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Die eigenen vier Wände im überschaubar großen Haus

Von Gerd Alpermann 29.12.2005, 14:43

Quedlinburg/MZ. - Andere hätte wahrscheinlich nur abgewunken bei der großen Überschaubarkeit und des Zustandes. Norbert Buchmann bewegte etwas anderes: "Ich hatte zunächst zwei Probleme, ich war jung und hatte kaum Geld. Als Interessent eines Grundstück wurde ich nicht für voll genommen." Ein Kredit war nicht das größte Problem. Er weist auf ein ganz anderes Dilemma hin: "Leider sind viele leer stehende Häuser noch weiter im Zentrum nicht zu bekommen, da in Quedlinburg in den 90er Jahren zu viel spekuliert wurde und es später zur Insolvenz kam." Damit seien die Grundstücke unerreichbar.

Im Steinweg 24 hat Norbert Buchmann aber bereits Berge versetzt, auch wenn es von außen, da die Fassade erst im kommenden Jahr fertig wird, nicht so aussieht. In viel Eigenleistung entstanden vier Wohnungen und ein Geschäft. Drei Wohnungen sind vermietet, eine wird selbst genutzt, der Laden auch. "Ambiente 23" nennt Norbert Buchmann sein Geschäft für Inneneinrichtung- und Dekorationsideen. "23 Stunden sind wir für die Kunden da. Meine Glückszahl ist die 2, die meiner Freundin Daniela die 3", sagt er zu 23. Er bietet Einrichtungsgegenstände an, die zum Fachwerkhaus passen, sich in einem großen Möbelhaus aber verlieren würden. Derzeit wird gerade ein Seitengebäude zur Erweiterung des Ladens saniert und auf dem Hof ist eine Scheune winterfest gemacht worden, in der ein Lager entstehen soll.

Das Nachbarhaus, die Nummer 25, dort wo einst die Sero-Annahmestelle war, besser bekannt als Lumpen-Winter, hat Norbert Buchmann 2004 auch gekauft. Eigentlich brauchte er nur einen Teil des Grundstückes, doch der Vorbesitzer wollte alles oder nichts los werden. Aus diesem Kauf erwuchs inzwischen die Idee, dort vier Familien dafür zu gewinnen, hier selbst tätig zu werden. "Ich würde meine Erfahrungen weitergeben und ansonsten den Leuten freie Hand lassen, wie sie ausbauen und sich einrichten wollen", erklärt er. Dabei bliebe der Eigentümer, würde die Kosten mit der späteren Miete verrechnen.

Norbert Buchmann erhält bei der Sanierung so viel wie möglich aus der Altbausubstanz. Die Denkmalpflegebehörde half ihm bei der Auswahl des Objekts, inzwischen ist Horst Schöne vom städtischen Baubereich ein öfter gesehener Gast und Partner auf dem Grundstück. Er, der das Depot Historische Baustoffe der Stadt betreut, kam zufällig auf das Areal, so wie er immer ein waches Auge hat, wenn irgendwo in den historischen Bereichen der Städte und Gemeinden des Landkreises gebaut wird. Mit Norbert Buchmann fand er einen Bauherrn, der schon manch Ziegel, Fliese und Balkenteil aus dem Deport am Badeborner Weg bezog und entsprechend den Denkmalbelange in seinem Haus einbaute. Horst Schöne ist deshalb des Lobes voll, was im Steinweg 24 passiert und freut sich über das dort bisher Erreichte

Freuen kann sich der Baufachmann im großen Stil aber derzeit nicht, denn seine Helfer, über eine Strukturanpassungsmaßnahme für fünf Jahre im Depot beschäftigt, sind jetzt nicht mehr da. Schon einmal hatte er so ein "Loch" zu überstehen, hofft das es bald eine neue Lösung gibt, denn ohne die Helfer können Materialien oft nicht abgeholt werden, vor allem aber fehlen Leute die aufarbeiten und sortieren. Sie erschwert auch die Möglichkeiten, Bauherren, wie Norbert Buchmann zu helfen, der gerade wieder eine Ladung Dachziegeln, 160 Jahre alt, so genannte Harzgeröder Spaltklinker, erhalten hat. Von Horst Schöne bekommt er auch mal einen Tipp, denn der gebürtige Meisdorfer ist kein Baufachmann, obwohl es so aussieht. Geholfen beim Erhalt des elterlichen Grundstücks hat er aber bereits von Kindesbeinen an.