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Firmenjubiläum in Gernrode Firmenjubiläum in Gernrode: Ein Sprung ins kalte Wasser

Von Sabine Herforth 21.10.2016, 10:56
Das Familienunternehmen Möbel Ritter in Gernrode gibt es seit 25 Jahren. An seiner Spitze stehen die Gesellschafter Uwe (links) und Volker Ritter. Mit im Team sind zudem Stephanie Adam (von links) sowie Christina und Sandra Ritter.
Das Familienunternehmen Möbel Ritter in Gernrode gibt es seit 25 Jahren. An seiner Spitze stehen die Gesellschafter Uwe (links) und Volker Ritter. Mit im Team sind zudem Stephanie Adam (von links) sowie Christina und Sandra Ritter. Chris Wohlfeld

Gernrode - Vor einem Vierteljahrhundert wurde das Familienunternehmen Möbel Ritter in Gernrode gegründet. Ein Schritt, der auch hätte schief gehen können, denn die Brüder Uwe und Volker Ritter wagten mit ihren Eltern den Sprung ins kalte Wasser. Ursprünglich betrieb der Polsterer und Tapezierer Lothar Ritter ab 1957 mit seinem Vater Ernst und seiner Ehefrau Lilli einen Handwerksbetrieb in Rieder. Dort fertigte er in Handarbeit individuelle Polstermöbel - ein sehr zeitaufwendiges und materialintensives Geschäft. In den 1970er und 1980er Jahren kamen Reparaturarbeiten und Aufarbeitungen hinzu. Lothar Ritters Sohn Volker stieg 1986 in das Unternehmen ein.

Mit dem Mauerfall kam für das kleine Familienunternehmen dann wortwörtlich die Wende. Die Bedingungen änderten sich schlagartig. „Die reine Polsterei war immer schwieriger“, berichtet Uwe Ritter. Letztlich habe sich das Geschäft nicht mehr rentiert. Die Kunden verlangten eine immer größere Vielfalt, die in Handarbeit einfach nicht mehr zu leisten war - schon gar nicht zu den sinkenden Preisen.

„Da haben wir uns entschieden, uns auf den Handel zu konzentrieren“, so der 53-Jährige. „Wir sind relativ schnell in einen Einkaufsverband eingetreten und haben dort Unterstützung bekommen“, fügt er an.

Bescheidener Einstieg

Der Einstieg in das neue Familienunternehmen - bestehend aus Vater Lothar, seiner Frau Lilli und den beiden Söhnen Volker und Uwe war bescheiden. „Wir haben im Prinzip in einer Garage angefangen - auf 30 Quadratmetern“, erinnert sich Uwe Ritter, der heute mit seinem Bruder als Gesellschafter die Geschäfte anführt.

Diese Lösung war jedoch nur vorübergehend. Kurze Zeit später zog das Unternehmen in den damaligen Modering in Gernrode und fieberte der Eröffnung entgegen. Vom ersten Tag an gab es das volle Sortiment mit Küchen, Schrankwänden, Polstermöbeln und auch einer Mini-Boutique.

„Wir haben in der Nacht davor noch Fußbodenbelag verlegt.“ Am 11. November 1991 fiel dann schließlich der offizielle Startschuss. „Exakt zwei Jahre nach dem Mauerfall - das war allerdings nur ein Zufall“, erzählt Uwe Ritter. Eine große Feier gab es zur Eröffnung allerdings nicht. „Ein Glas Sekt und dann ging es schon los“, erzählt Ritter. „Heute würde man das völlig anders machen“, fügt er an.

Platz wurde knapp

Gelegenheit dazu gab es fünf Jahre später. Denn der Platz am Standort wurde trotz zusätzlicher Etage knapp. „Wir sind in der ganzen Umgebung herumgefahren und haben nach Bauplätzen beziehungsweise Hallen gesucht.“ Zunächst sah es nicht so aus, als wäre ein schneller Umzug möglich. Doch der Zufall kam der Familie zu Hilfe.

Die Harzer Likörfabrik in Gernrode bot einen Teil ihres Grundstücks zum Verkauf an - die Familie nutzte die Gelegenheit. „Das hier war früher eine Produktionshalle. Hier drin habe ich als Schüler gesessen und Brause produziert“, schwelgt der 53-Jährige in Erinnerungen.

Eine riesige Sause

Das Möbelunternehmen kaufte die Halle, entkernte sie und begann mit dem Innenausbau. „Dann kamen neue Möbel rein und im März 1996 ging es hier los - da gab es dann aber eine riesen Sause“, sagt Uwe Ritter und lacht.

Ein zweiter Standort kam 1999 mit einem Möbelhaus in Hettstett hinzu. Volker und seine Frau Christina Ritter übernahmen dort ein bestehendes Objekt, das vergleichbar mit dem Gernröder Standort ist.

Pläne für Expansionen in naher Zukunft gebe es derzeit nicht. Aber: „Wir trauen uns das zu“, verrät Uwe Ritter, der bei einem passenden Angebot vermutlich nicht Nein sagen würde.

Schritte werden vorbereitet

In den vergangenen Jahren passte sich das Familienunternehmen, das derzeit 38 Mitarbeiter beschäftigt, immer wieder - mal in großen, mal in kleinen Schritten - an die aktuellen Anforderungen und Bedürfnisse seiner Kunden an. Zuletzt wurde 2011 die gesamte Ausstellungsfläche samt Einrichtung erneuert - mit Ausnahme des Küchenbereichs. Diese Abteilung folgte im vergangenen Jahr. „Solch große Schritte werden lange vorbereitet. Ein Jahr braucht man dafür schon“, erklärt Uwe Ritter.

Um Energiekosten zu sparen, wurde darüber hinaus in 2015 ein firmeneigenes Blockheizkraftwerk (BAKW) angeschafft und die Beleuchtung auf LED-Technik umgerüstet. „Das Licht macht unsere Hauptenergiekosten aus, deshalb haben wir durch die Modernisierung große Einsparungen.“

Denken an die nächste Generation

Die Gesellschafter denken bei solchen Investitionen nicht nur an die eigene Zukunft. „Die nächste Generation ist schon voll integriert“, klärt Uwe Ritter auf. Denn die Nichten Stephanie Adam und Sandra Ritter packen seit Jahren tatkräftig mit an. „Das Schöne ist, ich kann nach und nach in meine Aufgaben hineinwachsen“, erzählt Sandra Ritter.

Nachdem das Jubiläum bereits vor einigen Wochen groß begangen wurde, gönnen sich die Gründer und ihre Mitarbeiter am 9. November - dann ist das Familienunternehmen auf den Tag 25 Jahre alt - in kleiner Runde ein Glas Sekt. (mz)

Das Möbelhaus
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