Butzenglas im Küchenschrank
Quedlinburg/MZ/pek. - Sie scheint passgenau für dieses Schaufenster gemacht: die Puppenküche mit den sich nach vorn hin öffnenden Wänden und dem großen, aus glänzendem, schwarzen "Mauerwerk" bestehenden Herd mit messingfarbenen Luken. Trotz des großen Herdes ist in dieser großzügig wirkenden Puppenküche, die derzeit bei Schuh Nowack in der Pölkenstraße zu sehen ist, noch viel Platz: für den Küchenschrank, dessen Oberteil mit Butzenglasscheiben verziert ist, für den Schrank, auf dem Glashumpen aufgereiht sind, oder die Kaffeemühle.
Zu den Besonderheiten dieser Küche gehören auch blaue, kunstvolle Opalingläser, das blauweiße Strohblumenmustergeschirr - und die "Wichszeug"-Kiste, aus der - passend zum präsentierenden Geschäft - eine Schuhbürste ragt.
Für Sammlerin Gerda Ott ist auch diese, aus einem Familienbesitz erworbene Küche etwas Besonderes: Sie ist die einzige Puppenküche ihrer Sammlung, in der es einen Küchenschrank mit Butzenglasscheiben gibt.
Gerda Ott vermutet, dass das Mobiliar gekauft, der Kasten, das Gehäuse, aber selbst hergestellt wurde. "Ich denke, dass das Mobiliar älter ist und einmal in einem anderen Kasten gestanden hat", vermutet sie. Und dass, als der alte Kasten vielleicht kaputt gegangen ist, ein ein neuer gebaut wurde. "Es ist eine volkskundliche Küche", beschreibt Gerda Ott, die diese Puppenküche in die Zeit um 1900 datiert. Älter sind die Opalingläser - diese wurden um 1850 hergestellt.
"Es ist sehr schön, wenn ein Sammler solche Dinge zur Verfügung stellt. Diese Puppenküchen, die aus verschiedenen Jahrhunderten stammen, zu zeigen, ist sehr interessant", sagt Karla Nowack, Mitinhaberin des gleichnamigen Geschäfts, das sich in diesem Jahr erstmals am "Zauber der Weihnacht" beteiligt. Und dass zur Ausstattung der im Schaufenster gezeigen Küche auch Schuhputzzeug gehört, das ist, so meint sie mit einem Schmunzeln, ein netter Zufall.