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Bei Haushaltsauflösung entdeckt Bei Haushaltsauflösung entdeckt: Kurhaus-Erbauerin ziert nun Badehaus

Von DETLEF ANDERS 21.01.2010, 14:40
Stefan Kiehne enthüllte das von W. Rein gemalte Bild der Johanna Kalberlah im alten Badehaus.
Stefan Kiehne enthüllte das von W. Rein gemalte Bild der Johanna Kalberlah im alten Badehaus. Detlef Anders

BAD SUDERODE - Es war Ende der 1970er Jahre bei einer Haushaltsauflösung in der Schwedderbergstraße aussortiert worden, weil niemand etwas damit anfangen konnte. Doch der damals um die 15 Jahre alte Stefan Kiehne, der sich sehr für Geschichte interessierte, erkannte, dass auf dem Bild im Hintergrund ganz klein das alte Kurhaus seines Heimatortes Bad Suderode abgebildet ist.

"Ich dachte, das gehört nach Bad Suderode und das muss gerettet werden", erklärte Stefan Kiehne. Jetzt ist die alte Dame im Konferenzraum des alten Badehauses neben historischen Ansichten des Kurortes zu sehen. Stefan Kiehne übergab das Bild als Dauerleihgabe der Kurverwaltung.

Das Gemälde zeigt Johanna Kalberlah, eine geborene Fiedler und verwitwete Beholz. Sie wurde am 13. August 1802 geboren, starb am 13. März 1869 am "Schlagfluss" und wurde drei Tage später auf dem Ortsfriedhof beigesetzt, hat der heute 46-Jährige nach einem Studium der Kirchenbücher des Ortes herausgefunden. Sie gilt als die für die Ortsentwicklung Bad Suderodes wohl wichtigste Frau des 19. Jahrhunderts.

Nachdem 1820 im Kalten Tal die Salzquelle wieder entdeckt wurde und 1821 das Wasser in Quedlinburg bereits für Badezwecke mit heilender Wirkung angeboten wurde, begann im damals unscheinbaren Örtchen der Badebetrieb. 1826 wird der erste Kurgast erwähnt, ein Jahr später kaufte der Herzog Alexius von Anhalt-Bernburg die Quelle samt dem umliegenden Land vom preußischen Fiskus und ließ das Wasser mit Ochsenkarren in sein Alexisbad schaffen. Nach einem seiner Vorfahren soll die Quelle am heutigen Felsenkeller "Beringer Brunnen" getauft worden sein. Im Gasthaus "Zur goldenen Weintraube" und "Zum heilsamen Brunnen", dem späteren Central-Hotel in der Friedrichsdorfstraße, gab es seit den 1920er Jahren erste Bademöglichkeiten.

Doch erst die damals 31-jährige "Witwe Beholz", ließ ein großes Kurhaus in Bad Suderode bauen. Johanna Beholz hatte das Potential des Ortes und seiner Quelle erkannt. Sie errichtete nach dem Tod ihres ersten Mannes vom Erbe am Ausgang des Kalten Tales das Bade- und Gasthaus "Zur Beringer Heilquelle" und eröffnete es am 14. Mai 1834. Fünf Jahre später folgte das "Neue Beringer Bad", das später als Haus Graun oder Bad Suderöder Hof bekannt ist und 1850 Heenes Hotel, zuletzt als Victor-Höth-Heim bekannt.

Nach Abriss Kurzentrum gebaut

Das Bad- und Gasthaus von Johanna Kalberlah wurde nach ihrem Tod um einen Saalanbau erweitert und als Hotel Michaelis bekannt. Es wurde später von Richard Mahlo betrieben, ehe es von der Gemeinde gekauft und später dem Kliniksanatorium angegliedert wurde. Anfang der achtziger Jahre musste es abgerissen werden. Von 1993 bis 1996 entstand an gleicher Stelle das neue Kurzentrum.

Bernd Schobeß restauriert Bild

"Wir haben uns über das Angebot von Herrn Kiehne sehr gefreut und dankbar angenommen", sagte Kurdirektor Kay Duberow. Im Badehaus, wo das Bild nun hängt, werden stets die neu ankommenden Gäste begrüßt, und auch in Führungen durch das Haus soll das Gemälde einbezogen werden.

Das Bild musste vor der Übergabe allerdings noch von Dr. Bernd Schobeß restauriert werden. "Nase und Wange mussten repariert werden." Durch die lange Lagerung auf dem Dachboden des Pfarrhauses, wo der Sohn des damaligen Pfarrers das Bild hingebracht hatte, war ein Stück der Farbe abgeplatzt, und auch der Rahmen musste noch repariert werden. Stefan Kiehne kann es dort übrigens auch jederzeit sehen - er ist der Gärtner des Kurbetriebes.