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Filmfestival Filmvergnügen im Freien bei den Stadtwerken in Quedlinburg

Bei der Harzmovienale sind 21 Kurzfilme von Amateuren und professionellen Filmschaffenden gezeigt worden. Welcher Film die Jury überzeugt hat und welcher der Publikumsliebling war.

Von Almut Hartung 16.08.2021, 14:00
Kurzfilmfans mussten bei der diesjährigen Harzmovienale keinen Eintritt bezahlen.
Kurzfilmfans mussten bei der diesjährigen Harzmovienale keinen Eintritt bezahlen. Foto: Almut Hartung

Quedlinburg/MZ - Die Tische auf dem Parkplatz der Stadtwerke Quedlinburg waren gut gefüllt, als es hieß „Film ab“ und 21 Kurzfilme von professionellen Filmschaffenden und Amateurfilmern aus ganz Deutschland unter freiem Himmel gezeigt wurden.

„Das Angebot ist in diesem Jahr völlig durchmischt“, sagte Stefan Helmholz, Jurymitglied und Geschäftsführer des Dachvereins Reichenstraße im Vorfeld. „Es geht von Drama über Komödie. Gleich mehrere Filmemacher thematisieren die Corona-Zeit. Wir haben junge Filmemacher und alte - alles ist vertreten.“

Jury und Publikum sind einig

Während die Jury schon im Vorfeld alle Filme gesehen hatte, konnte das Publikum erst alle Einsendungen genießen und seine Favoriten im Anschluss auf einer Karte eintragen. Im Ergebnis zeigte sich: Die Jury und das Publikum lagen in der Wahl ihrer Sieger nicht weit auseinander.

In der Jurywerten belegten den ersten Preis in der Kategorie Amateur der Film „1-800-273 8255“ der Schüler Hanna Baumert, Louis Hanf, Alina Knaofmone und Julius Schramm. Der als Schulprojekt entstandene Film thematisierte die Suizidprävention am Beispiel von zwei Mädchen, die aufgrund von Mobbing Selbstmordgedanken haben. Titelgebend war hier die Nummer der Telefonseelsorge, die vom Musiker Loge in einem Lied verarbeitet wurde. „Rassismus, Homophobie, Depression und Suizid sind wichtige Themen, besonders im Schulkontext“, sagte Hanna Baumert.

Die Idee zu dem Film sei durch persönliche Erfahrung entstanden. Baumert, die den Preis stellvertretend für ihre Mitschüler entgegen nahm, durfte noch einen zweiten Preis auf der Bühne entgegen nehmen - der Film hatte auch das Publikum überzeugt und landete in dessen Wertung auf Platz zwei.

Hasskommentare aus den sozialen Medien spielen eine Rolle

Platz Eins der Jurywertung erhielt für die Profis „Comments“ von Jannis Alexander Kiefer - ein bewegender und verstörender Film, in dem die Protagonisten Hasskommentare aus den sozialen Medien vorlesen, die sich gegen Ausländer und Andersdenkende richten, und die dort vorgeschlagenen Verfahrensweisen in grafischen Bildern in die Tat umsetzen. Auch beim Publikum fand dieser Film großen Anklang und kam auf Platz Drei.

„Forgettable Man“ von den Filmemachern David Schuster und David Wunderlich über einen Superhelden, der die Kraft besitzt, Erinnerungen zu löschen, siegte in der Publikumswertung. Darin stoppt der Held einen Überfall, indem er den Einbrecher immer und immer wieder vergessen lässt, dass er den Laden bereits betreten hat, bis die Polizei eintrifft - eine Handlung, die durch die überraschende Wendung überzeugt. Der Film fand auch bei der Jury auf großen Zuspruch und kam hier auf den zweiten Platz.

In der Wertung Amateur war der Favoritenfilm des Publikums „Das Angebot“, eine lokale Produktion von Wenzel Gatzemann, in der Maria Hufenreuter und Stefan Helmholz als Schauspieler vor der Kamera standen. In dieser Hommage an Stadt-Land-Klischees trifft eine Immobilienmaklerin in einem abgelegen Harzort auf sehr merkwürdige Herren, die noch sehr viel merkwürdigere Dinge mit Tieren und deren Körperteilen auf ihrem Hof anstellen und die Frau am Ende entführen.

Kultur nach einem Jahr Pause

Die Harzmovienale hat in diesem Jahr zum dritten Mal stattgefunden. Mit 21 Filmen gab es weitaus weniger Einreichungen als im vergangenen Jahr, berichtet Jurymitglied Stefan Helmholz, wohl bedingt durch die Coronapandemie, da die Resonanz sonst sehr viel höher gewesen sei. „Nach einem Jahr Kulturflaute wollten wir ein Zeichen setzen, dass jeder, der will, kommen kann“, fährt Helmholz fort. Darum war der Eintritt an diesem Abend frei.

Die Initiatorin der Harzmovienale, Maria Hufenreuter, bestärkte die Zuschauer zum Abschluss des Abends, eigene Ideen umzusetzen, zumal die technischen Hürden inzwischen recht niedrig seien. Ein Film könne inzwischen schon mit dem Smartphone gedreht werden, und auch den Umgang mit Schnittprogrammen könne man inzwischen recht simpel und schnell erlernen. Moderatorin Conny Richter, die zusammen mit Eike Helmholz durch den Abend geführt hatte, verriet als Ansporn: Im nächsten Jahr solle es auch eine Trophäe geben.