Gefiedertes kommt unter die Lupe
Badeborn/MZ. - Bevor allerdings die 565 Enten, Hühner, Zwerghühner, Tauben und die Sonderschau der 95 Danziger Hochflieger der breiten Öffentlichkeit präsentiert werden konnten, hatten am Freitag die sieben Preisrichter alle Hände voll zu tun, die Zöglinge der 58 erwachsenen und 13 jugendlichen Ausstellern aus der Region zu begutachten und ihre Noten zu verteilen - von "Vorzüglich" bis "U" mit Zuchtausschluss. Und zum letzten Mal fand auch die Kreisjugendschau des Altlandkreises mit 85 Tieren statt.
Zu den Preisrichtern gehörte auch Joachim Bruder aus Gatersleben, der gerade an diesem Tag seinen 55 Geburtstag feierte. Seit 1987 nimmt Bruder Rassegeflügel sozusagen unter die Lupe und musste sich dafür aber drei Jahre ausbilden lassen. "Anfangs läuft man als Anwärter bei einem Preisrichter mit und fängt bei einer Rasse an. Es können auch schon mal zwei Rassen sein", erzählt Bruder, dessen "Einsatzgebiet" sich bundesweit erstreckt. Manchmal ist er bis zu 20 Mal als Preisrichter in ganz Deutschland unterwegs. Auch schon mal über mehrere Tage ab Mitte der Woche, wenn Großschauen stattfinden. Und die Saison für Ausstellungen dauert von August bis Ende Januar. Die theoretische und praktische Prüfung der künftigen Preisrichter wird von einem Schulungsleiter des Preisrichtervorstandes abgenommen. Voraussetzung, Preisrichter zu werden, ist natürlich die Mitgliedschaft in einem Verein, das man selber Tiere haben sollte und dementsprechend Interesse an der Zucht hat.
Jeder der sieben Preisrichter hat sich auf bestimmte Tiere spezialisiert - Hühner oder Tauben der verschiedenen Gruppen. Joachim Bruder ist auf Hühner spezialisiert und begutachtete zur Badeborner Ausstellung 80 Tiere. Nach einem bundesweit gültigen Katalog, der Standards festlegt, wird bewertet, wie die Tiere auszusehen haben - nach Rassen und Farbschlägen. Die Höchstpunktzahl, 97 Punkte, bringt ein "Vorzüglich" ein, mit kleinen Abweichungen nach oben oder unten. "Das kann man aber nicht als Preisrichter allein entscheiden. Meistens machen dies dann zwei Preisrichter", erzählt Joachim Bruder. Mit 96 Punkte folgt dann das "Hervorragend". In diesem beiden Kategorien sind die Tiere fast tadellos und entsprechen dem Zuchtstandard. Der Durchschnittsbereich ist das das "Sehr gut" und "Gut". Die Bewertung mit einem "U" hat sogar einen Zuchtausschluss zur Folge. "Das sind Tiere mit groben Fehlern, die letztendlich ja weiter vererbt werden können", sagte Bruder. Und was sehen sich die Preisrichter bei den Tieren ganz genau an? Eine normale Taube muss zum Beispiel zehn Handschwingen und zwölf Schwanzfedern haben. Ansonsten wird sie abgewertet. Es gibt allerdings auch Tauben mit mehr Schwanzfedern. Genau angesehen werden auch die Kopfform, der Schnabel, die Augenfarbe oder die Kammzacken bei Hühnern - insgesamt das äußere Erscheinungsbild.
Bruder kennt auch einige Vorfälle, bei denen die Aussteller versucht haben zu manipulieren. "Da wurden schon mal die Ohrlappen bei Hühnern mit Lippenstift oder bei Tauben die Schwanzfedern mit Ruß eingefärbt. Das wurde aber erst bemerkt, nachdem auf dem weißen Kittel plötzlich lila Farbe war", erzählt der 55-Jährige. Und solche Aussteller werden logischer Weise vom Landesverband gesperrt. Doch solche Vorfälle seien eher selten, kommen nur alle paar Jahre vor.