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Bürgermeister von Bad Suderode Bürgermeister von Bad Suderode: Abschied nach 37 Jahren

Von Detlef Anders 03.07.2015, 16:30
Der scheidende Bürgermeister Gert Sauer blickt vom Rathausbalkon, das Wappen hat er gerade noch einmal aufarbeiten lassen.
Der scheidende Bürgermeister Gert Sauer blickt vom Rathausbalkon, das Wappen hat er gerade noch einmal aufarbeiten lassen. Chris Wohlfeld Lizenz

Bad Suderode - Das Arbeitszimmer im Rathaus ist aufgeräumt. Alles ist bereit. Am Montagnachmittag wird Gert Sauer (FDP) sein Amt als Oberbürgermeister an seinen Nachfolger David Rügner (parteilos) übergeben. 41 Jahre lang war er im Gemeinderat. 37 Jahre davon war er Bürgermeister. Nur von 1990 bis 1994 gab es drei andere Bürgermeister. Damit geht einer der dienstältesten Bürgermeister im Land in den Ruhestand. „Ich werde tatsächlich im nächsten Frühjahr 70“, sagt Sauer. „Wenn ich eine Wahlperiode hätte dranhängen wollen, dann wäre ich mit 75 rausgegangen. Ich denke, ich habe mir den Ruhestand verdient.“

Gert Sauer war 1961 als Jugendlicher mit seinen Eltern von Klostermansfeld nach Bad Suderode gezogen. Als er nach dem Armeedienst zurück kam, wurde Sauer vom damaligen Rat des Kreises 1970 für die Volkszählung geholt. Dem folgt ein Direktstudium im Staats- und Verwaltungsrecht in Weimar. 1974 wurde er Bürgermeister in Bad Suderode. Zwischen 1975 und 1978 folgten noch vier Jahre als Ortschef in Weddersleben. Ab 1979 war er dann wieder in Bad Suderode. In der Zeit absolvierte Sauer auch noch ein Fernstudium an der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften in Potsdam-Babelsberg.  (dan)

Dabei geht er noch nicht so ganz aus dem Rathaus. Sauer wird bis zum Jahresende noch im früheren Sekretariat neben dem Ratssaal seinen Job als geschäftsführender Vorsitzender des Heilbäder- und Kurorteverbandes Sachsen-Anhalt ehrenamtlich weiterführen. Doch bei der Neuwahl im November will er sich auch dort verabschieden. Die Geschäftsstelle soll dann nach Bad Salzelmen wechseln. Nur einige Ehrenämter möchte der Bad Suderöder, der im Präsidium des Deutschen Heilbäderverbandes ist, auch im Ruhestand noch nicht aus den Händen geben. Im Ausschuss für Begriffsbestimmungen des Deutschen Heilbäderverbandes, der die Qualitätskriterien kontrolliert, will er bleiben.

Sauer kann sich als Bürgermeister vieles mit auf die Fahne schreiben. Wenn er an die Zeit ab 1994 denkt, dann fallen ihm die vielen Straßen ein, die grundhaft ausgebaut und mit allen Versorgungsleitungen und Entsorgungskanälen versehen worden sind. „Ich bin stolz, dass sich der Ort in den Jahren so entwickelt hat. Wenn man es vorher gesehen hat, sieht man ganz deutlich, dass er ein Schmuckstück geworden ist.“

Natürlich sieht Sauer auch, dass es mit dem Ort in den letzten zwei Jahren sogar wieder bergab geht. „Manches ist nicht machbar, manches nicht finanzierbar.“ Vor allem das seit zwei Jahren geschlossene Kurzentrum sei sein größtes Sorgenkind. Nach den gescheiterten Verkaufsversuchen hat es sehr gelitten, und mit der nun fast bedingungslosen Verkaufsabsicht, hat Sauer große Bauchschmerzen. Falls es nicht in gute Hände kommt und nicht mehr für den Gesundheitstourismus genutzt wird, werde es einen weiteren Abbruch geben. „Das wäre ein derber Stoß in die wichtigsten Organe“, denkt Sauer. Er hofft auch, dass die Heilquelle und der Kurpark - die wichtigsten Kriterien für die Anerkennung als Heilbad - nicht mit verkauft werden. „Das wäre ganz bitter.“

Seinem Nachfolger wünscht Gert Sauer alles Gute, „dass er ein glückliches Händchen hat und alles unternimmt, damit der Ort nicht weiter abbaut.“ Dafür seien Engagement und Liebe zum Ort nötig. Sauer habe mit Quedlinburg versucht, dem Ort mehr Schwung zu verleihen. Doch er habe gelitten, das sehe jeder. Ursächlich sei die Fernsteuerung des Ortsteils. Auch wenn Aufgaben mit dem Bauhof abgestimmt werden, konnten sie nicht immer so umgesetzt werden, wie einst, als er noch im Ort war.

Wohnzimmer im Ratszimmer

Nach den zwei Studien zog Sauer mit seiner Frau und den zwei Kindern 1981 für vier Jahre sogar im Rathaus ein. „Da wo das Ratszimmer ist, war unser Wohnzimmer.“ Sauer war Chef von über 40 Mitarbeitern im Ort, darunter auch Bauhof und Schulküche. Doch allein im Rathaus habe es zwölf Mitarbeiter, darunter einen hauptamtlichen Stellvertreter, gegeben. Und trotz der Mangelwirtschaft in der DDR habe er etwas gestalten können, ohne deren negative Seiten unter den Teppich kehren zu wollen. Mit den Betrieben des Ortes und den Betrieben, die Ferienheime im Ort hatten, seien Verträge abgeschlossen worden. Sie stellten Geld - 100 000 bis 150 000 Mark pro Jahr - Maschinen, Material und Personal zur Verfügung, damit der Ort verbessert werden konnte. Das Material musste aber von den Herstellern der Ziegelsteine, Tonrohre, Sanitärkeramik oder Beton direkt durch persönliche Fahrten in die Betriebe organisiert werden. Dass er mit vielen Bürgern und Hilfe von Theodor Palme als Chef der PGH Rundfunk Gernrode sowie der Klinik die jahrelang aus hygienischen Gründen gesperrte Heilquelle und den Brunnentempel wieder in Gang brachte, gehört sicher zu Sauers größten Verdiensten. Am 1. Mai 1988 floss die Sole wieder. Sie war Grundlage dafür, dass der Ort im Jahr 2000 als Heilbad anerkannt wurde. Sauer habe bis 1990 von seinen Chefs beim Rat des Kreises viel Lob, aber auch Kritik, weil er zu oft den Finger in offene Wunden gelegt hätte, zu hören bekommen.

Nach der Wende war Sauer selbstständig als Handelsvertreter für Büromaterial und später für Bürostühle. Dass er 1994 als Ortschef gewählt wurde, überraschte manchen. „Die Verankerung in der Bevölkerung, die Verbindungen zu den Menschen, dies war der Garant für den Verbleib im Amt“, schätzt sein Freund Hans Rönisch ein. Ab 1994 war der Bürgermeister aber nur noch Ehrenamtler. Doch auch mit der Gernröder Verwaltung sei viel bewegt worden.

Zeit für Enkel und Reisen

Nun will er seinen Ruhestand genießen. „Ich falle in kein schwarzes Loch.“ Im Haus und Garten sei immer was zu tun. Zusammen mit seiner Partnerin hat Sauer acht Enkel, die gern und oft nach Bad Suderode kommen. Gerade habe er angefangen, ein Baumhaus für die Enkel zu bauen. „Und ein bisschen was von der Welt will man ja auch noch sehen, so lange man noch gesund ist.“ Und in Bad Suderode will Sauer auch in der Initiative „Ein Herz für Bad Suderode“ mithelfen, den Ort lebenswert für die Bürger zu halten. Nur der Fremdenverkehrsverein, dessen Vorsitzender Sauer ist, werde sich auflösen. (mz)