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Freiwilliges Jahr in Denkmalpflege FSJ Jugendbauhütte Quedlinburg: Jugendliche lernen historisches Handwerk bei Sanierung vom Münzenberg 5

Von Petra Korn 26.11.2019, 11:43
Charlotte Riemer und Miriam Koehler entfernen das Füllmaterial zwischen den Fachwerkhölzern.
Charlotte Riemer und Miriam Koehler entfernen das Füllmaterial zwischen den Fachwerkhölzern. Korn

Quedlinburg - Vorsichtig entfernen Charlotte Riemer und Miriam Koehler das Füllmaterial zwischen den Fachwerkhölzern der Innenwand. Timo Kohnert hat sich den Bereich gleich neben der Eingangstür des Hauses Münzenberg 5 vorgenommen.

Die drei Jugendlichen, die derzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Denkmalpflege bei der Jugendbauhütte Quedlinburg absolvieren, sind momentan mit Entkernungsarbeiten beschäftigt. Sie werden dann - ebenso wie Fachfirmen - daran arbeiten, das aus dem 17. Jahrhundert stammende Haus, das Anfang des 20. Jahrhunderts wesentlich umgebaut wurde, zu sanieren.

Jugendliche sanieren mit Handwerkern das Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert 

Die Mauern, auf und mit denen das Haus bis ins Dachgeschoss hinein entstanden ist, sind aber noch viel älter: „Das Gebäude gehört zum Ensemble der Häuser, die das ehemalige Marienkloster überbauen“, erklärt Rudolph Koehler von der qbatur Planungsgenossenschaft, die das Projekt der Jugendbauhütte Quedlinburg planungsseitig betreut.

Siegfried Behrens hatte 1994 damit begonnen, Häuser zu kaufen, die auf den Ruinen der ehemaligen Klosterkirche entstanden waren, erinnert Dorothe Trouet, Referentin Stifter-Service bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

Stück für Stück habe er so Teile der Kirche wieder zusammengebracht, mit Hilfe eines Vereins als Museum zugänglich gemacht, die Stiftung Klosterkirche St. Marien auf dem Münzenberg innerhalb der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gegründet und ihr die zum Museum gehörenden Häuser übertragen.

Die Ernst-Ritter-Stiftung hatte das Haus gekauft, um es anschließend sanieren zu lassen

Das Bestreben sei gewesen, immer noch mehr zum Museum hinzuzubekommen, so Dorothe Trouet. „Unter uns ist ein Teil des Westbaus der Kirche“, deutet sie auf den Erdgeschoss-Boden des Hauses Münzenberg Nummer 5. „Als wir erfahren haben, dass das Haus verkauft werden sollte, haben wir einen Stifter gesucht und gefunden. Die Ernst-Ritter-Stiftung in der Deutschen Stiftung Denkmalschutz hat das Haus gekauft.“

Sie sammele nun auch Spenden: Ziel sei, das Gewölbe der ehemaligen Kirche dem Museum hinzuzufügen und das Haus komplett zu sanieren und zu vermieten. „Dann kam die Jugendbauhütte mit ins Spiel“, sagt Dorothe Trouet.

„Wir haben Einsatzmöglichkeiten in ganz Sachsen-Anhalt“, sagt Andrea Friedrich, die die Jugendbauhütte Quedlinburg - ein Projekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Trägerschaft der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste - leitet.

Sie erinnert daran, dass beispielsweise schon am barocken Kaufmannshof Goldstraße 25 in Quedlinburg über sieben Jahre mit Jugendbauhüttlern gearbeitet worden sei. Der Münzenberg 5 „ist eine schöne Möglichkeit, hier in Quedlinburg wieder etwas zu machen“.

Jugendliche werden mit alten Handwerkstechniken vertraut gemacht

Über drei Jahre - so die geplante Sanierungszeit - werden sich nun Jugendliche im Rahmen eines freiwilligen Jahres in der Denkmalpflege mit alten Handwerkstechniken vertraut machen und an der Sanierung des Baudenkmals mitwirken.

Die laufende Entkernungs- ist dabei leichte Arbeit, wie der 20-jährige Tim Kohnert, der aus der Nähe von Hamburg kommt, Charlotte Riemer - die 18-Jährige ist aus Berlin für ein freiwilliges Jahr nach Quedlinburg gekommen - und 20-jährige Miriam Koehler, die in der Welterbestadt zu Hause ist, übereinstimmend erklären:

In den vergangenen Tagen haben sie nicht nur alte Fußbodenbeläge in dem Haus entfernt, sondern auch einen hofseitigen Anbau abgerissen und den Hofbereich rund einen Meter tiefer gelegt. Dafür wurde alles locker gemacht, in Eimer geschaufelt und nach vorn getragen - „insgesamt über 60 Kubikmeter“, berichtet Maurermeister Andreas Schael, der Anleiter der drei jugendlichen Freiwilligen. „Eine sehr lange, sehr anstrengende Arbeit“, erklärt Timo Kohnert.

Mit der Sanierung soll hofseitig wieder ein Anbau entstehen, der für die Wohnfläche gebraucht werde, sagt Rudolph Koehler. Über Erd-, Ober- und Dachgeschoss sollen es insgesamt 100 Quadratmeter sein, und das Haus wird hofseitig auch eine Dachterrasse erhalten.

Spenden für den Münzenberg 5 sind möglich: Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Ernst-Ritter-Stiftung, IBAN: DE60 3708 0040 0263 6049 03, Commerzbank AG (mz)

Die drei Jugendlichen bringen am Baudenkmal Münzenberg 5 eine Schuttrutsche an.
Die drei Jugendlichen bringen am Baudenkmal Münzenberg 5 eine Schuttrutsche an.
Korn