Bad Suderode Bad Suderode: Kurzentrum schließt nach 6267 Tagen
bad suderode/MZ - Als Schwimmmeister Erwin Zahnow am Sonntag um zwei Minuten nach zehn mit Tränen in den Augen zum letzten Mal die Sprudelanlage abschaltete, da hatte das Kurzentrum Bad Suderode 6.267 Tage am Stück geöffnet. Seit dem 10. Mai 1996 war die Kureinrichtung keinen Tag geschlossen, nicht Weihnachten, Ostern oder Silvester.
Nun ist das Haus zu, nach drei letzten Tagen unter Volllast: am Freitag Abiball im Kursaal, Samstag und Sonntag Brunnenfest. „Ich habe denen, die von der Belegschaft am Sonntagabend noch da waren, gesagt, dass ich stolz auf sie bin“, sagt Kurdirektor Kay Duberow. „Sie haben sich nicht zurückgezogen, sondern sich mit Glanz von den Gästen verabschiedet.“ Er überlegt einen Augenblick und fügt hinzu: „Aber auch mit Glanz in den Augen.“ Man brauche eine „hohe Frustrationstoleranz, um mit der Situation umgehen zu können“, sagt Duberow.
Für den Teil der Mitarbeiter mit befristeten Anstellungsverträgen - das betrifft 15 Frauen und Männer - war der 30. Juni auch der letzte Arbeitstag. Den restlichen 32 wurde laut Duberow nach der letzten Sitzung der Einigungsstelle zwischen dem 21. und dem 26. Juni gekündigt. Sie gehen jetzt peu à peu: zwei im Juli, zwei im September, drei im November und 25 am 31. Dezember. 16 der verbleibenden Mitarbeiter würden für „Abwicklungs- und Aufräumarbeiten“ eingesetzt. Dabei geht es zum Beispiel um das Sortieren und Entsorgen von Akten, das Aufräumen und die Reinigung von Räumen, den Jahresabschluss oder den Weiterbetrieb des Schwimmbades auf Sparflamme. „Für die übrigen Mitarbeiter kann die Gemeinde eine Arbeitseinteilung vornehmen“, sagt Duberow. Aber es sei schon jetzt klar: „Für einige von ihnen gibt es keine Einsatzmöglichkeiten.“ Sie bleiben bei vollem Gehalt zu Hause.
"Die Schlüsselattraktion in Bad Suderode ist geschlossen"
Dadurch werde die Schließung des Kurzentrums teuer, so Duberow. „Es ist kaufmännisch wenig sinnvoll, den Betrieb stillzulegen, wenn man in einem erheblichen Umfang weiter Kosten produziert.“ Allein für das Personal und Abfindungszahlungen seien im zweiten Halbjahr rund 950.000 Euro nötig, so der Kurdirektor. Mögliche Erträge des Kurzentrums in Höhe von 800.000 Euro fielen dagegen weg. „Schließlich ist die Schlüsselattraktion in Bad Suderode geschlossen“, so Duberow. Aus seiner Sicht wäre eine Schließung zum 31. Dezember billiger und besser gewesen. „Was jetzt getan wird, ist Sparen - koste es, was es wolle.“
Die Schließung wurde im November vom Quedlinburger Stadtrat beschlossen und musste vom Gemeinderat Bad Suderode bestätigt werden – sonst hätte das Land nach der Aufhebung der Eingemeindung nicht mehr die Defizite des Kurzentrums – pro Jahr etwa eine Million Euro – übernommen. Die 950.000 Euro, die das Kurzentrum nach Angaben Duberows bis zum Jahresende kosten wird, muss seiner Ansicht nach auch das Land überweisen, denn: „Kommunen können nicht in die Insolvenz gehen.“