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Geburtstag von Reinstedt Geburtstag von Reinstedt: Verabredung zum Festumzug

Von SIGRID DILLGE 09.06.2014, 18:33
Nur echte Prinzessinnen dürfen in der Kutsche fahren.
Nur echte Prinzessinnen dürfen in der Kutsche fahren. Chris Wohlfeld Lizenz

REINSTEDT/MZ - In Reinstedt sind sie aufgewachsen und zur Schule gegangen. Seit etwa 50 Jahren jedoch wohnen die beiden nicht mehr in dem heutigen Ortsteil der Stadt Falkenstein. Bärbel Pasenau und Ingrid Kinne haben mittlerweile ihr Zuhause in Aschersleben und Frose. Am Pfingstsonnabend verabredeten sie sich zu einem gemeinsamen Ausflug nach Reinstedt, um sich dort den Festumzug anzusehen. Der Umzug gehört zu den Feierlichkeiten anlässlich des 1050-jährigen Bestehens des Ortes. „So eine 1050-Jahr-Feier bringt Leute zusammen“, lacht Bärbel Pasenau. Ingrid Kinne ergänzt: „Die Reinstedter machen sehr viel. Darum bin ich ab und an noch hier.“ Kontakt gibt es vor allem zur Reinstedter Sportgruppe, die natürlich beim Festumzug mit dabei ist.

In einem der hellblauen Shirts mit dem Aufdruck TUS Reinstedt, Gymnastik, steckt Dietlinde Rössel-Schmidt. Sie gehört zum Festkomitee und ist mit Peter Engehausen für die Organisation des Umzuges verantwortlich. „Wir haben im vergangenen Jahr mit den Vorbereitungen angefangen“, erzählt sie. In der letzten Woche des Monats Mai sei dann alles fest gezurrt worden. „Wir wollen mit möglichst wenig Aufwand viel erreichen“, so Dietlinde Rössel-Schmidt.

Peter Engehausen weiß genau, wie die Aufstellung sein soll. Per Megafon dirigiert er die einzelnen Gruppen an die richtigen Plätze. Vorneweg marschieren die Vertreter der Stadt Falkenstein und der Ortschaft Reinstedt, dann kommt die Kapelle. Die nächsten sind die Mädchen und Jungen aus der Kindertagesstätte, die mit ihrem Schritttempo die Laufgeschwindigkeit für den ganzen Festumzug her geben. Dann kommen die Vereine – elf an der Zahl gibt es in Reinstedt – gefolgt vom Festwagen der Grabenfischer und dem des Reitclubs. An sie schließen sich die Einwohner an und den Abschluss bilden Oldtimer-Traktoren. Rund 45 Minuten vor dem Umzug hofft Engehausen noch, dass es so an die 100 Teilnehmer werden. Pünktlich zum Beginn des Zuges durch das Dorf strahlt er über das ganze Gesicht: Gut 200 Reinstedter haben sich am Dorfgemeinschaftshaus versammelt, um gemeinsam bis zum Festplatz zu laufen.

Der Angelverein ist genau so dabei wie die Fußballer, die Radsportgruppe 30 plus ebenso wie die Chorgemeinschaft. Zwei Vereine haben sogar Tiere mitgebracht. Der Rassegeflügelzuchtverein präsentiert lebendes Federvieh, der Reiterclub ein hölzernes Pferd auf einem Autoanhänger. Echte Rösser auf die Straße mit zu nehmen, hätte Probleme in Sachen Versicherung und Haftung gemacht, verraten Dietlinde Rössel-Schmidt und Peter Engehausen.

Die Organisatoren des Festumzuges haben auch darauf verzichtet, die Geschichte des Ortes in zeitbezogenen Bildern darzustellen. Trotzdem greifen einige der Einwohner Themen der Vergangenheit auf und beleben so das Bild des durch den Ort ziehenden Zuges. Kinder tragen historische Schulranzen oder auch wie früher üblich zwei mit einem Lederriemen zusammen gebundene Lehrbücher. Letzteres Utensil stellte Isolde Kramer zur Verfügung. Die Bücher stammen aus der Zeit um 1890, erzählt sie, die sich in eine Butterfrau verwandelt hat. „Eigentlich müsste ich ja den bunten Rock und die weiße Bluse der Chorgemeinschaft tragen“, sagt Isolde Kramer.

Schließlich ist sie die Leiterin der Sängergruppe. 35 Mitglieder hat der Chor. „Die älteste Sängerin ist 85 Jahre alt und hat eine sehr kräftige und schöne Stimme“, weißt Isolde Kramer. Sie trägt an diesem Tag einen langen gestreiften Rock, weiße Bluse, weißes Schürzchen und auf dem Rücken eine Kiepe. Auf das Häubchen hat sie angesichts der Temperaturen verzichtet. Stattdessen schmückt ein Spitzenbändchen – einst Zierde einer baumwollenen Unterhose – das weiße Haar. So gehört sie zu den gefragten Motiven, die der Festumzug den zumeist Hobby-Fotografen und Hobby-Filmern bietet. Vielleicht wird ja das eine oder andere Foto das Heft schmücken, das – wie Peter Engehausen weiß – noch im Reinstedter Jubiläumsjahr erscheinen soll.

Florian Sperling hat eine uralte Vereinsfahne ergattert. Er brachte das wertvolle Stück mit zum Umzug.
Florian Sperling hat eine uralte Vereinsfahne ergattert. Er brachte das wertvolle Stück mit zum Umzug.
Chris Wohlfeld Lizenz
Die freundlichen Damen vom „Radsport 30+“ schoben ihre Räder.
Die freundlichen Damen vom „Radsport 30+“ schoben ihre Räder.
Chris Wohlfeld Lizenz