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Grube Glasebach in Straßberg Bergwerksmuseum steht vor der Wiedereröffnung

Acht Wochen war wegen Reparaturarbeiten geschlossen. Am Sonnabend wird das Bergwerksmuseum wiedereröffnet. Was passiert und was geplant ist.

Von Susanne Thon 25.11.2022, 15:39
Alexander Bauer zeigt den Gästen künftig auch einen Bereich, der vorher nicht zugänglich war.
Alexander Bauer zeigt den Gästen künftig auch einen Bereich, der vorher nicht zugänglich war. (Foto: Susanne Thon)

Strassberg/MZ - „Je mehr Gruben ich kennenlerne, umso schöner finde ich unsere hier“, sagt Alexander Bauer auf dem Weg zum Seigerschacht, über dem das Fördergerüst steht. Die Grube Glasebach, sie sei eben einzigartig, bekräftigt er. Der 34-jährige ist Grubenführer – seit Juli erst.

Für den Bergbau interessierte er sich vorher nicht sonderlich: „Als ich hier angefangen habe, habe ich nicht mal gewusst, was eine Sohle ist“, gibt er unumwunden zu. Aber sein Kollege Falk Dörge hat ihn nicht nur eingearbeitet, sondern auch „voll angesteckt“: „Er hat mir alles erklärt, und das mit so einer Leidenschaft“, erzählt Bauer. Gute zwei Wochen wich er „seinem Vorarbeiter“ nicht von der Seite, machte auch alle Führungen mit – vier Mal am Tag war er unten –, eh er seine erste Besuchergruppe übernahm, Dörge damals noch im Hintergrund wissend.

Ab Samstag, 26. November, können die beiden ihre Begeisterung für den Altbergbau auch wieder mit Besuchern teilen. Dann wird das von der Arbeitsförderungsgesellschaft Harz betriebene Bergwerksmuseum Grube Glasebach wiedereröffnet.

Grill-Lok wird angefeuert

Zur Feier des Tages wird es nicht nur Führungen über und unter Tage geben, auch die Grill-Lok, die zum Grill umfunktionierte Grubenbahn, wird zum zweiten Mal nach dem Kaiser- und Königstreffen im September, angefeuert. Es wird Stände geben, Glühwein, Kinderpunsch und Marshmallows, die über die über dem Feuer gegrillt werden können, und einen Weihnachtsbaum, der darauf wartet, von den Kindern dekoriert zu werden. Von 9 bis 18 Uhr stehen ist an dem Tag geöffnet, die letzte Führung beginnt um 16 Uhr.

Anfang Oktober wurde die Grube Glasebach aus wirtschaftlichen Gründen vorübergehend geschlossen. Ein paar Wochen zuvor hatte sich 20 Meter hinter dem Stolleneingang, unter dem Weg zwischen dem obertägigem Ausstellungsbereich und der Radkammer, Gestein gelöst. Führungen unter Tage waren seither nicht möglich. Ein auf Berg-, Stollen- und Tunnelbau spezialisiertes Unternehmen, BST Mansfeld, musste ran. Längst ist der Bereich beräumt, ausgebaut und gesichert. Auf rund sechs Metern wurden neben den alten neue Türstöcke eingezogen. Zehn Tage waren angesetzt, nach acht war alles erledigt.

Warum die Führung jetzt länger dauert

Und unter Tage ist noch mehr passiert: Alexander Bauer verweist noch auf eine kleinere Baustelle, die es am Rande der Führungsstrecke auf der zweite Sohle gab. „Hier konnte man keine Gäste reinschicken. Hier lagen Steine rum, hier lag Holz rum.“ Gerade beim Gewicht vom Holz kann man sich schnell mal vertun, selbst wenn’s nur kleine Stücke sind. „Wenn das voll gesaugt ist mit Wasser, wiegt das mehr als ich“, sagt Bauer. Die Ecke im laufenden Betrieb zu beräumen – unmöglich. Das ist eine ganz schöne Plackerei. Einen ganzen Tag lang waren die beiden Grubenführer am Schleppen, kamen dabei ganz schön ins Schwitzen. Das Ergebnis ihrer Mühen: Besucher können jetzt noch ein Stück mehr Bergwerk entdecken. „Die Tour dauert jetzt gefühlte fünf Minuten länger“, sagt Bauer, zeigt verschiedene Sinterungen an den Wänden, kleine Stalaktiten, mächtige Holzstempel und etwas, das mal ein Rettungsweg werden sollte.

An den Verbruch im Eingangsbereich der Grube erinnert nichts mehr. Fachleute haben die Stelle  beräumt, ausgebaut und gesichert.
An den Verbruch im Eingangsbereich der Grube erinnert nichts mehr. Fachleute haben die Stelle beräumt, ausgebaut und gesichert.
(Foto: Susanne Thon)

Die acht Wochen Schließung hätten richtig reingehauen, das lasse sich nicht von heute auf morgen wettmachen, es gebe bislang auch kaum Anmeldungen, räumt Marco Runschke ein, der in Vertretung vorübergehend die Leitung des Bergwerksmuseums innehat. Er spricht von einer „absoluten Vollbremsung“ nach den besucherstarken Sommermonaten. Das Adventsgrillen am Sonnabend solle deshalb auch dazu dienen, dass sich die Wiedereröffnung schnell herumspreche.

Für deren Vorbereitungen beginnt jetzt der Endspurt. Seit vergangener Woche arbeiten die Mitarbeiter – vorher in Kurzarbeit – wieder voll. Auf dem Programm standen „die ganz normalen Arbeiten, dass wir wieder starten können“, so Runschke. Putzen war angesagt, Jacken und Helme für die Besucher mussten gereinigt und die Grube kontrolliert werden. Speise- und Getränkekarte wurden auf den aktuellen Stand gebracht, aussortiert, was nicht läuft, Neues aufgenommen.

„Das ist genau mein Ding“

Grubenführer Alexander Bauer, der seit drei Jahren in Straßberg lebt, freut sich – wie auch seine Kollegen – auf die Wiedereröffnung. Schon beim Probearbeiten war ihm klar: „Das ist genau mein Ding.“ Vorher war er sein gesamtes Berufsleben lang im Einzelhandel tätig, pendelte zuletzt jeden Tag nach Quedlinburg oder Magdeburg. „Das war zeitintensiv, und das meiste Geld ist in den Tank geflossen. Da habe ich mich umgehört, was es hier für Jobs gibt, mitbekommen, dass die Grube unbedingt Führer sucht, und mich einfach mal beworben.“ Vor Gruppen sprechen? Zwar eine Umstellung, aber kein Problem: „Das Gute ist, ich bin ’ne Thekensau. So haben wir’s genannt. Ich war immer der Fleischer, der Bäcker oder an der Kasse, habe also mit dem Leuten erzählt. Der Unterschied ist nur, dass ich hier nicht nur einen Kunden habe, jetzt gucken dich auf einmal 15 Leute an.“

Nach der Wiedereröffnung am Samstag ist das Bergwerksmuseum Grube Glasebach dienstags bis sonntags von 9.30 bis 16 Uhr geöffnet. Weitere Infos gibt’s auf www.grube-glasebach.de.