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Freiwillige Feuerwehr Freiwillige Feuerwehr: Frauen an den Brand-Herd!

Von ingo kugenbuch 23.12.2013, 20:30
Insgesamt 19 Frauen aus den Freiwilligen Feuerwehren Thale, Neinstedt, Stecklenberg, Weddersleben und Warnstedt tun in der Feuerwehr der Stadt Thale ihren Dienst. Auf unserem Foto haben sich alle Feuerwehrfrauen vor dem Gerätehaus in Thale versammelt (von links): Nicole Keune, Jana Heimer, Franziska Winter (vorn), Susanne Hohmann (vorn), Vanessa Hosang, Ursula Kammerer, Anja Müller, Cindy Braune (im Auto), Katrin Blath, Kristin Stuck (auf der Leiter), Laura Krüger, Nadine Stuck (liegend), Susanne Müller und Stefanie Kühne. Sie alle sind auch über Weihnachten bereit zum Einsatz. Nicht auf dem Bild zu sehen sind Antje König, Elke Menning (beide Neinstedt), Yvonne Wild (Warnstedt), Julia Lienig (Allrode) und Doreen Gehrmann (Westerhausen).
Insgesamt 19 Frauen aus den Freiwilligen Feuerwehren Thale, Neinstedt, Stecklenberg, Weddersleben und Warnstedt tun in der Feuerwehr der Stadt Thale ihren Dienst. Auf unserem Foto haben sich alle Feuerwehrfrauen vor dem Gerätehaus in Thale versammelt (von links): Nicole Keune, Jana Heimer, Franziska Winter (vorn), Susanne Hohmann (vorn), Vanessa Hosang, Ursula Kammerer, Anja Müller, Cindy Braune (im Auto), Katrin Blath, Kristin Stuck (auf der Leiter), Laura Krüger, Nadine Stuck (liegend), Susanne Müller und Stefanie Kühne. Sie alle sind auch über Weihnachten bereit zum Einsatz. Nicht auf dem Bild zu sehen sind Antje König, Elke Menning (beide Neinstedt), Yvonne Wild (Warnstedt), Julia Lienig (Allrode) und Doreen Gehrmann (Westerhausen). chris wohlfeld Lizenz

thale/MZ - Im Jahr 1989 waren in Westdeutschland nur 1,77 Prozent der Feuerwehrleute Frauen. Mit der Wiedervereinigung stieg ihr Anteil in Gesamt-Deutschland mit einem Satz auf mehr als drei Prozent. Grund: In den Wehren der DDR lag die Frauenquote deutlich höher. Heute gibt es in Deutschland gut eine Million Mitglieder in den freiwilligen Wehren, und knapp 85 000-mal heißt es: Frauen an den Brand-Herd! Die Feuerwehren der Stadt Thale schlagen die bundesweite Frauenquote von 8,2 Prozent (Stand: 2011) allerdings: Die 19 Feuerwehrfrauen machen etwa 10 Prozent aller Brandbekämpfer im Bodetal aus.

„Es gab einen Einsatz, da hat sich der Maschinist umgedreht - und sah nur Frauen im Feuerwehrauto“, sagt Nicole Keune, 35, die über den Karnevalsverein zur Feuerwehr kam. 2007 hat auch schon mal eine reine Frauengruppe an Wettkämpfen teilgenommen. Die Thalenser haben gewonnen - allerdings waren sie auch die einzigen Frauen. Zu Weihnachten haben die 19 Frauen der Thalenser Wehr nicht nur Geschenke, Weihnachtsbraten und ihre Familie im Kopf, sondern auch Schere, Spreizer und Tragkraftspritze.

„Es kann jeden Tag zu einem Einsatz kommen“, sagt Gruppenführerin Cindy Braune, 35, die mit acht Jahren zur freiwilligen Feuerwehr gekommen ist. „Diejenigen, die keine Kinder haben, fahren raus, die anderen wechseln sich ab.“ Denn jede Frau mit Kind hat auch einen Mann in der Feuerwehr. Die gute Nachricht: Weihnachten ist nach Erfahrung der Brandbekämpfer nicht unbedingt ein Einsatzschwerpunkt. In Zeiten von elektrischen Kerzen hält sich die Zahl der abfackelnden Weihnachtsbäume in Grenzen. Gefährlicher sind da schon die Silvesterraketen. „Da haben wir eine Bereitschaftsgruppe, die üblicherweise auch zusammen Silvester im Gerätehaus feiert - natürlich ohne Alkohol“, sagt Cindy Braune.

Die Feuerwehrfrauen von Thale sind zwischen 16 und 51 Jahre alt. Die 16-jährige Laura darf bis zu ihrem 18. Geburtstag nur bei Übungen dabei sein. Dann kann sie durchstarten und ohne Beschränkungen für ihre Stadt durchs Feuer gehen - vorausgesetzt sie hat die nötigen Ausbildungen, etwa als Atemschutzgeräteträgerin oder Maschinistin, absolviert. Im Schnitt sind bei Einsätzen der Thalenser Wehr immer eine oder zwei Frauen dabei. Im zivilen Leben arbeiten sie bei der Stadtverwaltung, als Krankenschwester oder Ärztin. Keine von ihnen ist ohne Job, viele bringen aber drei Dinge unter einen Hut: Arbeit, Familie und Feuerwehr.

Wie sehen Männer die Arbeit der Frauen bei der Feuerwehr? „Es klappt schon ganz gut. Seit zehn Jahren sind die Frauen bei uns akzeptiert“, sagt der stellvertretende Zugführer Uwe Meyer. „Die meisten Frauen stehen ihren Mann.“ Nicole Keune etwa war dieses Jahr schon 65-mal im Einsatz. Vor allem die Serie mit in Brand gesteckten Autos und ein Großfeuer in Westerhausen im September hat die Feuerwehr Thale in Atem gehalten - Männer wie Frauen.

Eine Szene beim Arrangieren des Fotos für diesen Artikel sagt viel darüber aus, wie die Thalenser Feuerwehrfrauen ihren Dienst erledigen. „Eigentlich hält die Leiter“, sagte MZ-Fotograf Chris Wohlfeld. Wie aus der Pistole geschossen kam die Antwort einer Feuerwehrfrau: „Mit ,eigentlich‘ können wir bei uns nichts anfangen.“

Beschäftigte die freiwilligen Wehren der Stadt Thale in diesem Jahr: eine Serie von Brandstiftungen an Autos.
Beschäftigte die freiwilligen Wehren der Stadt Thale in diesem Jahr: eine Serie von Brandstiftungen an Autos.
archiv/polizei Lizenz