Ehemaliges Hotel in Thale Ehemaliges Hotel in Thale: Vandalen hausen im "Wilden Jäger"

Thale/MZ - Der Anblick ist katastrophal: Im einstigen Hotel „Wilder Jäger“ haben die Vandalen gewütet. Eingetretene Türen, herausgerissene Elektrokabel, Fußböden und Deckenplatten, abmontierte Heizkörper, zerschlagene Scheiben, bröckelnder Putz . . . Dem Betrachter bietet sich ein erschreckendes Bild der Zerstörung im einstigen renommierten Hotel der Stadt. „Im Innern sieht es noch schlimmer aus, als es der Außenanblick vermuten lässt“, sagte Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU).
Jahrelanger Rechtsstreit
Trotz der großen Schäden kann er aufatmen: Seit Ende Februar dieses Jahres ist die Stadt Thale Eigentümer des markanten Gebäudes an der Ecke zur Poststraße. Vorausgegangen war ein jahrelanger Rechtsstreit mit dem holländischen Alteigentümer, der das Haus einst von der Treuhand erwarb. Zuletzt wurde die Gaststätte als chinesisches Restaurant genutzt. Offenbar bis 2006, wie das Meer an Fanmützen zur damaligen Fußball-Weltmeisterschaft verrät. Sie sind im ganzen Haus über drei Etagen verstreut.
Alteigentümer stellte sich quer
Vorangegangen seien zwei Gerichtsverhandlungen, um das Vorkaufsrecht für das stadtbildprägende Gebäude zu erhalten. Seit Jahren sei die Stadt bemüht gewesen, das Gebäude vom bisherigen holländischen Inhaber zu bekommen, um es an potenzielle Investoren weiter zu veräußern. Das war Anfang August 2010. Ein Sanierungsvermerk im Grundbuch erleichterte das Vorhaben. Nach Aussagen des Bürgermeisters stellte sich aber der holländische Eigentümer quer und veräußerte das marode Grundstück an einen Landsmann weiter, ohne das Vorkaufsrecht der Stadt zu akzeptieren. „Wir hatten auch den vermeintlichen Nacheigentümer nach einem Um- und Ausbaukonzept befragt, aber dieser konnte nicht plausibel erklären, wie er das Haus sanieren will“, sagte der Bürgermeister.
Kann Abriss verhindert werden?
Es folgte ein Rechtsstreit. Schließlich musste der Weg der Zwangsvollstreckung eingeschlagen werden, weil der bisherige Eigentümer sich strikt weigerte, den Kaufvertrag mit der Stadt zu unterschreiben. In erster Instanz bescheinigte das Verwaltungsgericht in Magdeburg den Thalensern, dass das Vorkaufsrecht ordentlich ausgeübt wird. Angesichts des desolaten Zustands des Gebäudes, komme man vermutlich um einen Abriss allerdings nicht umher, sagte der Bürgermeister auf Anfrage der MZ. Wie Balcerowski weiter betonte, sind auch schon seriöse Investoren gefunden. Sie haben bereits an anderen Stellen in der Bodestadt Grundstücke saniert. Die Investoren möchten an der Nahtstelle zwischen Ober- und Unterstadt, sie haben auch den ehemaligen Postkraftwagenhof erworben, Ferienwohnungen errichten.


