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Eichentür erhält Ornamentik mit Anker und Lebensfackel

Von GERD ALPERMANN 04.03.2009, 18:28

QUEDLINBURG/MZ. - Die insgesamt 66 Gruftanlagen auf dem Quedlinburger Wipertifriedhof sind zu zwei Dritteln neu vergeben oder werden von den Hinterbliebenen wieder gepflegt. In den zurückliegenden 20 Jahren haben sich immer wieder Menschen gefunden, die ihre Familiengrabstätten in einem gemauerten Gewölbe bevorzugen. Sie ließen die Grüfte instand setzten, Gittertüren erneuern und, dem Alten angepasst, die Einfassungen und äußeren Mauern sanieren.

Drei gerade instand gesetzt

Gerade sind wieder drei Grüfte fertig gestellt worden beziehungsweise stehen kurz davor, zwei in der oberen, eine in der unteren Zeile der Gruftanlagen. Eine Familie aus Quedlinburg, Interessenten aus Magdeburg und aus einem Harzrandstädtchen haben die jeweilige Anlage für zunächst 40 Jahre gepachtet und die schon recht desolaten Gemäuer instand setzen lassen. Innen waren das Sandsteingewölbe neu zu verfugen und die Abzüge zu reparieren. Durch eine Öffnung in der Eichentür und den Abzug wird eine ständige Belüftung gewährleistet, durch die sich das Raumklima so gestaltet, dass Feuchtigkeit keine schnellen Schäden anrichten kann.

Doch auch außen ist vieles zu tun. Bewuchs auf den Kanten haben die Mauern in Schieflage gebracht. Bis zu 20 Zentimeter ragt die Mauerkrone an manchen Stellen nach außen. Die Wand muss abgetragen und neu hochgezogen werden. Eine Eisengittertür zur Sicherheit vor ungebetenen Besuchern ist ebenso neu einzubauen, wie eine schwere Eichenholztür. Die Eichentür ist historisch verbürgt, einige über 100 Jahre alte Tore sind noch vorhanden.

Das Besondere ist die Belüftungsöffnung, die eine gusseiserne Ornamentik mit Fackel, Anker, Kreuz und Dornenkranz zeigt. Sie symbolisieren, dass die Lebensfackel erloschen ist, die Seele des Verstorbenen im Himmel vor Anker gegangen ist, Jesus Christus sie aufgenommen hat und die Verstorbenen den Tod besiegt, das heißt die Prüfungen des Lebens bestanden haben. Die Eisenguss-Ornamente für die Türöffnung sind auf Veranlassung des Kirchspiels in recht großer Stückzahl in den 1990er Jahren in der Eisenhütte Ilsenburg angefertigt worden.

Gleiche Handschrift

An vielen Grüften hat inzwischen die gleiche Firma ihre Handschrift hinterlassen. Dadurch entsteht von außen ein einheitliches Bild. Der heute verwendete Sandstein ist härter als der früher verwendete aus dem Harz. Das sichert eine längere Stabilität. Die Instandsetzung erfordert einige Mittel, die zur Pacht hinzukommen. Trotzdem konnte inzwischen ein großer Teil der Grüfte auf dem Wipertifriedhof, der auf der der Altenburg zugewandten Seite auch unter dem Namen Servatiifriedhof bekannt ist, vergeben werden.

Auf der Servatiiseite, die durch die Straße nach Weddersleben / Warnstedt getrennt ist, sind alle zwölf Grüfte in Nutzung, die 54 auf der Wipertiseite zu zwei Dritteln. Schwierig ist bisher die Verpachtung der Anlagen, deren Öffnungen nach Süden in Richtung zum Ökogarten zeigen, obwohl sich dieses Areal als besonderer Ruhepunkt auszeichnet.