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Besucherbergwerk in Elbingerode schließt Besucherbergwerk in Elbingerode schließt: Schicht im Schacht

Von Wolfgang Schilling 26.10.2015, 18:38
Die Lok fährt zur Parade aus dem Berg.
Die Lok fährt zur Parade aus dem Berg. Wolfgang Schilling Lizenz

Elbingerode - Ein herzliches „Glück auf“ allen Anwesenden zur offiziell letzten Grubenfahrt der Vereinsmitglieder in das Besucherbergwerk „Drei Kronen und Ehrt“. So begrüßte Harald Müller, Vereinsvorsitzender der Bergbaufreunde Elbingerode/Harz, die über 50 Anwesenden. Ein trauriger Tag für den Verein und alle an der Erhaltung der Traditionspflege eines ehemals strukturbestimmenden Wirtschaftszweiges Interessierten nicht nur rund um Elbingerode sei dies, sondern im gesamten Harz, resümierte Müller in seiner Ansprache.

Der moderne Bergbau begann zur Zeit der Aufrüstung in Nazideutschland im Jahr 1935, wurde mit seiner intensivsten Abbauphase in der DDR zur Gewinnung von Schwefelkies bis 1990 unter dem Namen „Grube Einheit“ betrieben. Nach dem Ende des aktiven Bergbaus bemühten sich Bergleute, wenigstens einen Teil der Grube für spätere Generationen als Besucherbergwerk herzurichten.

Unter der Leitung von Hans Schaarschmidt entstand ein mit vielen funktionstüchtigen Maschinen ausgestattetes Museum, das sich für den Schwefelkiesabbau zu einem touristisches Highlight der Region entwickelte. Auf 20 Jahre Betriebszeit mit einigen kleineren Unterbrechungen kann dieses Besucherbergwerk zurückblicken. Dabei verwies Müller noch einmal auf die Anfänge, als mit ABM und mehreren Millionen DM Fördermitteln ein kleiner Teil der ehemaligen Grube zu einer Bildungs- und Traditionsstätte des Bergbaus entwickelt wurde.

Pyrit, auch als Schwefelkies, Eisenkies, Katzengold oder Narrengold bekannt, ist ein sehr häufig vorkommendes Mineral aus der Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Chemisch gesehen ist es die kubische Modifikation des Eisen(II)-Disulfids mit der chemischen Zusammensetzung FeS2 , besteht also aus Eisen und Schwefel im Verhältnis von eins zu zwei. Wirtschaftlich wurde Pyrit zur Gewinnung von Schwefelsäure abgebaut, gelegentlich auch zur Eisengewinnung.

Der bei der Schwefelsäuregewinnung übrigbleibende Rückstand, das sogenannte Purpur-Erz (Fe2 O3 ) oder auch Kiesabbrand, wird in Hochöfen zu Eisen verarbeitet. Des Weiteren wird Kiesabbrand auch als Poliermittel und Farbengrundstoff verwendet. Im Jahr 1999 wurden in Europa nur noch etwa drei Millionen Tonnen Pyrit zur Schwefelsäuregewinnung geröstet, der größere Teil Schwefelsäure wird inzwischen aus der Entschwefelung fossiler Brennstoffe und anderer Abgase gewonnen. 

Nun wird endgültig geschlossen, ist bald „Schicht im Schacht“, wie ein Bergmann lakonisch vermerkte. „Ich freue mich sehr, dass auch der Vorsitzende des Landesverbandes der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine Sachsen–Anhalts, Bergkamerad Gerald Meyer, zu uns gefunden hat. Seine Teilnahme sehe ich als Wertschätzung unseres intensiven Bemühens um den Erhalt des Besucherbergwerkes“, sagte Müller. Aus Niedersachsen erschien Bergkamerad Gerd Hintze, der Vorsitzende des Knappenvereins Bad Grund, der zur aktiven Zeit in der „Grube Einheit“ gearbeitet hatte. Dass einige Mitglieder des Vereins und auch die jetzt als Betreiber tätige Arbeitsförderungsgesellschaft trotz vielfältiger Versuche, das Ende abzuwenden, schließlich gescheitert sind, stimmte die Kameraden sehr traurig. „Heiß umstritten ist bis heute die Begründung für die Verwahrung des restlichen einen Prozents der Grubenhohlräume. Sowohl die Praktiker aus unseren Reihen als auch die ortskundigen Wissenschaftler können den vorgesehenen Schritt des Eigentümers Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) nicht nachvollziehen“, zeigte sich der Vereinsvorsitzende bitter enttäuscht.

Ein technisches Denkmal geht verloren, resümierte Müller, denn mit der Schließung versinkt der letzte Teil der einst wichtigen Produktionsstätte für die Grundstoffindustrie der DDR in Kürze im schlammigen Versatzgut. Eine feierliche und zugleich bedrückende Veranstaltung folgte, als mit der Grubenbahn, ein letztes Mal an bessere Zeiten erinnernd, eingefahren wurde. Nach der Grubenfahrt zeichnete der Verein die jetzige Belegschaft um den Bereichsleiter Ingo Brauckhoff mit Präsenten für ihre Tätigkeit aus. Verbandspräsident Gerald Meyer ehrte mehrere aktive Mitglieder des Vereins für ihre aufopferungsvolle Arbeit. Im Anschluss tagte man in der Gaststätte „Goldener Adler“ von Elbingerode, um bei Fotovorträgen von Herbert Zange und Gerd Hintze das Bergwerk noch einmal lebendig werden zu lassen. Nun wird die Grube Besucher noch bis zum 1. November empfangen. Es wurde aber seitens des Betreibers darauf hingewiesen, dass schon sehr viele Führungen ausgebucht sind. „Keinesfalls sollte man erst am letzten Tag zu einer Führung kommen.“ Telefonische Voranmeldungen sind unter Telefon 039454/4 29 10 durchaus sinnvoll. (mz)