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Film ist eigentlich leicht verderbliche Ware

28.10.2009, 15:53

QUEDLINBURG/MZ/BÜ. - Vielleicht lag es auch daran, dass sie Ende der Siebziger zur selben Zeit in "Schneeweißchen und Rosenrot" die wesentlich größere Rolle als Mutter der beiden Mädchen spielte, dessen Dreharbeiten auch im Harz stattfanden.

Mit der Aufführung dieses Zweiteilers von 1979 an einem Abend beschritt der Quedlinburger Verein qARTus im Rahmen des Projektes "Filmstadt Quedlinburg" Neuland. "Wir waren deshalb gespannt auf die Resonanz", löste sich beim Vorsitzenden Thomas Steinbrück die Spannung, als sich der Saal im Palais Salfeldt am Kornmarkt fast bis auf den letzten Platz füllte. Über 300 Gäste kamen.

Vielleicht war dafür auch der Vorfilm verantwortlich, denn das viertelstündige Porträt von Quedlinburg aus dem Jahre 1957, mit Schlossberg- und Münzenberg, aber auch den kleinen Gassen der Alt- und Neustadt, führte zu manch ungeahnter Entdeckung - wer konnte sich zum Beispiel noch an Bushaltestellen auf dem Marktplatz erinnern? Etwa 20 Jahre später kam das Drehteam in die Stadt. Fast die gesamte Handlung des ersten Teils zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise, des "Ochsenfurter Männerquartetts" nach der Fortsetzung von Leonhard Franks Roman "Die Räuberbande", entstand in den Straßen Quedlinburgs. Fotograf Jürgen Meusel konnte sogar noch schwarz-weiße Bilder von Dreharbeiten am Bahnhof beisteuern, die im Foyer auf den Filmgenuss einstimmten. "Wir waren aber nur etwa vier Wochen hier und haben im Motel gewohnt", berichtete Regisseur Jurij Kramer . Er war zugleich erstaunt, dass nach 30 Jahren noch ein so großes Interesse an diesem Werk bestehe. "Film ist doch eigentlich leicht verderbliche Ware." In Erinnerung an Quedlinburg zu dieser Zeit waren ihm selbst eher die polnischen Restauratoren geblieben.

Stefan Lisewski stellte einen Büchsenmacher dar und ist vielleicht besser bekannt als Riese aus den "Spuk"-Serien des DDR-Fernsehens. "Eigentlich wollte er gar nichts sagen", hatte Moderator Hans-Jürgen Furcht bei der Einladung erfahren. Es gelang ihm aber doch noch, einiges heraus zu locken. Gern erinnerte sich Lisewski noch an Dreharbeiten zu "Spuk unterm Riesenrad" auf der Burg Falkenstein und in Thale. Der jugendliche Verliebte im Film, Peter Friedrichson, hatte nur eine kurze Anreise, lebt er doch wieder in Wernigerode. Für ihn endete der Dreh einer Kampfszene schmerzhaft - mit dem Bruch der Mittelhand. "Ich werde immer wieder mit meinem Bruder Eckart verwechselt." Jener war kein anderer als "Meister Nadelöhr".

Hans Teuscher wirkte eher traurig und sentimental. "Ich bin als einziger überlebender Darsteller des Quartetts übrig geblieben", erinnerte er an Wolfgang Greese, Peter Kalisch, Fred Delmare und Wolfgang Dehler. Viola Schweizer, damals als junges Mädchen gerade Mitte zwanzig, verdient ihre Meriten im Ausland. "In Ungarn oder Österreich erkennen mich viele auf der Straße, hier kann ich unerkannt einkaufen", beschrieb es die Rothaarige. Das "Ende vom Lied" ist schnell erzählt: Die drei Restmitglieder des Quartetts versuchen ihr Glück in der großen, weiten Welt. Als verarmte Bettler landen zwei davon, gescheitert an den wirtschaftlichen Bedingungen und eigenem Unvermögen, wieder in ihrem Heimatort. Die letzte Sequenz entstand am Gänsehirtenturm "Hinter der Mauer".

Infos und Bilder:

www.filmstadt-quedlinburg.de