Fahrpreis nach Thale Fahrpreis nach Thale: Stecklenberger ärgern sich über Bustarif

Stecklenberg/Thale - Georg Baars, Ortsbürgermeister von Stecklenberg, ist sauer. Und zwar über die aktuellen Bustarife der Harzer Verkehrsbetriebe GmbH (HVB). „Bereits mehrfach wurde unseres Wissens die Neuordnung des Bus-Tarifzonenplans von Kommunalpolitikern angesprochen.“ Doch geändert habe sich nichts.
In der Stadt Thale mit ihren Ortsteilen gibt es fünf unterschiedliche Buspreise. Ein einfacher Einzelfahrschein kostet nach Thale:
1,40 Euro: Stadtverkehr Thale, Warnstedt, Neinstedt;
2,10 Euro: Weddersleben, Westerhausen
3,10 Euro: Almsfeld, Friedrichsbrunn, Stecklenberg
4,10 Euro: Allrode, Altenbrak, Treseburg, Wendefurth.
Neben den Standardfahrscheinen und einer Tagesnetzkarte bietet die HVB eine Reihe weiterer Sonderfahrscheine und Ermäßigungen, wie beispielsweise für Sozial- und Familienpassinhaber sowie Wochen- und Monatskarten, an. Unabhängig von der Tarifstufe wird auch eine Tagesnetzkarte zum Preis von 10 Euro pro Person angeboten.
Die Stecklenberger hätten keine eigenen Einkaufsmöglichkeiten mehr, schreibt der Ortsbürgermeister auch an Landrat Martin Skiebe (CDU). Viele Bürger ohne Auto, Moped oder Motorrad seien deshalb auf den Linienbus angewiesen. Auch, um zum Verwaltungssitz im Rathaus von Thale zu gelangen.
Seit November 2009 ist Stecklenberg als Ortsteil in die Stadt Thale eingemeindet. Während die Thalenser für Fahrten im Ort 1,40 Euro bezahlen, müssen die Stecklenberger für eine Einkaufsfahrt in das acht Kilometer entfernte Thale 6,20 Euro hinlegen. „Dies empfinden viele Bürger als ungerecht“, betont der parteilose Ortsbürgermeister (Bürgerliste). „Das Begehren mancher Kommunen ist uns bekannt. Allerdings stellt das die Grundzüge eines Flächenzonentarifs, der entfernungsabhängig gestaltet wird, auf den Kopf“, heißt es von der HVB.
Laut Gerald Hahne, Abteilungsleiter Verkehr bei der HVB, würde das beispielsweise bedeuten, dass die Allröder, die 16 Kilometer entfernt von Thale wohnen, ebenfalls nur 1,40 Euro zahlen müssten. Auch sie gehören seit Januar 2011 als Ortsteil zur Stadt Thale. Den gleichen Betrag zahlen die Neinstedter, die lediglich vier Kilometer von Thale entfernt wohnen.
„Wir haben im Juli 2013 der Stadtverwaltung den Vorschlag unterbreitet, Stecklenberg in die Thalenser Zone aufzunehmen. Dann wäre ein Preis von 2,10 Euro zu zahlen. Das hätte jedoch zur Folge, dass die Stecklenberger, die direkt nach Quedlinburg oder nach Ballenstedt, Gernrode, Rieder oder Aschersleben wollen, deutlich höhere Preise zahlen müssten. Ist das gewollt?“, fragt Hahne.
Bürgermeister unterstützt Forderung
Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU) unterstützt die Forderung nach Gleichbehandlung aus Stecklenberg. „Wir sind seit Jahren eine kommunale Einheit“, sagt er. Auch bei den kommunalen Verkehrsbetrieben müssten sich endlich die Tarifzonen den neuen Strukturen der Kommunalreform anpassen. Insgesamt gibt es auf der 1 904 Kilometer umfassenden Linienlänge 89 Fahrpreise in 32 Tarifzonen. „Wir wollen, dass alle Ortsteile der Stadt Thale in eine Tarifzone kommen“, fordert deshalb der Thalenser Bürgermeister. In anderen Einheitsgemeinden klappe dies aus. Bisher habe sich die HVB geweigert, beispielsweise den Thalenser-Ortstarif auch für Allrode einzuführen. Derzeit sind die zwölf Orte über fünf Tarifzonen verteilt. Balcerowski hofft nun, dass mit den nächsten Bus-Tarifänderungen die Tarifzone für die Stadt Thale und deren Ortsteilen angepasst wird - „trotz aller finanziellen Schwierigkeiten, mit denen auch die HVB zu kämpfen hat“, meinte er.
„Auch in anderen Verwaltungseinheiten gibt es unterschiedliche Preise“, entgegnet HVB-Geschäftsführer Bjoern Smith. So kostet eine Fahrt aus dem Ortsteil Schierke nach Wernigerode nicht den Stadttarif von 1,40 Euro sondern 4,10 Euro.
Eine Änderung des Tarifsystems nach Verwaltungsstrukturen hätte erhebliche finanzielle Auswirkungen auf die Fahrpreisgestaltung. Es sei deutschlandweit üblich, die Fahrpreise entfernungsbezogen zu gestalten. Will man den Bustarif den Verwaltungsstrukturen anpassen, dann müsste darüber ohnehin der Kreistag entscheiden.
In seinem Schreiben an Ortsbürgermeister Georg Baars verweist Landrat Martin Skiebe auf die aktuell laufende Fortschreibung des Nahverkehrsplanes, in die die Kommunen mit einbezogen werden. „Dabei ist neben der Linienführung auch eine neue fachliche Bewertung der Tarifgestaltung vorgesehen.“´(mz)