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Wohltätigkeit Ein Blick in die Kleider-Oase der Arbeiterwohlfahrt Quedlinburg zeigt, was gebraucht wird

Der 11. November ist der Tag der Kleiderspende.

Von Rita Kunze 11.11.2021, 14:00
Die guten Seelen der Kleider-Oase der Awo: Erika Sachse (links) und Doris Pötzsch.
Die guten Seelen der Kleider-Oase der Awo: Erika Sachse (links) und Doris Pötzsch. Foto: Rita Kunze

Quedlinburg/MZ - Doris Pötzsch kennt beinahe jedes Kleidungsstück, das in der „Kleider-Oase“ zu finden ist, und sie weiß: Die totgeglaubten Steghosen sind jetzt wieder in Mode. Deshalb gibt es die eine oder andere ab und an auch bei ihr und Erika Sachse. Die beiden Frauen arbeiten jedoch in keinem Modegeschäft, sondern dort, wo Menschen hinkommen, die sich eine Shoppingtour im Allgemeinen nicht leisten können: Sie gehören zum sechsköpfigen ehrenamtlichen Team der Kleider-Oase der Arbeiterwohlfahrt in der Weberstraße.

Die Organisation ist auf Kleiderspenden angewiesen. Deutschlandweit setzen Hilfseinrichtungen auf die Spendenbereitschaft anderer, die Deutsche Kleiderstiftung hat - in Anlehnung an die Geschichte vom Heiligen Martin, der seinen Mantel mit einem Bettler teilte - den Martinstag am 11. November zum Tag der Kleiderspende erhoben.

Gebraucht und im guten Zustand

Säckeweise kommen Jacken, Blusen, Pullover und Hosen in der Quedlinburger Weberstraße an, vieles kann weitergegeben werden. Die meisten Spender wüssten, dass die Kleidung an Bedürftige im Landkreis Harz ausgegeben wird, sagt Sarah Zschernitz, Leiterin Soziale Arbeit bei der Awo. Und so sei von „gebraucht und in gutem Zustand bis neu“ alles dabei. Manchmal sogar noch mit dem Etikett vom Kauf.

Für kleinere Näharbeiten - ein fehlender Knopf etwa oder eine offene Naht - steht eine Nähmaschine zur Verfügung. Eine richtige Nähstube wie vor einigen Jahren allerdings gibt es nicht mehr. Aus hygienischen Gründen wird die Kleidung gewaschen, bevor sie in den Regalen landet, sagt Koordinator Robin Gerloff. „Aber wegen der Kosten sind wir froh, wenn sie schon gewaschen abgegeben werden könnte.“ Um die Kleidungsstücke, die noch gereinigt werden müssen, kümmert sich Edeltraud Tiller.

„Grundsätzlich brauchen wir immer Kleidung entsprechend der Jahreszeit“

„Grundsätzlich brauchen wir immer Kleidung entsprechend der Jahreszeit“, sagt Sarah Zschernitz. Warme Pullover und Winterjacken wären jetzt also sinnvoll, was nicht heißt, dass Kurzärmeliges nicht angenommen wird: „Es wird eingelagert“, erklärt die Awo-Mitarbeiterin.

Die Kleiderspenden bleiben nicht allein in Quedlinburg; die Awo betreibt Kleiderkammern auch in der Gräfestraße in Blankenburg und in der Straße der Kolbenwerker in Harzgerode. Während in Quedlinburg und Blankenburg montags und freitags von 10 bis 15 Uhr geöffnet ist, wird die Kleiderkammer in Harzgerode jeden zweiten Dienstag von 14 bis 16 Uhr zu den Ausgabezeiten der Tafel offengehalten.

„Alle sind mit sehr viel Elan und Motivation dabei“

„Alle sind mit sehr viel Elan und Motivation dabei“, beschreibt Sarah Zschernitz den Einsatz der ehrenamtlichen Helfer in den Kleiderkammern, egal ob sie seit mehr als 20 oder erst ein Jahr dabei sind. Ihre Arbeit sei mehr als das Sortieren und Zusammenlegen von Pullovern und Hosen. Auch Stilberatung gehöre dazu: Vor allem Ältere fänden es gut, „wenn noch mal jemand draufguckt“, erklärt Zschernitz.

„Es kommt viel auf das persönliche Gespräch an“, sagt sie, Zuhören und Reden „nehmen zum Teil einen größeren Stellenwert ein als alles andere“. Doris Pötzsch und Erika Sachse stimmen ihr zu. Sie wissen auch, welche Fragen sie stellen müssen, um herauszufinden, was der- oder diejenige, die in die Kleider-Oase kommen, gerade braucht.

Kostenlos abgegeben wird die Bekleidung in den meisten Fällen nicht. Je nach Grad der Bedürftigkeit und abhängig von Art und Zustand der Kleidung wird eine Spende entgegengenommen.

Im Lockdown stieg die Nachfrage

In den Hochzeiten der Coronapandemie sei die Nachfrage gestiegen, sagt Robin Gerloff; Auslöser seien Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit gewesen. Auch die Spenden hätten in dieser Zeit zugenommen. „Das war schwierig, weil wir zeitweise ja nicht öffnen durften“, erklärt er. Die Awo habe die Zeit genutzt, um die Kleiderkammer zu renovieren, die sich nun „Kleider-Oase“ nennt und auf insgesamt 40 Quadratmetern Kinder- und Erwachsenenkleidung anbietet. Mittlerweile habe sich der Bedarf im gewohnten Maß eingepegelt.

Besonders gefragt ist Kinderkleidung. „Die geht immer“, weiß Sarah Zschernitz. In Quedlinburg gingen viele Spenden ein, doch in Blankenburg sei der Bedarf größer. Dort würden nicht so viele Kindersachen gespendet, die wechselten dort eher auf Kindersachenbörsen den Besitzer.