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„Vater“ ist enthüllt Die Evangelische Stiftung Neinstedt baut im Jacobsgarten in Gernrode barrierefreie Wohnungen.

Was statt eines Richtfests gefeiert wurde.

Von Petra Korn Aktualisiert: 16.09.2021, 10:23
Das erste der beiden Mehrfamilienhäuser ist enthüllt.
Das erste der beiden Mehrfamilienhäuser ist enthüllt. Foto: Korn

Gernrode/MZ - Es ist eine Premiere für die Evangelische Stiftung Neinstedt: Erstmals hat sie gemeinsam mit allen Beteiligten am Dienstagnachmittag für ein Bauvorhaben statt eines Richtfestes eine Enthüllung gefeiert. Und zwar im Gernröder Jacobsgarten, wo seit Herbst vergangenen Jahres zwei miteinander verbundene Mehrfamilienhäuser Stein um Stein gewachsen sind.

Was dabei unter einem großen Zelt, geschützt vor Wind und Wetter, entstanden ist, das ist nun, nachdem die Zeltbahnen gefallen sind, für alle sichtbar - zumindest für das größere der beiden Häuser, das „Vater“ genannt wird. Die Stiftung baut hier, mitten in der Stadt Gernrode, 43 Mietwohnungen. Im Erdgeschoss entstehen Räume für eine Tagespflege und einen Pflegedienst, die die Stiftung selbst mit ihrem Diakonischen Pflegedienst mit Sitz in Harzgerode betreiben wird. Und im Dachgeschoss, in einem etwas zurückgesetzten sogenannten Staffelgeschoss, findet neben Penthouse-Wohnungen auch ein Nachbarschaftstreff seinen Platz.

Der Vorher-Nachher-Effekt

„Wir hätten gern ein Richtfest gefeiert“, sagt Stephan Zwick, kaufmännischer Vorstand der Evangelischen Stiftung Neinstedt, am Dienstagnachmittag. Aber mit der speziellen Bauweise des Generalauftragnehmers Viebrock wäre das, einen halben Meter unter dem Zeltdach, ohne „Show-Effekt“ gewesen. Und die Hüllen nun bei einer Veranstaltung fallen zu lassen, wäre zu gefährlich gewesen. Weshalb in den vergangenen zwei, drei Wochen Stück für Stück Planen und Gerüst am „Vater“ abgebaut wurden, während das kleinere Gebäude, mal „Sohn“, mal „kleiner Bruder“ genannt, noch verhüllt ist.

„Wir haben jetzt den Vorher-Nachher-Effekt“, sagt Stephan Zwick, der sich für das bisher Erreichte bei allen Beteiligten bedankt: Den „Kümmerern aus der Politik“ - Landrat, Ober- und Ortsbürgermeister, Ortschafts- und Stadträte -, „denen, die es gemacht haben“ - der Firma Viebrock und allen Bauleuten -, den Freunden der Stiftung und den zukünftigen Bewohnern.

Nun gehe es weiter, so Stephan Zwick, der auch schon feststellen kann: „Es wird kein Berliner Flughafen. Wir sind soweit, dass ich sagen kann: Zeit- und Kostenplan passen.“ Die Kosten für ihr Vorhaben hat die Evangelische Stiftung Neinstedt auf insgesamt acht Millionen Euro beziffert; fertig sein soll alles im Sommer nächsten Jahres.

Den Klimawandel im Blick

Begonnen, erinnert Ortsbürgermeister Manfred Kaßebaum (CDU), hat alles mit einem Gespräch am Rande eines Neujahrsempfanges der Stiftung. Inzwischen, so sieht es Quedlinburgs Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU), „wird eine Vision Wirklichkeit“. In knapp drei Jahren von der Idee zur Enthüllung - „das ist olympiareif“, so der Oberbürgermeister.

Für die Gäste bietet sich beim Enthüllungsfest die Gelegenheit, schon einmal einen Blick in den Neubau zu werfen. Und in die barrierefreien Wohnungen, die mit vielen bodentiefen Fenstern ausgestattet sind sowie über eine Terrasse, einen Balkon oder einen Erker verfügen.

Stephan Zwick
Stephan Zwick
Foto: Korn

Ganz modern werden die Häuser auch in Sachen Energieeffizienz sein: Als sogenanntes KfW-Effizienzhaus 40 Plus wird zum einen der Energiebedarf um mindestens 60 Prozent geringer sein als bei einem Standard-Neubau; dafür sorgen ein dreischaliges Mauerwerk, Fenster mit Dreischeibenverglasungen und neueste Wärmepumpentechnik als energiesparendes Heizsystem. Zum anderen wird zudem mit einer Photovoltaikanlage auf dem Flachdach Strom erzeugt, der über einen Batteriepuffer gespeichert und so auch in Abend- und Nachtstunden zur Verfügung gestellt werden kann.

In dem Neubau, der modern sei und gut aussehe, könnten sich die Bewohner wohlfühlen, sagt Andreas Viebrock vom Generalunternehmen. „Auch die Anforderungen an den Klimawandel fühlen sich wohl“, fügt er hinzu und erklärt: Gebaut werde hier im höchsten Standard, den es in der Bundesrepublik gebe. „Hier sind die Anforderungen von 2050 schon 2021 erfüllt“, so Andreas Viebrock.

Mehr als 120 Interessenten gab und gibt es für die 43 Wohnungen. 20 Wohnungen sind inzwischen fest vergeben, die Gespräche mit den weiteren Interessenten laufen, sagt Christian Franke, Bereichsleiter bei der Evangelischen Stiftung Neinstedt und Projektleiter für den Jacobsgarten. Wer Interesse habe, könne sich gern bei der Stiftung melden.