituation Quedlinburgs tendenziell langfristig verbessern.“

Allerdings wurden seit 2014 in allen Gebieten nur zwei Grundstücke verkauft: Die Harzer Verkehrsbetriebe (HVB) haben an der Magdeburger Straße ihr Depot gebaut, und im Gewerbegebiet Gernrode entsteht derzeit das neue Autohaus Jahnsmüller. „Die Neuregelung der Preise ist für uns das falsche Signal“, stellt Detlef Kunze (ptl.) klar. „Wir sollten lieber die Investoren mit günstigen Preisen anlocken, um dadurch dauerhafte Einnahmen zu erzielen.“

Während Sven Machemehl (CDU) eher für ein Absenken des Preises plädierte, erinnerte Thomas Gelbke („Bürger für Gernrode“) daran, „Unternehmer würden auf Gernröder Seite bereits durch die Erhöhung der Gewerbesteuer zusätzlich zur Kasse gebeten“.

Ruch machte deutlich, dass er keine getrennten „Gernrode- oder Quedlinburg-Preise“ haben will. Kollmann konterte mit der größeren Entfernung Gernrodes zur neuen B 6 im Vergleich zu den Quedlinburger Gewerbegebieten. „Das macht unsere Flächen unattraktiver.“ Er stellte deshalb den Antrag, die Preise in Gernrode nicht zu erhöhen, sie gesondert festzulegen und aus der Neuregelung herauszunehmen. Ruch bezeichnete diesen Antrag als „separatistisch“. Er sei nicht solidarisch innerhalb der gemeinsamen Interessen in der Stadt.

Die Meinung der Ratsmitglieder ändern konnte er damit nicht. Die Räte nahmen Kollmanns Antrag einstimmig an - und befürworteten lediglich die Neuregulierung der Preise für die anderen Gewerbeflächen. (mz)