Burgweihnacht in Ermsleben Burgweihnacht in Ermsleben : Adventsmarkt in der Scheune

Ermsleben - Millimeter für Millimeter zieht Helga Haring-Knolle die Kupferfolie auf die Ränder des kleinen, leuchtend roten Tiffany-Glases und bringt dann Zinn auf. Schritt für Schritt entsteht aus so bearbeiteten, verschiedenfarbigen Glasstücken ein Fensterbild.
Besucher der Burgenweihnacht auf der Konradsburg bei Ermsleben können ihr, die nach der Keramik nun die Schmuckgestaltung für sich wiederentdeckt hat, gern zuschauen. Fast ebenso lange wie Helga Haring-Knolle und die Imkerei Helmholz, die von der ersten Burgenweihnacht im Jahr 1997 an dabei sind, kommt Elke Gründermann aus der Niederlausitz zum Weihnachtsmarkt auf die Burg. Seit 1998 präsentiert sie hier jährlich in ihrer Glaswerkstatt Entstandenes - inzwischen auch Weihnachtsbaumschmuck aus Porzellan von Schneeflocken über Sterne bis hin zu gewellten trötenartigen Stücken, die sie „Harlekine“ nennt. Für Elke Gründermann ist die Burgenweihnacht, die vom Förderkreis Konradsburg organisiert wird, trotz der langen Anreise ein Muss: „Ich finde es einfach schön hier.“
Die üblichen Verdächtigen
Nicht nur im Klosterkeller, sondern auch in vielen anderen liebevoll weihnachtlich geschmückten Räumen der Konradsburg ließen sich am dritten Adventswochenende Künstler wie Kunsthandwerker bei ihrer Arbeit zuschauen und boten ihre Produkte feil. Keramiker gehörten ebenso dazu wie Korb- und Bürstenmacher oder Kunstholzarbeiter. Wie in jedem Jahr, gab es auch diesmal ein buntes Markttreiben, regionale Produkte, Deftiges oder Süßes, das beispielsweise durch die Mägde in der Schwarzen Küche am offenen Feuer gezaubert wurde. Auf die Jüngsten warteten unter anderem eine Bastel- und eine Märchenstube oder die Hexe Flatterbein, die sich der Wünsche der Kinder annahm. Ganz traditionell kam auch der Weihnachtsmann vorbei.
Bei der inzwischen 19. Burgenweihnacht gab es aber auch Neues: „Nachdem wir im vergangenen Jahr die Scheune zum ersten Mal geöffnet hatten und die Besucher einen Blick hineinwerfen konnten, haben wir sie in diesem Jahr zu einem Drittel hergerichtet und Stände aufgebaut“, sagt Christa Wycisk vom Förderkreis Konradsburg. In den Mauern der Scheune, die der Verein gern noch mit einem Dach versehen möchte, gibt es auch eine kleine Bühne. Sie wurde erstmals beim Minneturnier genutzt; zur Burgenweihnacht spielten hier die Halberstädter Blasmusikanten auf.
Fleißige Hände
„Und wir haben den Markt erweitert“, so Christa Wycisk weiter. Hinter dem Tor, auf dem ehemaligen Projektplatz, gab es nicht nur weitere Stände und Stockbrot für die Jüngsten. Auch die Interessengemeinschaft Historische Artillerie mit Sitz in Ballenstedt hatte hier ein kleines Biwak aufgeschlagen und bot weißen sächsischen Glühwein an. „Traditionell war der Glühwein in Sachsen weiß. Dort wuchsen unter anderem anspruchlose Sorten wie Müller-Thurgau. Der Weißwein war der normale Haus- und Gebrauchswein, aus dem auch Glühwein gemacht wurde“, erklärte Matthias Fuhrich von der Interessengemeinschaft, die die Geschichte der sächsischen Truppen in der Zeit von 1810 bis 1813 wieder aufleben lässt.
Auch in diesem Jahr waren bei der Vorbereitung und Durchführung der Burgenweihnacht alle Vereinsmitglieder mit eingebunden. Sei es beim Kuchen- oder Waffelbacken oder beim Putzen von kiloweise Kartoffeln, Möhren und Zwiebeln für die berühmten Konradsburger Kartoffelpuffer. Oder beim Aufbau sowie der Reparatur der Holzhütten: Hier haben zum Beispiel viele Menschen aus Ermsleben, die auch zuvor schon geholfen hatten und nun Mitglied im Verein sind, „unendlich viele Stunden geleistet“. Es gab, so Christa Wycisk weiter, wie immer viele fleißige Hände. „Ohne diese wäre die Burgenweihnacht gar nicht möglich.“
Die Holzhütten in der Scheune müssen - anders als zuvor im Burghof - nach der Burgenweihnacht nicht mehr weggeräumt werden. Sie bleiben stehen und werden künftig auch für die Schülerprojekte genutzt. (mz)

