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Freie Grundschule Wernigerode Freie Grundschule Wernigerode: Auszeichnung mit einem Echo Klassik

Von Rita Kunze 05.11.2015, 18:50
Der Echo für die Grundschule
Der Echo für die Grundschule Wohlfeld Lizenz

Wernigerode - Der Edelstahl glänzt: Er hat den Echo Klassik extra noch einmal poliert, sagt Reno Scherbaum am Rande einer Feierstunde in der Freien Grundschule Wernigerode: „Wegen der vielen Fingerabdrücke. Mindestens 86 Kinder wollten das im wahrsten Sinne begreifen“, erklärt der Schulleiter. Denn der Musikpreis ging seit der Verleihung Mitte Oktober durch viele Hände, nun durfte er noch einmal bei einer Präsentation in der Grundschule bestaunt werden: Als erste allgemeinbildende Schule in Deutschland hat die Einrichtung den Echo Klassik in der Kategorie Nachwuchsförderung bekommen. Und das liegt an ihrem Unterrichtskonzept.

Entwicklung der Sinneskompetenz

Gesungen wird nicht nur in den Musikstunden, sondern auch in Deutsch, Mathe und Englisch. Erstklässler bekommen Flötenunterricht, später kommen Angebote in Geige, Cello und Klavier hinzu.

„Dabei geht es uns nicht um die Ausbildung von künftigen Profi-Musikern oder um neue Gesangsstars“, sagt Lehrerin Simone Drebenstedt. „Vielmehr geht es in unserer täglichen pädagogischen Arbeit um die Entwicklung einer sehr grundlegenden Fähigkeit, die wir Sinneskompetenz nennen und die eine sehr weitreichende Voraussetzung für soziale und gesellschaftliche Kompetenz sowie für schulischen und später beruflichen Erfolg ist.“ Ob die Schüler dadurch tatsächlich bessere Leistungen haben als die anderer Schulen, könne er nicht sagen, so Scherbaum: „Es gibt keine empirischen Studien.“ Zwischen 60 und 80 Prozent würden ihre schulische Laufbahn am Gymnasium fortsetzen: „Im landesweiten Vergleich liegen wir in der Regel über dem Durchschnitt.“ Auch bei Mathe-Olympiaden würden die Schüler „häufig vordere Plätze“ belegen. Denn, so Scherbaum: „Musik ist Mathe.“

Stärkung von Konzentration und Sozialverhalten

Diese Philosophie ist Teil des pädagogischen Konzeptes, das ausgerichtet ist auf die Stärkung von Konzentration und Sozialverhalten der Kinder. Lehrerin Simone Drebenstedt macht ihre Schüler spielerisch mit klassischer Musik vertraut, die sie dadurch alltäglich erleben. „Mit Musik kann man allumfassend lernen. Das ist übertragbar auf andere Fächer“, sagt sie. Wie das geht, zeigt der Schulchor bei der feierlichen Präsentation des Musikpreises mit einem Lied, das sich um die Zahl Sieben dreht und Deutsch, Englisch und Mathe verbindet.

Damit das Konzept aufgeht, hat sich die Grundschule Kooperationspartner gesucht und arbeitet unter anderem mit der Kreismusikschule und mit dem Landesmusikgymnasium zusammen. Schüler geben Gemeinschaftskonzerte oder gestalten Rhythmusprojekte.

Ansporn um weiterzumachen

Der Echo sei Ansporn, weiterzumachen, sagt Scherbaum, der sich eine langfristig gute Zusammenarbeit mit den Partnern der Schule wünscht. Die Instrumente, auf denen die Schüler lernen, seien zum größten Teil gespendet. „Die Kinder halten diese Instrumente in Ehren“, betont der Schulleiter.

„Stünde das so doch in den Grundsätzen aller Schulen“, begründet die Echo-Jury ihre Entscheidung: „Gemeinsam Instrumente lernen, im normalen Stundenplan mit regulärem Musikunterricht, dazu das regelmäßig Singen im Chor, Kooperationen mit anderen Schulen, um Musicals auf die Bühne zu bringen. Das macht jede Woche mehrere Unterrichtsstunden Musik, ist integraler Bestandteil einer Schule, in der natürlich Lesen und Schreiben und Rechnen gelernt werden, in der es auch eine Mathe-Olympiade gibt.“

Seinen dauerhaften Platz soll der Echo im Flur des dritten Obergeschosses der Schule finden. Der Ort ist mit Bedacht gewählt, sagt Scherbaum: „Die Vitrine ist schon da. Da kann man den Preis jederzeit bestaunen - und sich gleichzeitig das Obergeschoss ansehen.“ Denn das ist noch unsaniert, wird aber gebraucht: „Wir wünschen uns einen Aufführungsort, in den alle hinein passen.“ (mz)