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Ermittlungen nach Brandserie „Feuerteufel“ in Dankerode? - Polizei sucht Zeugen

Die Feuerwehren in der Stadt Harzgerode kommen nicht zur Ruhe. Zu allem Überfluss scheint jetzt auch noch ein Brandstifter umzugehen.

Von Susanne Thon 13.09.2022, 17:13
Ende August ahnten die Harzgeröder Ortswehren noch nicht, dass am Wipperberg weitere Einsätze folgen würden.
Ende August ahnten die Harzgeröder Ortswehren noch nicht, dass am Wipperberg weitere Einsätze folgen würden. Foto: Freiwillige Feuerwehr

Dankerode/MZ - Es waren Brand Nummer drei und vier in nur zwei Wochen. Ausgebrochen sind sie immer am Wipperberg in Dankerode, in einer in die Jahre gekommenen, nur noch zum Teil unterhaltenen Wochenendsiedlung ein Stück außerhalb des Dorfes. Zwei Bungalows sind komplett abgebrannt, ein dritter ging am Montag in Flammen auf, und am Abend desselben Tages brannte noch ein Schuppen.

Weder die Feuerwehrleute noch irgendwer anders glauben an einen Zufall. „Da braucht man kein Kriminologe zu sein, um festzustellen, dass es sich hier um Brandstiftung handelt“ – bei vier Bränden an einer Stelle und so kurz hintereinander, sagt Harzgerodes Bürgermeister Marcus Weise (CDU).

Unbekannter hat eine Matratze in Brand gesetzt

Für die beiden am Montag ausgebrochenen Brände bestätigt die Polizei, dass sie gelegt worden seien. Zwei Ermittlungsverfahren wegen vorsätzlicher Brandstiftung wurden laut Uwe Becker, Sprecher im Polizeirevier Harz in Halberstadt, eingeleitet. Im Bungalow hätten Unbekannte eine Matratze in Brand gesetzt, sagt er. Für die vorherigen Brände am Sonnabend und am 30. August fällt seine Formulierung – wie üblich, wenn Ermittlungen laufen – vorsichtiger aus: Brandstiftung sei nicht ausgeschlossen, und ebenso wenig ausgeschlossen werden könne, dass ein Zusammenhang zwischen allen Bränden bestehe, so Becker.

Die äußeren Umstände lassen wenig Zweifel daran, dass in Dankerode ein „Feuerteufel“ am Werk ist: Strom und Gas − als potenzielle Brandursache − liegen in der Bungalowsiedlung nicht an. Das hatte auch schon die Polizei nach Brand Nummer zwei mitgeteilt. Gewittert hat es auch nicht. Und die ersten drei Feuer brachen immer an einem Nachmittag aus.

„Das ist unerträglich und inakzeptabel“

„Das ist unerträglich und inakzeptabel, dass so etwas passiert“, wettert Weise. Ihm tun vor allem die Einsatzkräfte leid – alles Ehrenamtler −, die schon seit Monaten weit über das normale Maß hinaus in Anspruch genommen würden. Stadtwehrleiter Nico Hartung kann das nur bestätigen. „Wir haben zurzeit eine Einsatzbelastung, die dermaßen hoch ist“, sagt er.

Allein bis August seien die Ortswehren der Stadt Harzgerode zu so vielen Einsätzen ausgerückt wie im gesamten vergangenen Jahr, hätten auch außerhalb unterstützt, etwa bei den Waldbränden im Nationalpark und am Auerberg. Und 2022 ist noch nicht vorbei. Wenn jetzt noch Brandstiftung dazu komme – „das ist nicht nachvollziehbar, das ist nervig“, als ob es nicht reiche, „dass ringsum alles brennt“, echauffiert sich Hartung.

Wasser musste im Pendelverkehr zum Brandort gebracht werden

Was die Situation bei den Bränden am Wipperberg in Dankerode erschwert, ist die Löschwasserversorgung. Hydranten gebe es dort nicht, erklärt Hartung. Das Wasser musste im Pendelverkehr zum Brandort gebracht werden. Glück im Unglück: Ein ortsansässiger Landwirtschaftsbetrieb, die Scheffler GbR, unterstützte die Feuerwehrleute am Montag zum wiederholten Mal, brachte einen 8.000 Liter fassenden Wasseranhänger an die Einsatzstelle.

Drei Bungalows und ein Schuppen haben inzwischen gebrannt.
Drei Bungalows und ein Schuppen haben inzwischen gebrannt.
FF Stadt Harzgerode

In der Stadt Harzgerode liegt die Hoffnung nun auf den Ermittlungen der Polizei, die Zeugen sucht. Auch Bürgermeister Weise richtet sich an die Bevölkerung der Einheitsgemeinde, bittet um Mithilfe. Der Stadtwehrleiter bekräftigt den Aufruf: „Die Feuerwehr ist dankbar für jeden Hinweis“, sagt Hartung, der hofft, dass „das nicht so weitergeht“. Nicht wie in der Stadt Osterwieck.

Brandserie auch in Osterwieck

Seit Mitte Juli geht dort ein Brandstifter um. Die Serie umfasst etwa 50 Brände. Ende August wurden an einem einzigen Tag fünf Feuer gelegt. Zuletzt brannte Anfang September ein Auto. In Osterwieck ging man laut einem Beitrag in der Volksstimme von einer weiteren Tat des „Feuerteufels“ aus. Es war der siebente Brand in der Straße innerhalb von rund anderthalb Monaten. Zwei Tage zuvor wütete schon ein Feuer in einem Naturschutzgebiet zwischen Landesstraße und Oker. Und davor war an einem Fachwerkhaus gezündelt worden.

Die Volksstimme schrieb, dass die Schäden immer größer geworden seien, der „Feuerteufel“ auch keine Skrupel habe, Leib und Leben anderer zu gefährden. Bei einem der Einsätze wurden demnach drei Feuerwehrleute verletzt: einer erlitt eine Rauchgasvergiftung und musste ins Krankenhaus, zwei weitere konnten vom Rettungsdienst vor Ort behandelt werden.

Hinweise zu den Bränden in Dankerode erbittet die Polizei unter der Rufnummer 03941/67 42 93.