Attraktion im Harz Für Wanderer und Stempelsammler: Ganz neue Route führt durch Falkenstein
Harzer Wandernadel und Vorharzer Dreiländereckpfad bekommen Gesellschaft: Acht Sehenswürdigkeiten in Falkenstein warten entlang eines neuen Pfades auf Besucher.

Falkenstein/Harz/MZ. - Kirchen als Pilgerorte kennt man. Aber als Wanderziel? Warum nicht, sagten sich die Kirchengemeinden in Falkenstein - und organisierten den „Falkensteiner Kirchenpfad“, der am 14. Mai im Landschaftspark Degenershausen offiziell eröffnet wird.
Der Pfad ist vergleichbar mit der Harzer Wandernadel oder dem Vorharzer Dreiländereckpfad, aber es geht hier noch um ein bisschen mehr.
Die Anfänge liegen in der Corona-Zeit. Der Ermslebener Manfred Linde habe schließlich die Idee eines Kirchenpfades gehabt, „weil wir gemerkt haben, dass die Leute wieder anfangen zu wandern, die Natur zu entdecken und auch hier viel unterwegs sind“, sagt Pfarrer Georg Schmidt.

Dann rückten die Pläne in den Hintergrund, erst vor zwei Jahren wurden sie wieder aufgenommen. „Das ganze Projekt steht und fällt damit, ob die Kirchen zugänglich sind oder nicht“, betont der Pfarrer, der nun die ersten drei nennen kann, die als verlässlich geöffnete Kirchen problemlos zu besichtigen sind: die Andreaskirche in Sinsleben, die Niklaskirche in Endorf und die Sixtuskirche in Ermsleben.
Kirchen in Falkenstein: Einige werden extra für Besucher geöffnet
„In allen anderen haben wir in den Schaukästen vor den Kirchen Personen mit Telefonnummern vermerkt, die angerufen werden können.“ Weil es in manchen Orten keinen Handyempfang gibt, ist es ratsam, sich schon vor der Wanderung anzukündigen. Die Rufnummern erfährt man unter der 034743/287 oder über einen QR-Code auf dem Flyer, der in allen Kirchen ausliegt. Genauso wie ein Gästebuch.
„Das war uns ganz wichtig“, so Georg Schmidt, „um auch die Möglichkeit zu geben, etwas zu hinterlassen. Wir gehen auch darüber hinaus, wenn wir demnächst eine Verknüpfung mit Instagram und Facebook schaffen wollen, um Leuten, die auf dem Weg sind, die Möglichkeit zu geben, ihre Eindrücke von unterwegs dort mit einzustellen und anderen zu zeigen: Das habe ich entdeckt, das ist mir aufgefallen. Und dann so eine Art virtuelles Wandertagebuch herbeizuführen.“
Acht Kirchen in sieben Ortsteilen
- Die Stadt Falkenstein/Harz hat sieben Ortsteile: Endorf, Ermsleben, Meisdorf, Neuplatendorf, Pansfelde, Reinstedt und Wieserode. In jedem Ortsteil gibt es eine Kirche, hinzu kommt eine Kirche im Ermslebener Ortsteil Sinsleben. Alle sind jetzt durch den Falkensteiner Kirchenpfad miteinander verbunden.
- Jede dieser Kirchen hat ihre Besonderheit. Die Kirche in Wieserode etwa ist die älteste Fachwerkkirche der Region, die erste Patronatskirche der Asseburger - das Adelsgeschlecht hatte seinen Sitz auf Burg Falkenstein - steht in Pansfelde. Deren zweite Patronatskirche befindet sich in Meisdorf. Ermsleben hat mit St. Sixtus die älteste Stadtkriche Sachsen-Anhalts, in Sinsleben ist ein lebensgroßes Kruzifix aus gotischer Zeit zu finden. Die Dorfkirche Neuplatendorf wurde auf Anweisung Friedrich des Großen erbaut. Die Kirche in Endorf besitzt einen spätgotischen Schnitzaltar, das Gebäude selbst geht allerdings auf das 16. Jahrhundert zurück.
- Dass auch die Reinstedter Kirche mit zum Falkensteiner Kirchenpfad gehört, ist durch eine Kooperation mit der dortigen evangelischen Kirchengemeinde möglich geworden. Denn Reinstedt gehört nicht wie die anderen Ortsteile zum Kirchenkreis Egeln, sondern zur anhaltischen Landeskirche. Sie hat deswegen auch einen anderen Pfarrer. Quelle: Evangelischer Kirchenkreis Egeln
Einladung an Besucher: Kirche bewusst als Ort der Stille entdecken
Zugleich soll der Kirchenpfad als Zeichen des Willkommens verstanden werden, als Einladung, die Kirchen in Falkenstein zu entdecken. Denn was der Pfarrer immer wieder feststellt: Viele scheuen sich, eine Kirche zu betreten, um sie sich einfach nur anzusehen. Das soll sich mit dem Projekt ändern.
Besucher finden Informationen zur Baugeschichte und mehr. In der Sixtuskirche zum Beispiel gibt es einen Bereich, der nur für Gottesdienste und religiöse Zwecke genutzt wird und wo bewusst nur das Mittags- und Abendgebet ausliegt: „Um den Leuten in geistlicher Hinsicht etwas mit auf den Weg zu geben oder sie einzuladen, einen Moment innezuhalten, Kirchen bewusst als Ort der Stille zu entdecken.“

Für den Pfad wurde eine Wanderkarte erstellt, die Kartografie übernahm der Schmidt-Buch-Verlag Wernigerode. Mit dem Harzklub-Zweigverein Falkenstein wurde eine Kooperation abgeschlossen und eine Lösung gefunden, wie die Kirchen auf dem Weg gut zu finden sind.
Der Kirchenpfad hat ein eigenes Logo; es zeigt in stilisierter Form eine Kirche und zwei Nadelbäume in einem Dreieck, zwischen ihnen der Schriftzug „Falkensteiner Kirchenpfad“. Es ist als Alu-Plakette direkt an den Holzpfählen des Harzklubs angebracht, manchmal aber auch als Aufkleber auf einem Laternenpfahl.

Dabei wollten es die Initiatoren aber nicht belassen. So kam die Idee, ein Stempelsystem einzuführen. „Der erste Gedanke war: Es wäre doch schön, wenn wir die alten Kirchenstempel von 1820 oder 1730 verwenden könnten, die nicht mehr benutzt werden, weil wir als Kirchspiel einen neuen Stempel haben“, sagt Georg Schmidt. Doch die Landeskirche habe interveniert.
Jede Kirche hat ihren eigenen Wanderstempel
„Dann war guter Rat teuer. Aber unsere Küsterin in Pansfelde hat eine grafische Begabung und für jedes Kirchengebäude einen schematischen Entwurf angefertigt.“ Der sei noch einmal überarbeitet und schließlich als Stempel hergestellt worden, „so dass wir jetzt für jede Kirche einen eigenen Stempel haben“.
Der Flyer dient dabei als Stempelheft; wer alle acht vorweisen kann, kann sich im Pfarramt in Ermsleben eine kleine Überraschung abholen.