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Gebietsreform bewegt Straßberger Bürger

Von Petra Korn und Rita Kunze 28.08.2008, 19:08

Straßberg/MZ. - "Die Strukturen in der Verwaltungsgemeinschaft funktionieren doch. Wieso sollte man das ändern?", fragt er und wünscht sich gleichzeitig mehr Aufklärung über die Gebietsreform.

Auf dem Land zu leben, ist nicht immer nur schön: "In den Harzdörfern sind die Leute gezwungen, mit dem Auto zum Supermarkt zu fahren, nur weil es sich für die Supermarktketten nicht lohnt, Filialen aufzumachen. So haben wir in Straßberg nur noch einen kleinen Laden, in dem vor allem die Älteren einkaufen." Eine Bäckerei hätte es geben sollen im Ort; doch der Versuch, sie aufzubauen, sei gescheitert, sagt Gernot Hahn: "Nach 20 Jahren Wende wird sich immer noch darum gestritten, wem welche Hälfte des Hauses gehört."

"Das ist ein Ärgernis", bestätigt Bürgermeister Wilhelm Banse. Ebenso wie das in Privatbesitz befindliche Wohnhaus an der Hauptstraße, das baufällig sei. Über eine von der Landkreisverwaltung angeordnete Ersatzvornahme seien an das Haus Stützen angebaut worden. "Damit ist der Fußweg auf einer Länge von 20 Metern nicht mehr vorhanden", macht der Bürgermeister deutlich. Seit eineinhalb Jahren versuche er, bei der Kreisverwaltung eine Lösung für Fußweg wie Haus zu erreichen. "Nichts hat sich getan", schimpft Wilhelm Banse. "So ein Schandfleck! Und nicht einmal den Fußweg kriegen wir frei."

Otto Butzmann beschäftigt derweil die Kläranlage, die für Güntersberge, Siptenfelde und Straßberg gebaut wurde. Straßberg habe inzwischen weniger als 800 Einwohner, und "in Siptenfelde oder Güntersberge ist diese Entwicklung sicher nicht anders". Deswegen sei es nicht in Ordnung, dass eine Anlage dieser Größe gebaut wurde: "Viele Hauseigentümer mussten oder müssen sich verschulden. Es hat ja keiner die Möglichkeit, da auszusteigen", sagt Otto Butzmann mit Blick auf die Anschlusspflicht bei der Abwasserentsorgung.

Positiv bei der Entwicklung von Straßberg sei aber, dass es nun mit Erika Lorenz wieder jemanden gebe, der sich intensiv um die Ortschronik kümmere. "Viele Dinge sind da aber noch unvollständig. Vielleicht könnte man die Bürger bitten, auf Dachböden und Dachkammern nachzusehen, ob sich etwas zur Geschichte von Straßberg findet."

Wohl in ihrem Heimatort fühlt sich Gundula Friedrich. Sie hat 1995 mit ihrem kleinen Geschäft, das Waren täglichen Bedarfs anbietet und auch eine Postagentur beinhaltet, den Schritt in die Selbständigkeit gewagt. Es ist inzwischen die einzige Einkaufsmöglichkeit dieser Art im Ort. Für Gundula Friedrich ist es wichtig, dass es einen solchen Punkt gibt, an dem vor allem ältere Bürger einkaufen, aber auch ins Gespräch kommen können. "Die Bindung zu den Kunden ist schon da", sagt sie. "Ich bin dankbar, dass sie hier einkaufen. Und ich denke, die Kundschaft ist auch dankbar, dass ich das hier anbiete." Auch wenn das, wie die Straßbergerin weiß, nicht immer einfach ist.

Wohl fühlt sich auch ein älterer Straßberger, der seinen Namen nicht nennen möchte. "Noch", schränkt er ein. Im ganzen Selketal sei früher Industrie gewesen, viele Menschen hätten hier gearbeitet. Jetzt würden die Arbeitsplätze fehlen, die jungen Leute weggehen, viele Häuser - "Mitte 20 schon" - leer stehen. "Das bedrückt einen."