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Projekt Der Wald ist mitten im Quedlinburger Kinderhaus

Ein- bis Zwölfjährige haben sich seit April mit dem Wald und seinen Bewohnern beschäftigt. Welche Rolle der Nationalpark Harz dabei spielt.

Von Rita Kunze Aktualisiert: 04.08.2021, 15:17
Die Mädchen und Jungen im Christlichen Kinderhaus sehen sich die Ausstellung zum Thema Wald an.
Die Mädchen und Jungen im Christlichen Kinderhaus sehen sich die Ausstellung zum Thema Wald an. Foto: Kunze

Quedlinburg/MZ - Wald ist nicht gleich Wald, sagt Sebastian Berbalk. Der Mitarbeiter des Nationalpark-Besucherzentrums Torfhaus hat das auch den Mädchen und Jungen im Christlichen Kinderhaus erklärt, die durch den benachbarten Brühlpark schon sehr viele Bäume vor der Tür haben.

Was aber ist ein Wald? Und welche Tiere und Pflanzen leben dort? Mit diesen Fragen haben sich die Kinder seit April beschäftigt und altersgerechte Antworten gefunden, die Teil einer hauseigenen Ausstellung geworden sind. Weil es coronabedingt auch in diesem Jahr kein Sommerfest geben konnte, hat sich die Kindertagesstätte für diese Lösung entschieden, um auch den Eltern zeigen zu können, womit sich ihre Kinder beschäftigt haben. So ist nach und nach ein Wald im Kleinen entstanden - mit Bäumen, Pilzen und tierischen Bewohnern, die gemalt und gebastelt wurden.

Die Verwandlung von Kaulquappen in Frösche im eigenen Aquarium beobachtet

Eichhörnchen haben die Kinder im Brühl direkt beobachten können, andere - wie Marder oder Fuchs - lassen sich als Präparat in der Ausstellung aus der Nähe ansehen. Hinzu kommt etwas Besonderes: In der kleinen Turnhalle, die als Ausstellungsraum dient, sind einige Schmetterlingspuppen untergebracht, aus denen Schmetterlinge schlüpfen werden. Die größeren Kinder hatten zuvor schon die Gelegenheit, die Verwandlung von Kaulquappen in Frösche zu beobachten, dafür war ein eigenes Aquarium eingerichtet worden.

Damit sie den Wald besser kennenlernen können, ist Sebastian Berbalk mit der großen Gruppe und den Vorschulkindern auch im Wald unterwegs gewesen - und hat ihn den Kindern als Familie zu erklären versucht: Die ältesten Bäume seien die Großeltern, die jüngeren die Eltern. Heruntergefallene Zapfen, aus denen neue Bäume werden können, seien die „Babys“. „Der Wald vermehrt sich von alleine“, so Berbalk, das sollten die Kinder verstehen lernen.

„Es ist wichtig, dass Eltern wissen, was man draußen alles machen kann“

Der Nationalpark-Mitarbeiter hat mit den Mädchen und Jungen nach Tierspuren und Spechthöhlen Ausschau gehalten und auf spielerische Weise versucht, ihnen ein Gefühl für die Natur nahezubringen. Sein Ziel: ein respektvoller und nachhaltiger Umgang mit der Natur.

Und so ist auch der Nationalpark Harz Teil der Ausstellung geworden, indem Wissenswertes über das Schutzgebiet vermittelt wird. Zugleich ist das Christliche Kinderhaus an einer Ausweitung der Zusammenarbeit interessiert, sagt Projektkoordinatorin Sandra Bieler. Vorstellbar wären jahreszeitlich passende Aktionen und Angebote für die Eltern, die beteiligt werden sollen. „Es ist wichtig, dass Eltern wissen, was man draußen alles machen kann“, sagt Sebastian Berbalk. „Man muss sich darauf einlassen, auch wenn es länger dauert, weil die Kinder vielleicht jeden Stein auf dem Weg umdrehen. Aber dann sieht man auch, was unter dem Stein ist - dass da vielleicht ein Käfer ist, der schön ist und auf den man nicht tritt“, erklärt er. „Da fängt Nachhaltigkeit an.“

Viele sind an eine Kooperation interessiert

„Wenn aus den Ideen der Kinder, mit dem Herzblut und der Kreativität der Erzieher solche ganzheitlichen Projekte entstehen und sich zusätzlich interessante Kooperationen anbieten, dann ist das doch eine perfekte Sache“, sagt Andrea Zinke-Münch, die Leiterin des Christlichen Kinderhauses.

Schulen und Einrichtungen seien an Kooperationen mit dem Nationalpark Harz „hoch interessiert“, bestätigt dessen Sprecher Friedhart Knolle. Allerdings sei es schon personell nicht zu schaffen, jeden Wunsch zu erfüllen, und so gebe es nur wenige direkte Kooperationen, die wiederum eng an regionale Schulen gekoppelt seien. Allerdings habe der Nationalpark über sein Regionales Umweltbildungszentrum die Möglichkeit geschaffen, mit Schulen zu kooperieren: Lehrer sind dafür stundenweise von ihren Schulen an das Zentrum abgeordnet.