Evangelische Grundschule Ilsenburg Evangelische Grundschule Ilsenburg: Eltern haben bei der Schule für ihr Kind die Wahl

Neinstedt/Ilsenburg - „Hier bin ich eingeschult worden“, sagt Ilsenburgs Bürgermeister Denis Loeffke (CDU). „Und ich habe mit dem Schulbesuch hier die beste Entscheidung für meinen Sohn getroffen“, erklärt Stephan Zwick, Vorstand der Evangelischen Stiftung Neinstedt. „Das ist der lebendigste Teil unserer Stiftung“, fügt er gestern beim Besuch der Evangelischen Grundschule der Harzstadt an. Dabei stand diese Bildungseinrichtung lange unter keinem guten Stern.
Gegründet 2010 in Wernigerode galt deren Aus drei Jahre später als beschlossene Sache. „Dem Förderverein, der uns damals angesprochen hat, die Nachfolge des alten Trägers zu übernehmen, ist es zu verdanken, dass es die Schule noch gibt“, sagt Zwick. „Die Abwicklung in Wernigerode war geplant. 2013 waren dort noch sieben Kinder übrig. Wir sind ein großes Wagnis eingegangen“, erinnert sich Schulleiterin Undine Schaper. „Aber ich habe keine Zweifel gehegt. Da hatte ich wohl viel Gottvertrauen.“
Prosperierende Stadt
Am 18. Juni 2013 kam die staatliche Anerkennung als Ersatzschule. Wenig Zeit bis zur Einschulung im August, doch trotzdem wurde die für vier Kinder in der Ilsenburger Marienkirche gefeiert. Denn als man nach Querelen in Wernigerode keine Zukunft sah, war die Schule nach Ilsenburg umgezogen. „Natürlich gab es kritische Stimmen, aber schnell sahen viele, dass die Bildungseinrichtung in der leer stehenden altehrwürdigen Schule gleich zwei Vorteile bringt:
Das Schulangebot in der Region wird mit einer Privatschule gestärkt, und unser leeres Gebäude bekam wieder eine Nutzung“, erinnert sich Bürgermeister Denis Loeffke. „Oft entstehen ja private Schulen als Rettungsaktion, weil staatliche dichtgemacht werden sollen. Wir befanden uns in der komfortablen Situation ein attraktives Zusatzangebot schaffen zu können.“ Schließlich sei Ilsenburg eine prosperierende Stadt, in den vergangenen Jahren entstanden 700 Arbeitsplätze. „Das bedeutet für uns, dass wir 303 Kinder im Grundschulbereich haben. Da nimmt niemand dem anderen etwas weg.“
Kein Kind braucht getauft zu sein
Sowohl Loeffke als auch Schulleiterin Undine Schaper müssen aber konstatieren, dass sich gerade Ilsenburger Eltern mit der Privatschule schwer tun. „Jedes fünfte unserer Kinder kommt bereits aus Niedersachsen. Wir verstehen uns als Drehkreuz in einer Region, in der Alternativen zu den Regelschulen dünn gesät sind“, so Schaper. „Bei uns gibt es kein Konkurrenzdenken. Aus tiefstem Herzen sage ich, es ist gut, dass die Eltern eine Wahl haben. Es gibt Kinder, die sich mit anderen Konzepten besser entwickeln. Der Dreh- und Angelpunkt ist eine gute Arbeit mit den Kindern.“ Um an ihrer Schule zu lernen, brauche kein Kind getauft zu sein. Rechtlich sei ein Wechsel von einer anderen Schule jederzeit möglich. Gegenwärtig lernen 51 Kinder hier, das Ziel seien 20 pro Klassenstufe.
Stephan Zwick verwehrt sich gegen Vorwürfe, dass diese Konfessionsschule die Kluft in der Gesellschaft weiter vertiefe. Wer die 120 Euro Schulgeld monatlich nicht aufbringen könne, darf eine Ermäßigung beantragen. Er bescheinigt den Mitarbeiterinnen, die nach den kirchlichen Tarifen entlohnt werden, aber auch, dass sie „eine große Portion Interesse und Idealismus mitbringen“.
Der Hortbetreiber - das Paritätische Integrative Netzwerk - der benachbarten staatlichen und der Evangelischen Grundschule organisiert Früh- und Späthort gemeinsam. Dass die Schulhöfe dagegen noch ein Zaun trennt, gefällt Undine Schaper gar nicht. Vielleicht wird das nach einer Neugestaltung mit einem Bachlauf, die aber noch „Zukunftsmusik“ sei, mal anders. (mz)