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Dachverein Reichenstraße  Dachverein Reichenstraße : Protest gegen Kündigung - Der Anfang von Ende?

Von Rita Kunze 29.06.2018, 07:56
Unterstützer des Kulturzentrums in der Reichenstraße demonstrierten am Donnerstag vor dem Rathaus.
Unterstützer des Kulturzentrums in der Reichenstraße demonstrierten am Donnerstag vor dem Rathaus. Jürgen Meusel

Quedlinburg - Die Stadt Quedlinburg will den Betriebsführungsvertrag mit dem Dachverein Reichenstraße zum Ende des Jahres kündigen.

Dagegen haben am Donnerstag Kulturschaffende und -interessierte bei einer Kundgebung vor dem Quedlinburger Rathaus protestiert.

Ihre Befürchtung: Stimmt der Stadtrat dem Beschlussvorschlag zu, über den in nichtöffentlicher Sitzung beraten werden sollte, dann wäre die Kontinuität der Arbeit des Kulturzentrums gefährdet.

„Ohne das Kulturzentrum wäre zum Beispiel die Fête de la musique in Quedlinburg kaum denkbar. Die jährliche Kinderstadt Andershausen, die ‚Schulen ohne Rassismus, Schulen mit Courage‘, der Bücherfrühling und zahlreiche Schulprojekte würden mindestens teilweise wegbrechen“, sagt Stadträtin Susan Sziborra-Seidlitz (Bündnis 90/Grüne).

„Nicht zuletzt beherbergt das Kulturzentrum das einzige Kino in Quedlinburg und die wichtigste Spielstätte für Kabarett.“

Dachverein Reichenstraße: Vertrag muss angepasst werden

Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU) hatte sich am Montag schriftlich unter anderem an die Stadträte und an den Kulturstammtisch Quedlinburg gewandt, der zu der Kundgebung aufgerufen hatte. Er schätze das Kulturzentrum „als eine tragende Säule unserer Kinder- und Jugendförderung“, erklärt Ruch in seinem Schreiben.

„Gerade deshalb ist es zwingend erforderlich, den völlig überholten Vertrag zu kündigen und zeitnah im III. Quartal 2018 einen aktualisierten Vertrag abzuschließen.“

Dachverein Reichenstraße: Nicht unbedingt kündigen

Dass in der Beschlussvorlage formuliert ist, den Vertrag zu kündigen „mit der Option des Abschlusses eines neuen Vertrages“, sorgt bei Betroffenen für Irritationen.

Man müsse den Vertrag nicht kündigen, sondern könne ihn auch anders gestalten, sagt Thomas Loch, Vorstandsmitglied des Dachvereins Reichenstraße.

Er befürchtet, dass es letztendlich um eine Schließung des Kulturzentrums geht.

Und kritisierte, dass über die Vertragskündigung in nichtöffentlicher Sitzung beraten werden soll, denn „die Öffentlichkeit hat ein vehementes Interesse an diesem Thema“.

Dachverein Reichenstraße: Stadträte sollen sich für das KuZ stark machen

„Kulturelle Vielfalt fördern, nicht in Frage stellen“, „Nehmt der Jugend nicht ihre Subkultur“ oder „Ohne das KuZ ist die Reichenstraße nur eine Straße“ - mit Transparenten wie diesen forderten Teilnehmer der Kundgebung die Stadträte auf, sich für das Kulturzentrum stark zu machen.

Die Landtagsabgeordnete der Linken, Monika Hohmann, berichtete von einer Tour, die der Kultur- und Bildungsausschuss des Landtages vor zwei Jahren durch die soziokulturellen Zentren im Land unternommen habe.

Mit drei solchen Einrichtungen habe der Landkreis Harz die meisten im Land, während andere nur ein oder gar kein solches Zentrum hätten, sagte sie.

Dachverein Reichenstraße: Nicht transparent

Über die Kündigung des Vertrages hinter verschlossenen Türen zu beraten sei nicht transparent und bürgerfreundlich.

„Es wäre schade, wenn man das aufgeben würde“, so Monika Hohmann. Denn diese Zentren seien „da, wo Demokratie noch gelebt wird“.

Für seinen Enkel wollte Uwe Marek sprechen. „Die Jugend braucht einen Treffpunkt“, sagte der Quedlinburger und verwies darauf, dass es in der Stadt weder Kino noch Freibad gebe.

Quedlinburg solle „keine Stadt nur für Urlauber“ sein, sondern müsse viel mehr für ihre Jugend tun, sonst würde die eines Tages wegziehen und Quedlinburg eine sterbende Stadt werden.

Dachverein Reichenstraße: Leben in Kulturlosigkeit

Susan Sziborra-Seidlitz wies darauf hin, dass es in Quedlinburg durchaus ein Kino gibt - nämlich in der Reichenstraße.

Zuvor hatte sie betont, dass es bei der Kundgebung nicht nur um das Kulturzentrum Reichenstraße gehen soll, sondern um den Erhalt der kulturellen Vielfalt. 

„Wir leben in einer Zeit, in der Kulturlosigkeit um sich greift. Wir müssen dafür sorgen, dass sie ein Wert ist, der von den Stadträten wertgeschätzt wird.“ (mz)