Der «Harzer» wird sächsisch

Harsleben/MZ. - Die Botschaft über das bevorstehende Aus des traditionsreichen Produktionsstandortes kam offenbar auch für die Mitarbeiter überraschend: Aus Kostengründen und Wettbewerbsüberlegungen heraus müsse der Standort am Harzrand aufgegeben werden, so Käserei-Sprecherin Andrea Böttger-Möbius. Die Käserei Loose GmbH & Co. KG - seit 1998 eine 100-prozentige Tochter des Marktriesen Müller-Milch - wolle sich fortan auf den Kernstandort Leppersdorf bei Dresden konzentrieren. Der berühmte "Harzer" verlässt also den Harz.
Und damit gehen der Region nach Firmenangaben 34 Arbeitsplätze verloren. Zwar versicherte die Unternehmenssprecherin, dass "allen Mitarbeitern individuell auf freiwilliger Basis ein neuer Arbeitsplatz in Leppersdorf angeboten wird". Wie viele Beschäftigte diese Offerte annehmen und ob in Sachsen eine Fortbeschäftigung bei gleichen Bezügen erfolge, konnte sie mit Blick auf die gerade angelaufenen Mitarbeitergespräche jedoch nicht sagen. Zusätzlich gebe es Einmalzahlungen.
In der Region und in der Kreisverwaltung Halberstadt ist die angekündigte Firmenschließung "mit Bestürzung" zur Kenntnis genommen worden. "Wir müssen jetzt ausloten, was wir unternehmen können, um den Standort zu erhalten", so Wolfgang Holz, Büroleiter des Halberstädter Landrates. Schließlich handele es sich um einen modernen Standort, der erst 1999 eingeweiht wurde und dessen Bau gefördert worden sei.
Doch selbst die offenbar moderne Ausstattung scheint das unternehmerische Grundproblem nicht zu lösen. Wie Loose-Sprecherin Böttger-Möbius sagte, müsse der Quark als Ausgangsprodukt des Sauermilch-Käses von verschiedenen Punkten - darunter Leppersdorf - nach Harsleben transportiert werden. Laut Unternehmen ein kostspieliges und aus qualitativer Sicht problematisches Unterfangen. Weil Harzer Käse im Herstellungsprozess nicht gekocht werde, sei die Gefahr des Verderbens besonders hoch. Das Vorhandensein einer so genannten "Inline-Fertigung", bei der die Mitarbeiter nicht mehr manuell in die Quarkherstellung eingreifen müssen, am Standort Leppersdorf, sei ein wichtiges Argument bei der Firmenkonzentration gewesen, so die Firmensprecherin. In Leppersdorf habe die Käserei Loose 30 Millionen Euro in die bundesweit erste Inline-Linie investiert.