Gemeinsam mit Rochus am Ostseestrand
QUEDLINBURG/MZ. - Ihn verband eine tiefe Freundschaft mit Feininger, der ihn Rochus nannte. Das Foto und persönliche Briefe des Malers an Rochus gehören zu den Exponaten der neuesten Ausstellung in der Galerie am Finkenherd in Quedlinburg, die Feiningers Namen trägt. Gezeigt wird der heimliche Schatz der Einrichtung: Aquarelle und Federzeichnungen von Lyonel Feininger.
Die Entstehung einiger dieser Werke dürfte Hermann Klumpp mit verfolgt haben, mutmaßte Galerie-Leiter Dr. Björn Egging zur Vernissage. Ganz gesichert ist allerdings, dass Klumpp diese Sammlung zusammengetragen hat. Insgesamt 67 Aquarelle und Federzeichnungen des deutsch-amerikanischer Malers und Grafikers sind in der neuesten Ausstellung zu sehen, 65 davon aus der Klumppschen Sammlung. Das sei ein relativ großer Umfang, aber dennoch klein, gemessen an den Holzschnittarbeiten Feiningers, konstatierte Egging.
Die Arbeiten stammen fast alle aus der Zeit zwischen 1924 und 1936, einer Phase, die für Feininger viel Neues, wie zum Beispiel den Umzug von Weimar nach Dessau, brachte. In diesen Jahren verbrachte er auch viel Zeit an der Ostsee, in dem kleinen Ort Deep. Die Weite der Landschaft, die Dünen, das Meer, die Schiffe sowie die norddeutschen und pommerschen Städte gaben Feininger eine Vielzahl an Anregungen, die er meisterlich künstlerisch umsetzte. In jener Zeit entstanden beispielsweise "Marine vor Misdroy" oder "Stille Bucht", die eindrucksvoll die romantische Ader Feiningers zeigen und zugleich seine ganz typische Art, Dinge zu abstrahieren. "Das hat er immer gemacht, um einen endgültigen Bildabschnitt zu erreichen", verriet Feininger-Kenner Björn Egging.
Dicht umlagert waren bei der Ausstellungseröffnung auch die Vitrinen, die viel Persönliches aus dem Leben von Feininger und Klumpp zeigen. Katharina und Christoph Klumpp öffneten Familienfotoalben sowie Briefe für ein breites Publikum. Der Betrachter erfährt dabei viel über die Freundschaft zwischen den beiden Männern in den 20er und 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, aber auch über die Arbeit Feiningers. Einige dieser persönlichen Erinnerungsstücke haben auch Eingang in den Bestandskatalog gefunden, der pünktlich zur Ausstellungseröffnung erschien.
Kontrast zu der Exposition mit Feininger-Werken ist im wahrsten Sinne des Wortes die ebenfalls am Sonntag in der Galerie eröffnete Ausstellung mit Kunstbüchern aus Leipzig. Der Raum, in dem die Arbeiten von vorwiegend jüngeren Künstlern gezeigt werden, ist komplett in Blau, Weiß und Pink getaucht. Farben, die sich auch auf dem Ausstellungsplakat wiederfinden. Das Highlight aber sind die im Lubok-Verlag erschienenen Kunstbücher, in denen der Besucher nach Herzenslust blättern kann. "Hier darf man das, was man sonst nie in einem Museum tun darf", forderte einer der Herausgeber, Thomas Siemon, die Ausstellungsbesucher auf, sich die Werke anzusehen. Das sind Linolschnitte, womit der Bogen zu den Holzschnittarbeiten Feiningers gespannt wird.
Die Reihe Lubok präsentiert in jedem Band Arbeiten von etwa zehn Künstlern aus Malerei und Grafik. Obwohl Format und Technik sowie das harte Schwarzweiß des Linolschnitts für alle Künstler vorgegeben sind - das Thema steht frei - überrascht die Vielfalt der Handschriften und Herangehensweisen in jedem Band aufs Neue. Die einzelnen Grafiken werden direkt von den Druckstöcken gedruckt, die von den Künstlern exklusiv hergestellt werden. In den Lubok-Büchern lassen sich keine Reproduktionen finden, denn jede Seite ist ein Original.
Sowohl die Kunstbücher als auch der Bestandskatalog können in der Feininger-Galerie erworben werden. Bis 27. Juni sind die Ausstellungen zu sehen. Die Galerie hat im März dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet, ab April werden die Türen erst um 18 Uhr geschlossen.