Gaststätte "Schwarzer Bär" in Güntersberge Gaststätte "Schwarzer Bär" in Güntersberge: Mit 85 noch hinterm Tresen

Güntersberge - Eigentlich könnte Lisa Klauß einfach nur Rentnerin sein. Sie ist 85 Jahre alt, hat drei Töchter, sechs Enkel und drei Urenkel. Doch die agile Frau steht in ihrer Gaststätte „Schwarzer Bär“ in Güntersberge noch immer an fünf Tagen in der Woche hinter dem Tresen der gemütlichen, mit viel Holz ausgestatteten Gaststube.
Der Gasthof „Schwarzer Bär“ in der Markstraße ist der älteste Gasthof in Güntersberge. Er wurde bereits 1508 als gräfliche Schenke und Brauerei erwähnt. Seit mehr als 150 Jahren ist die Gaststätte - früher auch mit Fleischerei und Landwirtschaft - im Besitz der Familie Schellbach/Klauß.
„Theoretisch könnte ich mich zur Ruhe setzen. Aber ich mache es aus Spaß an der Freude, damit ich unter Leute komme und noch ein bisschen Betätigung habe“, sagt sie mit einem Schmunzeln. „Und ich muss ja auch mein Haus erhalten“, so die Güntersbergerin, die die Gaststätte in vierter Generation führt.
Das Haus - ein schmucker Fachwerkbau - ist seit mehr als 150 Jahren in Familienbesitz. Ihre Urgroßeltern erwarben den „Schwarzen Bären“, der schon 1508 als gräfliche Schenke erwähnt wurde, um 1860 von einem Vorbesitzer aus Harzgerode. Sie betrieben hier eine Gastwirtschaft, eine Fleischerei und Landwirtschaft. Später übernahmen dann die Großeltern das Haus und übergaben es im Jahr 1928 an Lisa Klauß’ Vater, Wilhelm Schellbach. Er betrieb es zunächst noch privat und war dann später als sogenannter Konsum-Kommissionär dem Konsum unterstellt. Nach dem Tod Wilhelm Schellbachs übernahm Lisa Klauß’ Mann den Familienbetrieb.
Viele Jugendliche zu Gast
Sie selbst, die schon in der Fleischerei der Eltern mitgeholfen hatte, war damals in der Konsum-Fleischerei tätig. Hier hatte sie sich zur Verkaufsstellen-Leiterin qualifiziert und leitete das Geschäft auch 20 Jahre. 1979 wechselte sie in den „Schwarzen Bären“ und betrieb diesen dann gemeinsam mit ihrem Mann. „Das hatten wir uns sowieso vorgenommen. Das Haus gehörte uns ja.“ Bewirtschaftet wurden nicht nur die kleine Gaststube und ein größerer Gastraum mit etwa 35 Plätzen. Es gab auch mehrere Zimmer, die zu DDR-Zeiten über den Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB) vergeben wurden. „Dadurch waren wir sehr gut ausgelastet.“ Die Gaststätte war vor allem ein Treff für junge Leute. „Bei uns waren immer sehr, sehr viele Jugendliche.“
Nach der Wende wurde der „Schwarze Bär“ wieder ein Privatunternehmen, das Lisa Klauß nach dem Tod ihres Mannes allein weiterführte - inzwischen auch schon seit 25 Jahren. „Ab 1990 fing es an, schwieriger zu werden“, erzählt sie. Über die Jahre hinweg wurden die Übernachtungsgäste immer weniger. Zuletzt „kamen zwei Personen mal eine Nacht, aber länger war kaum was zu machen“, sagt die Wirtin. Und Arrangements, wie sie größere Einrichtungen vorhalten, habe sie nicht anbieten können. Im vergangenen Jahr gab sie schließlich die Zimmervermietung auf. „Es hat sich nicht mehr gelohnt.“ Auch in der Gaststube wurde der Betrieb weniger. Viele junge Menschen zogen weg. „Und die, die noch da sind, müssen zur Arbeit fahren. Sie kommen nur am Wochenende“, sagt Lisa Klauß. „So ist das eben, wie überall.“
Zwar kehren auch nach wie vor einige Touristen in den „Schwarzen Bären“ ein, doch die Mehrzahl der Gäste kommt heute aus dem Ort. Die jungen Leute zählen dabei ebenso nach wie vor zu den Stammgästen, wie beispielsweise Güntersberger, die sich hier zum Skatspiel treffen. Lisa Klauß schenkt dann nicht nur aus - „Flaschenbier, das Zapfen lohnt sich nicht mehr“ -, sondern unterhält sich auch gern mit ihren Gästen. „Über Neuigkeiten aus dem Ort, was hier gerade los ist. Hier kennt ja einer den anderen.“
Ans Aufhören denkt sie nach wie vor nicht. „Solange ich noch kann, mache ich weiter. Ich bin ja als Kind hier aufgewachsen, dadurch fühle ich mich zu Hause“, sagt sie. Ihre Töchter, die in anderen Berufen arbeiten, werden den Gastbetrieb wohl nicht übernehmen. „Man kann nicht davon leben.“ (mz)

