Bildhauer aus Harzgerode Bildhauer aus Harzgerode: Museologin präsentiert Buch über Wilhelm und Carl Otto

harzgerode/MZ - Als der Kultur- und Heimatbund Harzgerode den Nachlass des Bildhauers Wilhelm Otto übernahm, barg das zugleich die Verpflichtung, das Leben des Künstlers zu erforschen. Mit Hilfe der Museologin Julia Witt wurde dies in die Tat umgesetzt. Das Ergebnis der Forschungen liegt nun vor, in handlicher Buchform, reichlich illustriert und sachkundig zusammengestellt. Die Autorin und der Verein präsentierten ihr Buch „Vom Handwerk zur Kunst – Die Bildhauer Wilhelm und Carl Otto aus Harzgerode“ am Wochenende erstmals einem interessierten Publikum.
Zwei Jahre lang hat sich Julia Witt intensiv mit dem Leben der beiden Männer befasst. Ihre Doktorarbeit, mit der sie Reformen an Kunstakademien während der Weimarer Republik untersuchen will, musste warten. „Mir macht es sehr viel Spaß, Lebensläufe zu rekonstruieren“, erklärt sie den Eifer, mit dem sie bei der Sache war. Entstanden ist ihr erstes großes Buch, auf das sie sehr stolz ist. Der Kontakt zum Harzgeröder Verein wurde übrigens über die Familie von Jutta O’Connell, der Enkelin von Wilhelm Otto, hergestellt.
Elternhaus steht noch immer in der Lindenstraße
Julia Witt hatte sich intensiv mit dem Leben von Karl Otto (1904 – 1975) beschäftigt. Der Sohn von Wilhelm Otto war Architekt und Hochschullehrer. Die O’Connells meinten, dass nicht nur Karl, sondern auch Wilhelm von Interesse sein könnten. Und sie haben sich nicht getäuscht.
Julia Witt hat unzählige Details aus dem Leben der Otto-Brüder zusammengetragen. Das Elternhaus steht immer noch in der Lindenstraße 5. Es gibt Fotos der Eltern, aus dem Privatleben der Brüder sowie Berichte über die Lehrausbildung in der Mägdesprunger Hütte, wo Wilhelm Modellierer wurde, und den weiteren beruflichen Werdegang.
Mit dem Buch wird eine Lücke in der Geschichte Harzgerodes geschlossen. Kaum jemand wusste bis zum Jahr 2009 etwas über die berühmten Söhne der Stadt. Erst ein Anruf von Wilhelm Ottos Enkelin Jutta aus England brachte den Stein ins Rollen. Harald Koch aus dem Vorstand des Kultur- und Heimatbundes kann sich noch genau daran erinnern: „Nach dem Anruf schickte die Familie einen Fotokatalog und eine Objektliste und besuchte noch im gleichen Jahr Harzgerode.“ Hier fiel auch die Entscheidung, den Nachlass von Wilhelm Otto an den Verein zu übergeben. Mit Hilfe der Harzgeröder Spedition Sentker, der Sparkassenstiftung und der Stadtverwaltung wurden unter anderem Kunstwerke von der Medaille bis zur mannshohen Skulptur von der Insel in den Harz geholt.
Aus Platzgründen nur Bruchteil des Nachlasses zu sehen
Nach einer Sonderausstellung gibt es seit 2010 eine Dauerausstellung im Turmzimmer des Harzgeröder Schlosses. „Leider können wir dort aus Platzgründen nur einen Bruchteil dessen zeigen, was zum Otto-Nachlass gehört“, bedauert Koch. Außerdem seien die Forschungsarbeiten bei weitem noch nicht abgeschlossen. Der Kultur- und Heimatbund habe auch den Auftrag erhalten, die Verbindungen zwischen den Familien Otto und Liebknecht aufzudecken. Das sei Arbeit für die kommenden Jahre.
Die Nachforschungen zu den Otto-Brüdern haben nicht nur das Leben dieser beiden Männer deutlich gemacht, sondern viele überraschende Entdeckungen zutage gefördert. „Für mich ist es hoch spannend, zu sehen, dass viele weitere Harzgeröder vom Kunsthandwerker zum Künstler wurden. Die Stadt hat viele begabte junge Männer gehabt“, weiß Autorin Julia Witt. So die Bildhauer aus der Familie Elster, der Bildhauer Albert Wehrhahn oder der Schieloer Karl Blossfeldt, der durch streng-formale Pflanzenfotografien bekannt wurde. Auch diese Männer haben Platz in dem Buch über die Otto-Brüder gefunden.
Das Buch ist in der Stadtinformation und im Schloss Harzgerode erhältlich.