Blasiikirche Quedlinburg Blasiikirche Quedlinburg: Schönheitskur für das Westportal

Quedlinburg - Der Schmutz in der Luft hat in Kombination mit Feuchtigkeit dafür gesorgt, dass Poren in den alten Steinen verstopft sind, sich stellenweise eine Kruste gebildet hat. Mit einer Strahlpistole ist Mirko Ott, Oberflächenbearbeiter bei den Werkstätten für Denkmalpflege, derzeit dabei, den Sand- und Naturstein am Westportal der Quedlinburger Kulturkirche St. Blasii zu reinigen.
Dafür werden winzig kleine Silikat-Partikel mit geringem Druck auf die Steine gesprüht, erklärt Mirko Ott. Das sorgt neben der Reinigung dafür, dass auch die Poren der Steine wieder offen sind, Feuchtigkeit besser abtrocknen kann.
Mit dem Abstrahlen haben die Arbeiten zur Restaurierung des Westportals der Kirche begonnen. Auftraggeber für die Restaurierung ist die Stadtverwaltung Quedlinburg; die Planung liegt in den Händen des Büros Schwarz und Sturmat, mit den Arbeiten sind die Werkstätten für Denkmalpflege beauftragt.
Blasiikirche Quedlinburg: Es wird Stück für Stück saniert
1990 war St. Blasii von der evangelischen Kirchengemeinde zur Nutzung an den damaligen Rat der Stadt Quedlinburg übertragen worden. Seitdem ist die Kirche nicht nur zur Kulturkirche entwickelt worden, deren 25-jähriges Bestehen in diesem Jahr gefeiert wurde. Mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und Stiftungen unter derem Dach hat die Stadt die Blasiikirche seither auch Stück für Stück saniert und restauriert.
Mit einer solchen Unterstützung erfolgen nun auch die Arbeiten am Westportal - und beginnend ebenso am Nordportal: „Die Portale müssen saniert werden“, sagt Kerstin Krykalla vom Hoch- und Tiefbauamt der Stadtverwaltung, mit Blick auf den Zustand und die Schäden.
Blasiikirche Quedlinburg: Zwischenzeitlich wurd schon wegen Steinabbruch gesperrt
Das Westportal hatte nach einem kleinen Steinabbruch zwischenzeitlich schon einmal kurz gesperrt werden müssen. Die Portale seien wichtig für das Erscheinungsbild der Kirche, in der viele kulturelle Veranstaltungen stattfinden, so die Bauingenieurin.
Die Ansichten von West- und Nord- sollen dem Südportal gleichen, das bereits saniert worden ist. Die Arbeiten haben einen Gesamtumfang von rund 53.500 Euro. Insgesamt 25.000 Euro kommen von der Blasii-Stiftung, die bereits seit 1989 die Sanierung der Kulturkirche unterstützt, und der Stiftung Görlitzer Fortbildungszentrum für Handwerk und Denkmalpflege, beides Stiftungen unter dem Dach der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Rund 28 500 Euro fließen aus dem Förderprogramm Städtebaulicher Denkmalschutz.
Das Westportal - es gehört zu den ältesten Teilen der 1222 erstmals erwähnten Kirche - ist der Haupteingang. Viele Bauteile - wie große Gesimse und das auf der linken oberen Seite eingelassene Epitaph, eine Tafel mit Inschrift - seien mit Metallklammern befestigt, erklärt Restaurator Steffen Marko.
Hier entstünden die meisten Schäden: Das Metall roste, der Rost drücke den Stein weg. „Das beginnt mit Rissen und kann dann dazu führen, dass ein Stück Stein herunterfällt.“
Blasiikirche Quedlinburg: Mit Spitze oder kleinem Pinsel eine Lösung aufgetragen
Der am Portal verbaute Sandstein sei auch nicht sehr witterungsresistent, sondern sehr weich. „Am Anfang haben wir eine Voruntersuchung durchgeführt, Fugen geöffnet, losen Mörtel ausgeräumt, geguckt, wo Metallklammern stecken“, erläutert der Restaurator weiter.
Jetzt würde gereinigt, die Offenporigkeit des Steins wiederhergestellt. Anschließen soll sich eine Festigung: Beispielsweise an solchen Stellen, zeigt Steffen Marko auf einen Bereich, in dem die Oberfläche des Steins bei Berührung regelrecht zerbröselt, soll mit Spitze oder kleinem Pinsel eine Lösung aufgetragen werden, ein Kieselsäureester.
„Dieser legt sich in die offenen, zerrütteten Poren hinein und verfestigt diese.“ Die Lösung wird mehrfach aufgetragen, muss trocknen, „ausreagieren“, wie Marko sagt.
Für diese Arbeiten, die am Portal auf etwa sechs Meter Breite und bis in sechs Meter Höhe erfolgen und auch Epitaph und Oculus - das oberhalb eingelassene Rundfenster - umfassen, bleibt das Gerüst stehen. „Noch etwa zwei, drei Wochen“, sagt der Restaurator.
Im kommenden Jahr, wenn das Wetter frostfrei ist, die Temperaturen auch nachts im Plusbereich liegen, gehen die Arbeiten weiter. Dann sollen an Stellen, wo aus den Steinen Teile herausgebröselt oder weggebrochen sind, Ergänzungen mit farblich angepasstem Mörtel erfolgen.
„Und vielleicht erfolgt hier und da auch ein Steinaustausch, wenn dieser zu stark geschädigt ist“, sagt der Restaurator. Aufgearbeitet werden mit der Restaurierung auch die Außentüren sowie die Windfänge - die hölzernen Innentüren - an West- und Nordportal. (mz)