Bis auf die Grundmauern
wedderstedt/MZ. - Gudrun D. und und ihr Mann Bruno haben in der Nacht zum Sonntag kaum ein Auge zugetan. "Erst wenn es einen selbst betrifft, kann man begreifen, was so ein Brand bedeutet", sagt die Wedderstedterin. Ein Nebengebäude im rückwärtigen Teil ihres Grundstücks ist am Sonnabendnachmittag komplett abgebrannt. Die Flammen haben eine Scheune und ein angrenzendes Gebäude, in dem sich unten eine Gaststätte befand, komplett zerstört. Zum Glück ist das Wohnhaus der beiden nicht direkt betroffen. Jedoch ist die Heizungsanlage, die das Wohnhaus mit versorgt, ein Raub der Flammen geworden. Zudem ist anscheinend die Wasserleitung beschädigt, so dass die D.s seit Sonnabend ohne Wasser und ohne Heizung dastehen. "Gottseidank haben wir in unserem Haus noch einen alten Kachelofen. Den heizen wir jetzt. So ist es wenigstens in einem Raum warm", sagt Frau D. Und die Wedderstedter Feuerwehr hilft mit einem 1 000-Liter-Tank Trinkwasser aus. Bei aller Bestürzung über das Geschehene ist Frau D. dankbar über die große Anteilnahme im Ort, in dem die Familie viele Verwandte und Freunde hat. Dennoch: Der Schaden ist immens, wird im Polizeibericht mit rund 100 000 Euro angegeben.
Am Sonnabend gegen 13 Uhr hatte eine Nachbarin den Rauch in dem Gebäude bemerkt und die Familie alarmiert. "Aber das Feuer hat sich rasend schnell ausgebreitet. Wir haben gleich gesehen, dass wir da selber nichts ausrichten können", sagt Gudrun D. Auch der Volvo, der in der Scheune untergestellt war, war nicht mehr zu retten.
Einsatzleiter Thomas Schnell sitzt am Sonntagmittag noch mit seinen Feuerwehrkollegen zusammen, um den fast 24-stündigen Einsatz auszuwerten. 74 Kameraden aus den Wehren Wedderstedt, Hausneindorf, Heteborn, Ditfurt, Wegeleben, Hedersleben und Quedlinburg waren stundenlang damit beschäftigt, zu löschen, zu sichern und sich um tausend Kleinigkeiten zu kümmern, die so ein Brand mit sich bringt. "Wir sind heilfroh, dass niemand verletzt wurde. Abgesehen von dem großen Schaden, der nicht zu begrenzen war, ist der Einsatz sehr gut verlaufen", schätzt er ein. Er bestätigt den Eindruck von Frau D., dass sich die Flammen wegen des trockenen Materials sehr schnell ausgebreitet haben. "Das Gebäude war einfach nicht mehr zu retten und wir haben bald gemerkt, dass wir es kontrolliert abbrennen lassen müssen". Deshalb sei es auch nötig gewesen, die ganze Nacht über Brandwachen einzusetzen. Obwohl die Bewohner der beiden dicht am Brandherd stehenden Häuser gebeten wurden, ihre Wohnungen zu verlassen, hat laut Polizei keine Gefahr bestanden, dass das Feuer übergreift. Thomas Schnell bezeichnet es als einen glücklichen Umstand, dass das Feuer nicht in der Woche, sondern an einem Sonnabend ausgebrochen ist. "So waren wir fast zu 100 Prozent einsatzfähig. In der Woche wäre das nicht möglich gewesen", sagt er und lobt auch den Einsatz der Nachbarwehren. Als Wedderstedter kennt er die betroffene Familie. "Das tut einem leid, wenn man den riesigen Schaden sieht", sagt er. Auch um die Gaststätte sei es schade. Die Familie musste sie vor ein paar Jahren aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. "Doch die Gaststätte war sehr beliebt, auch über Wedderstedt hinaus", so Schnell. Das betroffene Gebäude hatten die Eltern von Frau D. vor Jahren an den heute 37-jährigen Enkel übergeben. Der ist gestern, nachdem er die Nachricht erhalten hatte, gleich aus Bad Oyenhausen angereist. Heute untersucht die Kriminalpolizei den Brandort, auch ein Gutachter der Versicherung wird heute erwartet.