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Sanierung Das Barock kehrt auf den Stiftsberg Quedlinburg zurück

Mit den abschließenden Arbeiten am Westflügel des Residenzbaus wird die neue Fassadengestaltung sichtbar. Wie es weitergeht.

Von Petra Korn Aktualisiert: 24.05.2022, 10:44
Die Gerüste am Residenzbau werden Stück für Stück abgebaut, die neue Fassadengestaltung wird dadurch weithin sichtbar.
Die Gerüste am Residenzbau werden Stück für Stück abgebaut, die neue Fassadengestaltung wird dadurch weithin sichtbar. Foto: Korn

Quedlinburg/MZ - „Auf unserer Krone des Welterbes wird sichtbar, wie wir uns putzen für unsere Quedlinburger und unsere Gäste“, sagt Oberbürgermeisterin Frank Ruch (CDU). Mit Blick darauf, dass die „mit den Denkmalschützern und Beratern von Icomos abgestimmte Fassadengestaltung“ der Gebäude auf dem Stiftsberg nun sichtbar wird. Icomos berät die Unesco zu denkmalpflegerischen Fragen, insbesondere des Welterbes. Die neue Fassade führt nun in das 17./18. Jahrhundert zurück, in die Zeit des Barocks. Ihr Ocker sei keine Erfindung der Neuzeit, erklärt Ruch, „wir lehnen uns an an die Zeit der Äbtissinnen“. Die Farbtöne wurden nach alten Zeichnungen, nach Befunden von Farbuntersuchungen rekonstruiert, ergänzt Uta Siebrecht, Leiterin der Städtischen Museen und Archive.

Eigenanteil deutlich höher

Der Abbau der Gerüste signalisiert, dass sich der zweite Bauabschnitt für die Sicherung und Sanierung des Residenzbaus dem Ende zuneigt. Es ist das dritte Vorhaben, das die Stadt mit Hilfe des Förderprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ umsetzen konnte, sagt Matthias Fischer-Jorzik, Mitarbeiter der Stadtverwaltung und Bauleiter am Residenzbau. Mit einem Gesamtvolumen von 1,9 Millionen Euro gestartet, habe es in den Jahren 2018 bis 2020 umgesetzt werden sollen. Startschwierigkeiten, die Coronapandemie und die Kostenentwicklung hätten nicht nur den Zeitplan verändert, sondern auch die Gesamtkosten, so der Bauleiter. 2,8 Millionen Euro stehen nun zu Buche, der Eigenanteil der Stadt ist von anfangs 190.000 auf 930.000 Euro geklettert. Und aus der 90-prozentigen Förderung werde so eine 60-prozentige, so Fischer-Jorzik.

Aber Sachgebietsleiter Volker Barth ist überzeugt: Ohne die Arbeiten am Residenzbau „wäre Efre nicht gekommen“. Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (Efre), das Land und der Bund fördern laufende Sanierungsarbeiten an den weiteren Gebäudeteilen. Wobei es von Vorteil sei, dass über die als „Nationale Projekte des Städtebaus“ umgesetzten Arbeiten „ein Muster geliefert“ worden sei, so Volker Barth, dem nun in den weiteren Bereichen gefolgt werden könne. „Wir sind glücklicherweise mit Super-Handwerkern gesegnet“, unterstreicht Uta Siebrecht.

Mit den Arbeiten über das Efre-Programm sollen auch die baulichen Voraussetzungen für einen neuen, geschlossenen Rundgang durch das Ensemble geschaffen werden. „Wer genau hinsieht, kann eine spannende Entdeckung machen, wie wir einen möglichst barrierearmen Rundgang in einem topmodernen Museum hinbekommen“, sagt Frank Ruch und verweist auf einen Bereich an der Nordwestecke des Gebäudeensembles, den „einzigen Fleck, wo wir die Steine gut sichtbar lassen“. Dort, so der Oberbürgermeister, werde es außen einen kleinen Anbau geben. Die Stadt sei hier auch ein wenig mutig gewesen - und den Denkmalbehörden dankbar, dass diese das mittrügen.

Eröffnung Ende 2024?

„Wenn Efre und Städtebau die Hülle fertiggestellt haben, richten wir ein“, sagt Uta Siebrecht. Dafür könne Geld aus zwei Fördertöpfen genutzt werden: eine etwas kleinere Charge sogenannter PMO-Mittel, also Geld der ehemaligen DDR-Parteien und -Massenorganisationen, und eine größere direkt von der Kulturförderung des Landes Sachsen-Anhalt. Ein Ausstellungsgestalter sei beauftragt, und zu sehen sein werden in der neuen Schau auch besondere Exponate aus der Heinrich-Ausstellung 2019 wie die Kopie der Heiligen Lanze oder das Lebendige Buch. Das, verrät Uta Siebrecht schon, „wird räumlich verändert, damit es sich mehr Gäste im Sitzen in Ruhe anschauen können.“ Die Leiterin geht davon aus, dass das neugestaltete Museum „vielleicht Ende des Jahres 2024“ eröffnet werden kann.

„Wir haben vor zehn Jahren mal geschätzt, dass wir alles in allem 35 Millionen Euro auf dem Stiftsberg investieren“, sagt Thomas Malnati, Fachbereichsleiter Bauen bei der Stadtverwaltung, und bezieht diese Gesamtsumme auf Bau und Ausstattung. Enthalten darin sind auch die nächsten, schon angeschobenen Etappen.

Vierte Projekt-Förderung

Dazu zählt etwa die Sanierung des Westhangs des Stiftsbergs, die ebenfalls aus dem Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ gefördert wird. „Wir sind die einzige Kommune, die viermal in diesem Wettbewerb berücksichtigt wurde“, sagt Volker Barth. „Diese Förderung hat keine andere Kommune bekommen.“ Der Förderantrag, mit dem noch einmal untersetzt worden sei, was genau beabsichtigt sei, sei gestellt. Wie der Sachgebietsleiter hinzufügt, seien auch die weiteren Schritte - wie die Sanierung der Stützmauer am Jägergarten, Arbeiten am Torhaus und an der Alten Wache - bereits in der Haushaltsplanung der Stadt verortet.

Verankert ist ebenso die Sanierung des „Schlosskrugs“. Dieser, sagt Frank Ruch, wird dafür Ende des Jahres geschlossen. „Wir versuchen, die Arbeiten zu synchronisieren.“ Das heißt, wenn das gemeinsame Projekt der Evangelischer Kirchengemeinde Quedlinburg und der Welterbestadt abgeschlossen sowie der neue Rundgang durch Museum und Stiftskirche erlebbar ist, soll möglichst auch der „Schlosskrug“ wiedereröffnet werden können.

Das dauert noch. Öffnen soll sich aber demnächst ein Tor: Der Zugang zum Burgberg soll an den Wochenenden wieder nutzbar sein. Wenn das Gerüst hier komplett abgebaut ist. Und Oberbürgermeister wie Verwaltungsmitarbeiter sind gespannt, was die Quedlinburger zur neuen Fassade der Stiftsgebäude sagen.

Das Foto aus dem Jahr 2018 zeigt den Blick auf den Quedlinburger Stiftsberg vor der Sanierung.
Das Foto aus dem Jahr 2018 zeigt den Blick auf den Quedlinburger Stiftsberg vor der Sanierung.
Foto: Jürgen meusel