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Ein Kinderlachen ist der schönste Dank

Von Elfi Schurtzmann 28.12.2005, 14:33

Ballenstedt/MZ. - Moradia & Vida vermittelt in Deutschland Patenschaften, mit deren Hilfe sehr bedürftige Kinder und ihre Familien in Mairi unterstützt werden.

Aus Liebe zu Afrika

Den Kindern wird vor Ort eine Ausbildung an einer privaten Schule ermöglicht. Warum eine private Schule? Weil Schulen des Landes überfüllt sind und eine Klassenstärke von bis zu 40 Kindern haben. Die Lehrer sind einfach überfordert und nicht motiviert genug, weiß Bernadette Albrecht aus eigenem Erleben vor Ort.

Und warum ausgerechnet Brasilien? Bernadette Albrecht erzählt, dass sie nach dem Abitur 1995 für ein Jahr Hilfsprojekte als "Missionar auf Zeit" in Tansania unterstützen wollte. Doch daraus wurde vorerst erst einmal nichts, denn Tansania hatte abgesagt. "Ich habe damals viel geweint, wollte unbedingt nach Afrika, um dort etwas für die Kinder zu tun", erinnert sich die engagierte junge Frau, die zu den Gründungsmitgliedern der Ballenstedter Malteser-Hilfsgruppe gehörte. "Und ehe ich gar nichts kriege, habe ich mich für Brasilien entschieden", sagt sie. Gesagt, getan. Die Koffer gepackt und das Abenteuer nahm seinen Lauf. Was sie dort erwartet, wo sie wohnen und arbeiten sollte, wusste sie nicht. Nur eines stand fest: am Flughafen wartet jemand auf mich. In der Landessprache beherrschte sie nur ein paar Brocken, und sie war in dem kleinen Ort die einzige Weiße. Heute beherrscht die junge Frau die Sprache Portugiesisch aus dem Effeff, kennt die Gewohnheiten und die Lebensumstände der Menschen. In Mairi ist sie gern gesehen und jederzeit willkommen.

16 Monate lebte Bernadette Albrecht in Brasilien. Arbeitete dort in einem Kindergarten, in dem fast alle Kinder unterernährt und die Eltern Analphabeten sind. 36 Dörfer hat die damals 18-Jährige betreut, den Kindern und Müttern die einfachsten hygienischen Dinge beigebracht. Anfangs besuchten nur 20 Kinder bis sechs Jahre den Kindergarten. Der jungen Frau lag aber auch die Familie der Kinder am Herzen. Diese besuchte sie regelmäßig. "Es reicht nicht nur die Kinder wieder aufzupäppeln, auch die Familien müssen funktionieren", ist sie sich sicher. "Die Armut ist sehr groß und durch unsere Hilfe können wir wenigstens in Einzelfällen helfen.

26 Paten bundesweit

Während ihres 16-monatigen Aufenthalts beginnt sie Geld zu sammeln und sucht in Deutschland nach Paten, um den Kindern in Mairi eine Schulbildung zu ermöglichen. Paten findet sie auch in ihrer Heimatstadt, in Ballenstedt. Ihrem Engagement und dank der Unterstützung des Malteser Hilfsdienstes in Ballenstedt sind es mittlerweile 26 Paten, davon 21 Kinderpaten bundesweit. Regina Röhl von den Maltesern ist seit 1989 selbst Patentante für einen Jungen aus Mairi. 30 Euro reichen monatlich aus, um Schulgeld, Schulkleidung und Arbeitsmaterialien zu finanzieren.

Auch Bernadette Albrechts Familie unterstützt das Projekt und hat gemeinsam mit der katholischen Pfarrgemeinde Geld für eine Waschmaschine gesammelt. Die steht inzwischen im Kindergarten in Mairi und erleichtert der Wäscherin dort die Arbeit. Bisher hat die Frau Berge von Wäsche mit der Hand waschen müssen, berichtet Frau Albrecht. In Einzelfällen werden auch Familien unterstützt.

Familien einbezogen

"So konnten wir vor Ort für eine solche bedürftige Familie, deren Tochter schwer krank war, eine Hütte für 2 000 Euro bauen lassen", freut sich Frau Albrecht, die den Menschen ein Stück Geborgenheit und Wärme geben möchte.

"Der größte Teil der Arbeit lief zunächst ehrenamtlich bis wir an einen Punkt angekommen waren, wo es einfach nicht mehr zu bewältigen war. Wir haben eine Familienhelferstelle eingerichtet. Auch diese Stelle wird über Patenschaften finanziert. Unterstützt wird Marcello von drei ehrenamtlichen Helfern. Hinzu kommt noch die Projektverantwortliche Jiciara. So bin ich jederzeit über den Stand der Dinge informiert", erzählt Bernadette Albrecht.

Etwas von dem, was den Kindern und Familien in Mairi zuteil wird, müssen sie auch zurückgeben. Neben der Schulfinanzierung sind die Kinder verpflichtet, im Kindergarten ehrenamtlich mitzuabreiten. Auch die Eltern sind gefordert und müssen sich in der Schule regelmäßig nach ihren Kindern erkundigen. Jüngst hat die junge Frau bei ihrem Besuch in Mairi angeregt, dass die Eltern ebenfalls die Schulbank drücken und Lesen und Schreiben lernen sollen. Sechs arbeitslose Mütter nehmen regelmäßig am Mütterkurs teil, der so eine Art Nähtraining darstellt. Bislang haben die Frauen sticken gelernt. Ziel soll es sein, in weiteren Trainingsmaßnahmen den Müttern eine breite Palette an Techniken zu vermitteln und sie somit umfassender in der Schneiderei zu schulen, damit sie später damit zum Lebensunterhalt der Familie beitragen können.

Zu ihren Paten halten die Kinder und die Familien regelmäßigen Kontakt. Sie schreiben liebevolle Briefe, malen Bilder und sagen so Danke für die Unterstützung, freut sich Bernadette Albrecht, die schon wieder innerhalb der Projektgruppe neue Ideen schmiedet.

Für Spenden: Malteser Hilfsdienst e.V. , Kennwort: Brasilien, Konto: 100 30 88 11, BLZ: 800 635 08, Raiffeisenbank-Volksbank Quedlinburg

Moradia % Vida, Bernadette Albrecht, Comeniusstraße 5, 90459 Nürnberg, Tel. 0911 / 4303721

[email protected]

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