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Bis zum 31. Dezember in Quedlinburg Bis zum 31. Dezember in Quedlinburg: Der Schmerz bekommt ein Gesicht

Von RITA KUNZE 21.09.2010, 14:26

QUEDLINBURG/MZ. - Als wäre sein Bein noch da, umfasst der Mann den unsichtbaren Unterschenkel. Er will dem Krankenpfleger zeigen, wo genau der Schmerz sitzt. Diese Begegnung war ein prägendes Erlebnis, sagt Mathias Beck. Der Krankenpfleger hat gemeinsam mit seiner Frau Heike, die als so genannte Schmerzschwester arbeitet, am Quedlinburger Klinikum eine Ausstellung erarbeitet, die sich umfangreich und gut verständlich dem Thema Schmerz widmet. Einfühlsamen Porträts, fotografiert von Mathias Beck, stehen Texte zur Seite, die Erfahrungen aus dem Klinikalltag widerspiegeln. Daneben hat der Journalist Klaus Bachmann seine Beiträge zum Thema, die in einer Ausgabe des Geo-Magazins erschienen sind, für die Ausstellung zur Verfügung gestellt.

Heike Beck arbeitet seit vier Jahren als so genannte "Pain Nurse" am Klinikum. Ihr Fazit: "Viele Patienten haben eine lange Leidensgeschichte hinter sich und die Erfahrung gemacht: Ich bin krank, aber keiner glaubt mir das." Schmerz ist vielfältig, und so viele Arten es gibt, so viele Vorurteile gibt es auch. Mit ihnen wollen Heike und Mathias Beck ebenso aufräumen, wie sie Betroffenen zeigen möchten, dass sich der scheinbar unvermeidliche Teufelskreis auch durchbrechen lässt. "Starke Schmerzen müssen nicht sein", ist denn auch die Ausstellung überschrieben, und am Ende des Rundgangs mit 31 Schautafeln und zahlreichen Fotografien gibt es einen großen Überblick über Therapiemöglichkeiten, die unter anderem auch den ganzheitlichen Ansatz einschließen. Denn Schmerz legt sich beinahe unweigerlich auf die Seele, und "bis 2005 wurde die Psyche bei der Schmerztherapie kaum berücksichtigt", sagt Heike Beck. "Seitdem wird Wert darauf gelegt, dass die Psyche mit behandelt wird."

"Schmerz ist subjektiv, aber messbar", sagt Mathias Beck. Die Skala reiche bis zehn und lasse sich in einer Art "Fieberthermometer" darstellen. Dennoch: "Nur der Patient selbst kann sagen, was für Schmerzen er hat, und das muss so akzeptiert werden", sagt Heike Beck. Die Arbeit an der Ausstellung hat Mathias Beck neue Erkenntnisse gebracht: "Für mich waren viele Zusammenhänge nicht so klar. Dass Schmerz so vielschichtig und komplex ist, hätte ich nicht gedacht." Auf diesen Effekt hoffen die beiden Ausstellungsmacher auch bei den Besuchern der Exposition, die sich an Patienten, deren Angehörige und auch das Klinikpersonal richtet. Erste Nachfragen habe es schon gegeben, sagt Heike Beck.

Die Ausstellung "Starke Schmerzen müssen nicht sein" ist bis zum 31. Dezember im Wartebereich des Klinikums im Erd- und 1. Obergeschoss zu sehen. Danach soll sie als Wanderausstellung auch anderen Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden, beispielsweise den anderen Krankenhäusern in der Region.