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Der Experte für Statik Der Experte für Statik: René Knackstedt wacht über andere Leute Leben

Von Tina Schwarz 25.05.2018, 07:55
Der Quedlinburger René Knackstedt ist durch seinen Beruf vor sechs Jahren zum THW gekommen.
Der Quedlinburger René Knackstedt ist durch seinen Beruf vor sechs Jahren zum THW gekommen.  Fotos (2): THW

Quedlinburg - Es muss ein tierischer Krach gewesen sein, als die Doppelhaushälfte in Halberstadt plötzlich explodierte. Eine Hälfte war komplett verschwunden, die andere völlig zerfetzt.

Die Detonation war so heftig, dass auch umliegende Gebäude beschädigt wurden. Der 80-jährige Bewohner wurde noch vermisst, als René Knackstedt vom Technischen Hilfswerk aus Quedlinburg eintraf.

Damit die Helfer in den Trümmern nach dem Mann suchen konnten, ohne sich durch einstürzende Gebäudeteile in Gefahr zu bringen, hatte René Knackstedt das THW-Einsatzsicherungssystem (ESS) mitgebracht.

Mit Hilfe eines Tachymeters, das selbst die kleinste Bewegung an Gebäuden misst, konnte er die gefährdeten Abschnitte überwachen - und so das Leben der Einsatzkräfte schützen.

Der Experte für Statik: Eher zufällig beim THW gelandet

Dass der 40-jährige Quedlinburger vor sechs Jahren zum Helfer wurde, hatte mehr oder weniger mit seinem Job zu tun.

Der gelernte Tischler- und Zimmerermeister sollte damals das Abstützsystem des THW, eine Art „Lego“-Baukasten aus Holz, um Gebäude bis zu 15 Metern abzusichern, als Miniatur für Ausbildungszwecke nachbauen.

„Mich hatte damals gereizt, mir das System mal vor Ort anzuschauen“, sagt er. Was er dann auch tat.

Nun ist der 40-Jährige im ESS-Trupp des Ortsverbandes tätig, unterstützt seine Kameraden auf Einsätzen als Baufachberater und Experte für Statik von Gebäuden.

Der Experte für Statik: Ausgeklügelte Technik hilft

Um ein einsturzgefährdetes Gebäude zu überwachen, kann er auf ausgeklügelte Technik zurückgreifen.

Mit Hilfe eines Tachymeters, eines kleinen Kastens, der auf einem Stativ steht. „Das Gerät wurde ursprünglich für den Bergbau entwickelt“, erzählt er.

Das Tachymeter kann durch einen eingebauten Laser große Flächen abscannen. Außerdem könne man Reflektoren, auch Prismen genannt, an dem Gebäude befestigen.

Der Experte für Statik: Auswertung der Daten am Laptop

Das Gerät übermittelt die gesammelten Messdaten an einen Laptop. „Früher musste sich jemand hinstellen und die Wände beobachten“, erinnert sich der Ehrenamtliche.

Auch bei Hochwasser kommt das Tachymeter zum Einsatz. „Wir können die Fläche eines Deiches einmessen und errechnen, wie viele Sandsäcke wir brauchen.“

Ausgewertet werden die Daten an einem Laptop.

Meistens schaut René Knackstedt zusammen mit dem anderen Baufachberater und Ortsbeauftragten Lars Deuter auf die Messdaten.

„Wir sind ein super Team“, erzählt der Zimmerermeister. „Lars kommt aus dem Tiefbau, ich aus dem Hochbau - wir können uns super ergänzen.“

Der Experte für Statik: Nachwuchs ist schwer zu finden

Nachwuchs für seinen ESS-Trupp zu finden, sei schwierig, sagt er. „In unserem Bereich braucht man Helfer mit Fachwissen aus Bau und Vermessung“, erzählt er.

Auf sein Einsatzsicherungssystem mit dem Tachymeter ist René Knackstedt besonders stolz. „Wir sind der einzige Ortsverband im Landesverband Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt, der so ein System besitzt.“

Das THW hat ein Tachymeter bundesweit übrigens das erste Mal beim Einsturz des Kölner Stadtarchivs eingesetzt, erzählt er. Bei diesem Einsatz war sein Ortsverband allerdings nicht dabei. „Falls unsere Ausrüstung aber irgendwo gebraucht wird, können wir jederzeit angefordert werden.“

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Interessierte können sich telefonisch unter 03946/91 59 05 melden. Die Dienststunden finden jeden Freitag ab 17 Uhr An der Maßmühle 2 in Weddersleben statt. (mz)