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Feuerwehr in Bad Suderode Feuerwehr in Bad Suderode: Verein fehlt Grund zur Hilfe

Von Andreas Bürkner 28.03.2014, 20:25
Ob es das traditionelle Tankerziehen von Förderverein und Feuerwehr zum Brunnenfest noch geben wird, steht in den Sternen.
Ob es das traditionelle Tankerziehen von Förderverein und Feuerwehr zum Brunnenfest noch geben wird, steht in den Sternen. Chris Wohlfeld Lizenz

Bad Suderode/MZ - Vor 120 Jahren wurde die Freiwillige Feuerwehr in Bad Suderode gegründet, doch ausgerechnet zur runden Zahl erlebt sie eine der schwersten Krisen. „Noch sind wir da und stehen bei Bränden und anderen Katastrophen zur Verfügung“, betont Michael Kiehne, der sich seit April 2012 als Beauftragter der Stadtwehrleitung Quedlinburg um die übrig gebliebenen Mitglieder der einst stolzen Bad Suderöder Wehr kümmert. Der Förderverein der Feuerwehr steht allerdings unmittelbar vor seiner Auflösung.

„Ortswehrleiter darf ich mich nicht nennen“, erklärt Kiehne. Das wäre bei noch acht Mitgliedern in der aktiven Wehr auf dem Papier auch übertrieben, wovon allerdings nur die Hälfte zusammen mit den Gernröder Kollegen zu Einsätzen ausrückt.

Viel blieb nicht übrig

Als kurz nach dem Brunnenfest 2012 die Kameraden aus ihrem provisorischen Depot im Heizhaus der ehemaligen Klappmöbelfabrik in der Bahnhofstraße 77 ausziehen mussten, blieb von einst über 20 aktiven Einsatzkräften und einer starken Jugendwehr nicht mehr viel übrig. Das Inventar und die Bekleidung wurde auf verschiedene Standorte verteilt, und das letzte eigene Fahrzeug verließ den Ort.

Die Stadt Quedlinburg hatte zum 30. Juni 2012 den Mietvertrag mit dem Eigentümer der Halle gekündigt. Begründet wurde es mit dem nicht normgerechten Bau sowie Unwetterschäden, Asbestbelastung, schlechter Wärmedämmung und gefährlichen Toren. Auch zu wenig Parkplätze, Unzulänglichkeiten im Mietvertrag sowie das Verstreichen von diversen Fristen, welche die Stadt dem Vermieter gestellt hatte, führten dazu, dass die Stadtverwaltung das Depot nicht mehr halten wollte. Der Kurort Bad Suderode war zu dieser Zeit erstmals nach Quedlinburg eingemeindet worden. Zuvor gab es zunächst Pläne, die Bad Suderöder vorübergehend im benachbarten Quarmbeck unterzubringen, damit in ihrem Ort ein neues Gerätehaus gebaut werden kann. Diese Lösung hätten die Kameraden auch akzeptiert.

Enttäuschung über fehlende Perspektive

Da für den Bau jedoch keine Fördermittel zur Verfügung gestellt wurden, sollten die Kurstädter nun zu den Kollegen nach Gernrode ziehen, um beide Ortsfeuerwehren an einem Standort unterzubringen. „Dieser Versuch brachte überhaupt nichts, im Gegenteil“, berichtete Kiehne. Aus Enttäuschung über die fehlende Perspektive traten viele der Anfang 2012 noch 23 gut ausgebildeten Bad Suderöder Kameraden aus der Wehr aus. Auch der damalige Ortswehrleiter Andreas Schwab, seit 2005 Chef, und sein Stellvertreter Enrico Adam zogen sich zurück.

Schwab hatte sich jahrelang vergeblich für den Bau eines neuen Gerätehauses und den Feuerwehr-Nachwuchs eingesetzt, um für den Fall eines Falles die Brandsicherheit im eigenen Ort gewährleisten zu können. Diese Aufgabe haben inzwischen die Wehren in Quedlinburg und Gernrode übernommen. Über letztere erfolgt auch die Alarmierung der noch vier Bad Suderöder Einsatzkräfte.

Auch wenn die Ortsfeuerwehr seit 1. Juli 2012 kein eigenes Gerätehaus mehr besaß, sollte sie weiterbestehen. Die verbliebenen neun Mitglieder zogen nach dem Auszug der Bad Suderöder Grundschule nach Gernrode in das Gebäude in der Schulstraße. Sie richteten sich in unzähligen Arbeitsstunden aus einem ehemaligen Klassenzimmer einen Schulungsraum her und treffen sich seitdem dort zu den Dienstabenden. Einzig die 19 Frauen und Männer in der Alters- und Ehrenabteilung sind von den Veränderungen in den vergangenen zwei Jahren kaum betroffen.

„Wir machen auch weiterhin unsere Treffen und Ausflüge“, erklären sie. „Für uns besteht die Ortsfeuerwehr Bad Suderode weiterhin“, betonte Quedlinburgs Vize-Oberbürgermeister Wolfgang Scheller am Rande der jüngsten Ratssitzung. Vielleicht steigt die Zahl der Mitglieder ja wieder, hoffen er und Stadtwehrleiter Mike Possekel auf Besserung. Der Jahresbilanz war die Stadtverwaltung nur deshalb fern geblieben, weil „keine klare Abgrenzung zwischen der Versammlung der Feuerwehr und der des Fördervereins erfolgt ist“, so Scheller.

Für Daniel Klump, dem Vorsitzenden des „Vereins zur Förderung der Freiwilligen Feuerwehr Bad Suderode“, ist hingegen die Situation festgefahren. „Die grundlegende Satzungsvorgabe, die Bad Suderöder Wehr bei Technik und Ausrüstung zu unterstützen, ist kaum noch möglich“, erklärte er zur Jahreshauptversammlung.

Woanders, wie in Gernrode, dürfe das Vermögen des Vereins aber nicht eingesetzt werden, wolle man nicht gegen die eigenen Regeln verstoßen. Deshalb beantragte Klump eine Abstimmung zur Vereinsauflösung. Diese misslang im ersten Anlauf, weil zur Versammlung nicht die von der Satzung verlangten mindestens vier Fünftel der noch 70 gemeldeten Mitglieder anwesend waren.

Zweiter Versuch muss her

Voraussichtlich am 25. April soll um 19 Uhr im Schulungsraum der ehemaligen Grundschule der zweite Versuch erfolgen. „Dann reicht es, wenn drei Viertel der anwesenden Mitglieder die Auflösung beschließen“, erläuterte Klump die Satzungsfestlegungen.

Auch möglicherweise ohne Förderverein wollen die Mitglieder der Ortsfeuerwehr in Bad Suderode präsent bleiben. „Am 1. Mai startet wieder der traditionelle Wandertag mit Verwandten, Freunden, Einwohnern und Gästen des Ortes“, kündigt Michael Kiehne bereits an.

Ob es wie früher noch das Tankerziehen zum Brunnenfest geben wird, steht in den Sternen. Bisher ist sogar noch offen, ob das traditionelle Fest dieses Jahr im Kurort nach Schließung des Kurzentrums stattfindet. Kiehne: „Wenn doch, würden wir auch das Tankerziehen organisieren.“