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Stadtwald Quedlinburg Eselstall, Steinholz, Altenburg und Hammwarte Quedlinburg: Extreme Trockenheit im letzten Jahr fordert ihren Tribut. 55 Prozent der Kiefern sind tot.

Von Petra Korn 27.04.2019, 12:55
Unübersehbar sind die Schäden druch die Trockenheit im vergangenen Jahr.
Unübersehbar sind die Schäden druch die Trockenheit im vergangenen Jahr. Korn

Quedlinburg - Die Stürme, sagt Kai Wiebensohn, „haben unsere Bäume gut überstanden“.

Doch welche Folgen die extreme Trockenheit und die hohen Temperaturen im vergangenen Jahr hatten und haben, zeige sich ganz besonders bei den Kiefern - mit 55 Prozent die Hauptbaumart im Quedlinburger Stadtwald - im Steinholz: „Nur die vordere Reihe täuscht noch ein bisschen Grün vor. Danach ist alles tot. Komplett abgestorben“, sagt Wiebensohn, beim Bauhof der Stadt für das Stadtgrün verantwortlich. „Das ist ein Drama, eine Katastrophe.“

Stadtwald Quedlinburg: Gestresste Laubbäume haben Dürre überstanden

Insgesamt rund 500 Hektar umfasst der Quedlinburger Stadtwald mit den Gebieten Eselstall, Steinholz, Altenburg und Hammwarte.

Zu knapp 60 Prozent besteht der Wald aus Nadelbäumen, rund 40 sind Laubbäume. Die, sagt der Stadtförster, seien zwar gestresst gewesen, hätten es bislang aber verkraftet - wie übrigens auch die Bäume im Stadtgebiet selbst -, dass im vergangenen Jahr nur insgesamt 292 Millimeter Niederschlag je Quadratmeter fielen.

„Das ist ungefähr die Hälfte des normalen Niederschlags für unsere ohnehin trockene Region.“ Und dass die Durchschnittstemperatur um 1,9 Grad höher war als das langjährige Mittel und die Sonnenscheindauer bei etwa 140 Prozent lag.

Ganz anders die Nadelbäume: „Im August wurden die ersten Bäume braun, im September hat das massive Waldsterben begonnen“, sagt Kai Wiebensohn.

Die Fichten seien besonders betroffen: Durch die Trockenheit hätten die Bäume nicht mehr ausreichend Wasser und Nährstoffe aufnehmen können; hinzugekommen sei der Borkenkäfer. Inzwischen sind die Fichten im Bezirk Eselstall zu fast 100 Prozent abgestorben.

„Doch auch die Kiefer, die mit Trockenheit relativ gut klarkommt, ist massiv bedroht“, sagt der Stadtförster und verweist auf alle Bereiche des Stadtwaldes.

Stadtwald Quedlinburg: Niederschlag im Winter hat kaum geholfen

Die tiefen Bodenschichten seien noch immer sehr trocken. „Der wenige Niederschlag, der im Winter gefallen ist, hat den Bäumen nicht geholfen.“

Hinzu komme, dass nun auch der Pilz „Diplodia pinea“ die Kiefer befalle. Dieser löst ein Triebsterben aus - bis hin zum Absterben des gesamten Baumes, wie schon einmal 2016.

Um das Holz noch zu nutzen, seien die betroffenen Bäume gefällt worden. Knapp 6.000 Kubikmeter - die dreifache Menge, die sonst eingeschlagen wird und die, statt zu Dachbalken oder Möbeln zu werden, wegen des übersättigten Holzmarktes nun für einen geringeren Preis in die Zellstoffproduktion geht - liegt an den Waldwegen.

„Das fällt hier in Quedlinburg natürlich auf“, sagt Kai Wiebensohn. Er unterstreicht: „Wir haben keinen gesunden Baum gefällt. Es waren überwiegend Totholz und einige, schon sehr stark geschädigte Bäume.“

Bei der Fällaktion, die bis Februar lief, seien Bäume, die noch ein bisschen Grün aufwiesen, stehen gelassen worden. Doch diese seien inzwischen ebenso abgestorben wie weitere Bäume. „Das sind bestimmt noch einmal 5.000 Kubikmeter.“

Um die abgestorbenen Waldbestände wieder aufzuforsten, wurde ein Konzept erarbeitet und wird Fördergeld beim Land beantragt, das bei Laubholz zu 85 Prozent unterstützt.

„Wir haben uns Gedanken gemacht, welche Baumarten wir nehmen. Unsere Böden sind sandig und überwiegend nährstoffarm, und die Arten sollen auch Hitze und Trockenheit vertragen“, erklärt Kai Wiebensohn.

Stadtwald Quedlinburg: Wiederaufforstung mit Traubeneiche und Winterlinde, aber auch Kastanie oder Platane

Verwendet werden sollen hauptsächlich Traubeneiche und Winterlinde, aber auch Kastanie oder Platane und - wegen des Diplodia-Pilzes - alternativ zur Kiefer an einigen Standorten Douglasien. „Auf jeden Fall wollen wir Vielfalt in den Wald bringen. Wir werden in den nächsten 20, 30 Jahren sehen, was überhaupt funktioniert.“

Aufgeforstet werden sollen in diesem Jahr im Herbst überwiegend in den Bezirken Eselstall und Altenburg insgesamt rund sechs Hektar Fläche.

Zudem wird auch auf Naturverjüngung gesetzt, insbesondere auch bei den Nadelbäumen. Doch auch diese brauchen wie die geschwächten Bäume und die bereits in den Vorjahren vorgenommenen Aufforstungen vor allem: Regen. „Dann haben sie eine Chance zu überleben“, sagt Kai Wiebensohn. (mz)

Hier, am Nordhang im Eselstall, standen Fichten. Sie waren komplett vertrocknet und sind gefällt worden, erklärt Kai Wiebensohn.
Hier, am Nordhang im Eselstall, standen Fichten. Sie waren komplett vertrocknet und sind gefällt worden, erklärt Kai Wiebensohn.
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Naturverjüngung: kleiner Ahorn.
Naturverjüngung: kleiner Ahorn.
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