Ballenstedt Ballenstedt: Deponie wird zum Solarpark

Ballenstedt - Die Deponie „Am Galgenberg“ in Ballenstedt wird zum Solarpark: Ab August sollen dort mehr als 11.200 Module Sonnenenergie in umweltfreundlichen Strom verwandeln. Der Stadtrat hat in seiner jüngsten Sitzung den Beschluss gefasst, dass die Sunfarming GmbH ihr Projekt auf dem Gelände verwirklichen kann. Am kommenden Montag will das Gremium einen entsprechenden Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan fassen.
Grundbegrünung bleibt
Der Entschluss sei auch von wirtschaftlichem Handeln geprägt gewesen, sagt Bürgermeister Michael Knoppik (CDU). Die Stadt erhalte eine jährliche Pacht, diese sei auf 30 Jahre veranschlagt. Außerdem sei es sinnvoll, Flächen, die von der Landwirtschaft und auch anders nicht mehr genutzt werden könnten, mit Photovoltaikanlagen zu bestücken.
Wegen des Standortes habe es zunächst Bedenken gegeben, ob Autofahrer, die in Richtung Hoym, Radisleben oder Badeborn unterwegs sind, von den Modulen geblendet werden könnten, sagt Knoppik. „Es gibt aber keine Sichtbeeinträchtigung“, setzt er hinzu, „rundherum bleibt ja eine ,Grundbegrünung‘ da.“
Solarstrom in der Region verkaufen
Die Sunfarming GmbH ist ein in Europa und Afrika agierendes Unternehmen mit Sitz in Erkner bei Berlin. Vor rund neun Monaten habe es die stadteigene Deponie angeboten bekommen, um darauf eine Photovoltaikanlage zu errichten, sagt Michael Link, der im Unternehmen zuständig ist für Sachsen-Anhalt und Thüringen. „Nach Prüfung aller Verhältnisse und der Machbarkeit haben wir dann mit der Stadt Ballenstedt den Bebauungsplan Anfang 2016 gestartet.“ Die Anlage wird laut Link auf einer Fläche von 40.000 bis 50.000 Quadratmetern errichtet, die maximale Leistung betrage etwa 2 920 Kilowatt.
Sunfarming erwartet, dass am Standort in Ballenstedt jährlich etwa drei Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt werden können, „welche derzeit noch direkt ins Netz eingespeist werden, aber zukünftig der Versorgung von nahen Standorten des Gewerbes oder anderen genutzt werden“, so Link.
Das Unternehmen sei diesbezüglich „einer der führenden 100-Prozent-Ökostromerzeuger Deutschlands, mit eigener Strommarke“. Ziel sei es, den vor Ort erzeugten Solarstrom auch in der Region direkt zu verkaufen: an feste Stromabnehmer in der Nähe, ab 100.000 Kilowattstunden jährlich. Ihnen wolle das Unternehmen entsprechend günstige Tarife anbieten.
Zukunftsmusik
Für die Stadt Ballenstedt käme das „schon ein Stück weit in Betracht“, sagt der Bürgermeister, allerdings beziehe die Stadt ihren Strom von anderen Anbietern. „Wir decken damit nicht unseren Strombedarf“, sagt er mit Blick auf die zu errichtende Anlage. Solarstrom auf den eigenen Gebäuden zu errichten, sei schwierig, denn die stünden alle im Sanierungsgebiet - womit beispielsweise Solaranlagen auf dem Dach schon gestrichen sind. „Für uns ist das absolute Zukunftsmusik“, sagt Bürgermeister Knoppik.
Solarenergie wird im Landkreis Harz an mehreren Standorten im großen Maßstab zur Stromerzeugung genutzt. So gibt es zum Beispiel eine rund 27 Hektar große Photovoltaikanlage zwischen Westerhausen und Halberstadt, die auf einem ehemaligen Übungsgelände eines Panzerbataillons der Sowjetarmee errichtet wurde.
Am Ortseingang von Halberstadt aus Richtung Harsleben wird auf etwa fünf Hektar Fläche Solarstrom erzeugt, auf dem Flugplatz Ballenstedt geschieht dies auf 7,5 Hektar. Vier Hektar umfasst der „Solarpark Vorharz“ auf dem Gelände einer ehemaligen Schweinemastanlage in Neinstedt.
Im Landkreis Harz unterhält die Sunfarming GmbH noch eine Photovoltaikanlage in Deersheim bei Osterwieck. Die 2012 errichtete Anlage ist auf rund 3.500 Kilowatt ausgelegt. Zwei weitere Anlagen gibt es im Salzlandkreis in Barby und in Ilberstedt.
„Einen weiteren Standort für eine sinnvolle kleinere Anlage - zirka 1.000 Kilowatt - haben wir in Ballenstedt selbst bereits schon in Planung“, sagt Link. Welcher Standort das genau ist, wollte Link nicht sagen, auch nicht Bürgermeister Knoppik. (mz)