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Land sucht Lehrer für den Harz Ernste Lage an Harzer Schulen - warum Seiteneinsteiger immer wichtiger werden

Die Unterrichtsversorgung im Landkreis liegt insgesamt bei knapp 93 Prozent. Zu wenig, und das Land will zum neuen Schuljahr gegensteuern - aber wie?

Von Rita Kunze 26.06.2024, 18:30
Das Land Sachsen-Anhalt hat 200 Lehrerstellen ausgeschrieben - darunter auch Stellen für Schulen im  Landkreis Harz.
Das Land Sachsen-Anhalt hat 200 Lehrerstellen ausgeschrieben - darunter auch Stellen für Schulen im Landkreis Harz. Symbolfoto: dpa

Landkreis Harz/MZ. - Mehr als 200 Lehrerstellen hat das Land ausgeschrieben, viele auch für Schulen im Harzkreis. Am Sonntag endet die Bewerbungsfrist. Wird sich der Lehrermangel im Harz im neuen Schuljahr verringern? Die Redaktion hat beim Landesschulamt nachgefragt.

Nicht alle, die könnten, gehen auch in Rente

Am größten ist die Not an Sekundar- und Gemeinschaftsschulen; die Unterrichtsversorgung liegt dort bei unter 90 Prozent, stellt die Behörde fest. Alle anderen Schulformen lägen zwar darüber, aber insgesamt gesehen liege sie bei 92,8 Prozent. „An den 78 öffentlichen Schulen im Landkreis fehlt aktuell ein Arbeitsvolumen, das 94,7 Vollzeitkräften entspricht“, sagt Tobias Kühne, Sprecher des Landesschulamtes.

Die Gründe für den Lehrermangel sind unterschiedlich: „Im Landkreis Harz sind aktuell 93 Lehrkräfte in Mutterschutz, Elternzeit oder langzeiterkrankt. Ihr Arbeitsvermögen ist aus der Unterrichtsversorgung ausgeplant“, erklärt Kühne. „Zum Ende des Schuljahres geht voraussichtlich eine niedrige zweistellige Zahl an Lehrkräften in den Ruhestand. Die Zahl steht noch nicht endgültig fest. Eventuell verlängern zum Beispiel noch Lehrkräfte ihre Lebensarbeitszeit.“

Seiteneinsteigende haben sich insgesamt bewährt. Ohne sie wären einzelne Schulen nicht mehr arbeitsfähig.

Tobias Kühne, Sprecher des Landesschulamtes

Lehrerstellen werden regelmäßig unbefristet und befristet ausgeschrieben, so Kühne, Bewerbungen seien jederzeit möglich. Manchmal hilft das Land auch nach: „Erfolglos ausgeschriebene Stellen werden finanziell aufgewertet, um ihre Attraktivität zu steigern. Das passiert regelmäßig für Schulen im ländlichen Raum.“

Neben monetären Anreizen setzt man auf Seiteneinsteiger, die immer wichtiger werden: Annähernd 15 Prozent der Lehrkräfte, so Kühne, sind über den Seiteneinstieg in den Harzer Schuldienst gekommen; sie werden eher an Sekundarschulen als an Gymnasien eingesetzt. „Seiteneinsteigende haben sich insgesamt bewährt. Ohne sie wären einzelne Schulen nicht mehr arbeitsfähig.“

Zweites Staatsexamen ist auch für Seiteneinsteiger möglich

Wer als Seiteneinsteiger in den Lehrberuf kommt, kann sich berufsbegleitend sogar so weit qualifizieren, dass ein Zweites Staatsexamen möglich ist. „Wird das erreicht, sind Seiteneinsteigende rechtlich und inhaltlich den normal ausgebildeten Lehrkräften vollkommen gleichgestellt“, betont der Sprecher. „Es gilt also keinesfalls ‚einmal Seiteneinsteigender, immer Seiteneinsteigender‘“.

Welche Unterstützung bekommen Schulen, um trotz Lehrermangels die Unterrichtsversorgung sicherzustellen? „Das wichtigste Instrument zur Unterstützung von Schulen in Notlagen ist die Abordnung aus einer anderen Schule“, so Kühne. „Damit soll vor allem verhindert werden, dass prüfungsrelevanter Fachunterricht ausfällt.“

Puffer im Lehrplan soll Ausfälle bei Krankheit kompensieren

Grundsätzlich sei im Lehrplan jedes Fachs ein Puffer enthalten, der beispielsweise Ausfälle von Lehrern etwa bei Krankheit kompensieren oder intensivere Wiederholungsphasen ermöglichen soll. „Problematisch wird es immer dann, wenn ein Fach so lange nicht mehr unterrichtet werden kann, dass keine Bewertungsgrundlage mehr vorhanden ist. Es entstehen dann Lücken im Wissen, die später nur noch sehr schwer wieder aufgeholt werden können.“

Und wie steht es nun mit neuen Lehrern für den Harz? „In der aktuellen Ausschreibungsrunde gibt es Bewerbungen“, sagt Kühne. „Wie viele es am Ende sein werden, müssen wir abwarten.“